Seite:Lucians Werke 1621.jpg

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der lächerliche Theagenes sagte. Denn um diese Summe könnte man die Stadt Parium[1] selbst und noch ihre fünf Nachbarstädte dazu sammt Menschen und Vieh, bewegliche und unbewegliche Habe zusammenkaufen.

15. Also wie gesagt, die schlimme Nachrede war noch warm, und es hatte den Anschein, daß nächstens ein Ankläger gegen ihn auftreten werde. Am meisten war die Bürgerschaft selbst gegen ihn aufgebracht, die es beklagte, daß ein so rechtschaffener Mann, wie der Alte nach dem Zeugnisse Aller, die ihn kannten, gewesen war, auf eine so ruchlose Art aus der Welt gekommen seyn sollte. Und nun hört, wie unser weiser Proteus in diesen mißlichen Umständen es anzugehen wußte, sich aus der Klemme zu ziehen. Er erschien in der Bürgerversammlung zu Parium, schon ganz im Aufzug eines Philosophen, mit langem Haar und Bart, in einem groben Mantel, einen Ranzen auf dem Rücken und einen Knotenstock in der Hand; kurz er machte eine höchst tragische Figur. So umgewandelt trat er auf und erklärte, das ganze Vermögen, welches ihm sein seliger Vater hinterlassen, schenke er hiermit der Stadt. Die Bürger, arme Schlucker, und nach dergleichen Spenden begierig, hatten kaum dieses Wort vernommen, als sie aus vollen Hälsen schrieen: „Das ist einmal ein Philosoph, wie es keinen mehr gibt! Ein Patriot ohne Gleichen! Der einzig würdige Nachfolger eines Diogenes und Crates!“ Seinen Gegnern war jetzt der Mund gestopft: denn Wer es gewagt


  1. Am Hellespont, Peregrin’s Geburtsort.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1621. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1621.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)