Seite:Lucians Werke 1820.jpg

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Critias. Um durch ihren Anblick zu schrecken und alles Gefahrdrohende von sich zu verscheuchen. Sie jagt damit den Feinden Furcht ein, und wendet den Sieg’ auf welche Seite sie will.

Triephon. Also deßwegen ist sie unüberwindlich, die lichtäugige Göttin?

Critias. So ist es allerdings.

Triephon. Nun denn, warum verbrennen wir die Schenkel unserer Rinder und Ziegen nicht lieber der Gorgo, die uns retten kann, statt Denen, die durch sie gerettet werden, damit sie auch uns, wie die Minerva, unüberwindlich machen möge?

Critias. Die Gorgo vermag ja nicht, aus der Ferne uns zu helfen, wie die Götter: sie hilft nur, wenn man sie herbeiträgt.

9. Triephon. Was ist es denn eigentlich mit dieser Gorgo? Das möchte ich mir von Dir sagen lassen, weil Du doch Untersuchungen hierüber angestellt zu haben, und damit ganz ins Reine gekommen zu seyn scheinst. Mir ist Nichts von ihr bekannt bis auf den Namen.

Critias. Sie war ehemals eine sehr schöne und liebenswürdige Jungfrau. Perseus aber, ein Mann von vornehmer Geburt, und seiner magischen Künste wegen berühmt, wußte ihr mit Zaubermitteln beizukommen, und schlug ihr hinterrücks den Kopf ab. Seit dem bedienen sich die Götter dieses Kopfes als Schutzwehr.

Triephon. Vortrefflich! das wußte ich bis jetzt nicht, daß Götter der Menschen benöthigt sind. Aber da sie noch lebte, zu was war sie zu brauchen? War sie etwa eine Hetäre

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1820. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1820.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)