Seite:Märchen (Montzheimer) 076.jpg

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Was Hannchen im Walde erlebte.

Hannchen, das Kind einer armen Witwe, mußte eines Tages einen Botengang in das Nachbardorf tun.

Das Osterfest war nahe, darum beeilten sich Baum und Strauch, ihre grünen Knospen zu entfalten, dazu zwitscherten die Vögel muntere Frühlingslieder.

Hannchen beachtete all dieses Frühlingsweben, denn sie war ein aufgewecktes Kind, das viel Sinn für Gottes schöne Natur hatte. Als sie den Wald erreichte, galt es, auf den Weg zu achten. Eilig schritt sie weiter.

Da hämmerte der Specht in einer Buche und rief dazu:

„Käferlein, Larven, kommt schnell heraus!
Möchte euch haben zum Osterschmaus!“

Doch Hannchen mußte weiter. Aber siehe da: In einem Haselbusch hüpfte ein Fink, der mit drollig schnarrendem R vergnüglich zwitscherte:

„Trief, trief, trief,
Lenz lang schlief,
Doch jetzt holleria –
Preis ihm! Er ist da!“

Hannchen zog ihr Vesperbrot hervor und streute dem Vöglein Bröckchen hin, ehe sie weiter ging.

Nicht lange, so erblickte sie eine reizende Blaumeise, der sie ebenfalls im Vorbeigehen einige Krümchen hinwarf. Meislein hüpfte zutraulich näher, dabei zwitschernd:

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)