Seite:Lucians Werke 1633.jpg

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die Ausführung seines Vorhabens von einem Tage zum andern hinausgeschoben hatte, kündigte endlich die Nacht an, in welcher uns das Schauspiel seiner Verbrennung zu Theil werden sollte. Ich machte mich also in Begleitung eines Freundes gegen Mitternacht auf den Weg nach Harpina, wo sich der Scheiterhaufen befand. Wir hatten von Olympia längs dem Hippodrom zwanzig Stadien[1] ostwärts zu gehen, und fanden, dort angelangt, den Holzstoß in einer ungefähr klaftertiefen Grube aufgesetzt. Er bestand größtentheils aus Kienfackeln mit untermischtem Reisholz, damit er desto schneller in Flammen geriethe.

36. Sobald der Mond aufging - denn auch Luna sollte der herrlichen That Zeugin seyn – erschien der Mann in dem gewöhnlichen Cynischen Aufzuge, eine Fackel in der Hand, und in Begleitung der vornehmsten Häupter des Hundeordens, vor Allen aber des vortrefflichen Patrensers Theagenes, der gleichfalls eine Fackel trug, und in der That für die zweite Hauptrolle in diesem Drama sich nicht übel schickte. Diese Beiden traten nun herzu, und zündeten den Stoß an, dessen Kienholz und dürre Reiser, wie sich erwarten läßt, bald zu einer gewaltigen Flamme aufloderten. Und jetzt wohl aufgemerkt, mein Freund! Proteus legte den Ranzen, den Cynischen Mantel und den Herkules-Knüttel ab, und stellte sich in einem schmutzigen linnenen Unterkleid vor seine Zuschauer hin: darauf forderte er Weihrauch, den er erhielt und in die Flammen warf, indem er, das Gesicht gegen Mittag gerichtet (was nothwendig zum Ganzen der tragischen


  1. Eine kleine Stunde.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1633. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1633.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)