Seite:Märchen (Montzheimer) 064.jpg

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kaum erreicht, als er an diesem eine auffallende Veränderung gewahrte, und urplötzlich stand statt des Rittersporns eine schöne Jungfrau im Gitter.

„Bin ich es denn? Wich der Zauber so plötzlich? O Wonne! O, wie will ich nun eine andere werden! Aber wer hilft mir aus dem Gitter, daß ich zu den Eltern eilen kann!“

Bei diesen Worten der vom Zauber befreiten Marinka sprang Albrecht herzu und half mit starkem Arm der Jungfrau aus dem Gitter heraus.

Das war nun ein Jubel im Schloß über die vermeintliche Erlösung der jungen Gräfin. Es wußte ja niemand außer der Hexe Ute und ihrem Sohn, daß es nur der eine Tag im Monat war, an dem nach Ausspruch der ersteren der Zauber weichen sollte.

Immer wieder mußte Albrecht erzählen, wie die Entzauberung von ihm entdeckt wurde. Alle waren heute besonders freundlich zu ihm; Graf und Gräfin und ihre schöne Tochter hatten ihm herzlich gedankt, weil er das Wunder der plötzlichen Entzauberung zuerst entdeckt und der Jungfrau so schnell aus dem engen Gitter geholfen hatte.

Nur Hanko blickte den Jüngling heute mißtrauisch und finster an. Was führte der Kochgehilfe im Schilde? Warum war er schon so früh zu dem verzauberten Rittersporn gegangen?

Hanko fühlte sich durch dies alles beunruhigt. Er beschloß, auf der Hut zu sein. Seine Laune ward auch nicht besser, als er nun mit dem Gesinde bei einem extra guten Mahl saß.

Albrecht mußte alles herzutragen, wobei Hanko sich von ihm bedienen ließ. Er glaubte, Albrecht damit zu ärgern, doch dieser schien das gar nicht zu merken, sondern war guter Dinge.

Als Gunzo nun seinen Becher auf das Wohl der schönen Marinka leerte, tat Albrecht das gleiche und sprach: „Fürwahr, schön ist die junge Gräfin. Ihr Wuchs ist so schlank wie der

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_064.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)