Seite:Märchen (Montzheimer) 078.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aus seinem Rucksack in das Moos rollen, deutete mit dem Pfötlein darauf hin und rief im Davonhüpfen:

„Die Eierlein
Sind alle dein;
Mein Angebind’
Für’s brave Kind!“

Hannchen konnte es kaum fassen, daß die herrlichen Eier für sie sein sollten. Und das Schönste war dabei, daß der Osterhase selbst sie ihr gespendet hatte, den einmal zu erblicken schon oft ihr Wunsch gewesen war. Ihre Dankesworte hörte Häslein wohl nicht mehr, denn es war nirgends zu erblicken. Auch Meislein wandte suchend das Köpfchen und zwitscherte:

„Ziziderie, ziziderie,
Osterhase nicht mehr hie!“

Hannchen barg vorsichtig die schönen Eier in ihrem Körbchen; sie mußte jetzt eilen, in das Nachbardorf zu kommen.

Auf dem Heimweg von ihrem Botengang dämmerte es schon, als sie wieder durch den Wald kam, doch sie fürchtete sich nicht, denn ihr war dort ja nur Gutes begegnet.

Da gewahrte sie ein früher nie bemerktes Hüttchen, fürchtete daher, sich verirrt zu haben. In der Hoffnung, dort jemanden nach dem rechten Wege fragen zu können, ging sie näher. Aber konnten denn Menschen darin wohnen? Sonderbarerweise schien das Hüttchen immer kleiner zu werden, je näher Hannchen kam.

Sie sah jetzt auch, daß es nur aus Birkenstämmen und Moos bestand und ein einziges winziges Fenster besaß. Im Hüttchen hockte auf dem Erdboden ein winziges Männlein mit langem grauen Bart. Inmitten zahlreicher Farbentöpfe hantierte es eifrig mit einem großen Pinsel. Gleichzeitig hörte die kleine Lauscherin[1] seinen seltsamen Sang:


  1. Vorlage: Labscherin
Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)