Seite:Märchen (Montzheimer) 015.jpg

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Ebenso wie vorher lautete die sanfte Antwort:

„Goldwina heißt die Herrin mein,
Schon lange dien’ ich ihr.
Ihr Schloß liegt dort im Sonnenschein; –
Sie ist die Kön’gin hier.“

„Oh,“ rief der König, „wie muß deine Königin glücklich sein! Mir scheint, sie wohnt hier im Paradiese am blauen Meer und unter grünen Palmen in ihrem prachtvollen Schlosse.“

Das Mädchen ward plötzlich ernst. Mit weicher Stimme sprach es, auf das Schloß deutend:

„Goldwina, unsre Königin,
Sitzt trauernd dort mit trübem Sinn;
Hat keine Freud’ an Pracht und Gold.
Ihr Trost ist Harfe ‚Klingehold‘.“

Lebhaft unterbrach der König die Jungfrau: „Wie sagst du, ‚Klingehold‘ heißt die Harfe? Elligod, ich bitte dich, erzähle mir weiter!“

Elligod nickte.

„Ertönen Kling’holds Wundersaiten,
So sehen bald wir Ruh’ sich breiten;
Goldwinas Augen leuchten hell,
Denn Kling’holds Zauber wirket schnell.“

Gespannt hatte König Ringolf zugehört. Wie wunderbar: von einer Harfe Klingehold hatte seine Gemahlin in ihren Fieberträumen gesprochen. Vielleicht war dies begehrte Instrument dasselbe, von dem auch die Dienerin ihm eben erzählt hatte. Er mußte das ergründen. Darum sagte er: „Elligod, du hast mich neugierig gemacht, das gestehe ich offen. Zum Lohn für dein Vertrauen, mit dem du mir, dem Fremden, das alles erzählt hast, will ich dir auch eröffnen, daß ich schon in fernen Landen Kunde von der Harfe Klingehold erhielt, ja, daß ich

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_015.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)