Seite:Lucians Werke 1840.jpg

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Hermippus. Noch nicht, Freund! Fange nicht eher die Lobreden selbst an, bevor Du mir die Veranlassung erzählt hast, welche Euch auf diesen Gegenstand gebracht hat.

Charidemus. Ein unnöthiger Aufenthalt, mein Lieber. Inzwischen könnte ich schon lange mit meiner ganzen Erzählung fertig seyn. Doch – was will man machen, wenn man von einem guten Freunde genöthigt wird? Hier bleibt nichts übrig als nachzugeben.

5. Die Veranlassung zu unseren Reden also, die Du wissen möchtest, war der schöne Cleonymus selbst, der zwischen mir und seinem Oheim Androkles saß. Die ungelehrten Layen unter den Gästen konnten nicht satt werden, ihn anzusehen und von ihm zu sprechen: sie saßen wie bezaubert von seiner Schönheit, und führten, gleichgültig gegen alles Andere, nur das Lob des jungen Menschen im Munde. Wir Anderen, erfreut über den Sinn dieser Leute für das Schöne, zollten ihnen Beifall, und weil es uns keine Ehre gebracht hätte, müßig zu sitzen und über den schönsten Gegenstand das Wort den Ungelehrten zu lassen, da wir doch gerade hierin den Vorzug vor ihnen behaupten wollen, so kamen wir auf den Gedanken, von der Schönheit zu sprechen. Uebrigens fanden wir nicht für gut, uns namentlich auf das Lob dieses Jünglings einzulassen, weil wir ihn nicht noch eitler machen wollten, als er schon war; noch gefiel es uns, so ohne alle Ordnung, wie Jene, zu sagen, was eben Jedem vor den Mund käme; sondern wir wollten der Reihe nach Jeder seine Ansicht über den vorliegenden Gegenstand aussprechen.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1840. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1840.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)