Seite:Märchen (Montzheimer) 106.jpg

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„Nimm fest das Schwert,
Doch nimmer schneide –
Der Springmann wehrt,
Weil’s sonst zum Leide.
Berühr’ den Strick
Mit flacher Klinge;
Im Augenblick
Dies Freiheit bringe.“ –

Immo tat, wie ihm geheißen. Kaum hatte das Zauberschwert den Strick berührt, als die Knoten auch schon von selbst aufsprangen und beide Jungfrauen befreit waren.

Sie folgten mit ihrem Befreier nun schnell dem voraneilenden Springmännlein, das munter die Treppe hinabhüpfend, unten vor dem Tor vergnüglich zu tanzen begann, als die drei auf der Zugbrücke angelangt waren.

Nun eilten sie schnell, immer ihrem kleinen Führer folgend, in das Schloß, wo im größten Saal eine stattliche Anzahl Ritter ihrer harrte, die nun in lauten Jubel ausbrachen. Es waren natürlich die in Falken verzaubert gewesenen Prinzen sowie deren Knappen und Pagen, die nun ihre natürliche Gestalt wiedererhalten hatten.

Voran schritt Balduin den dreien entgegen und fiel seinem Bruder um den Hals, heiße Dankesworte stammelnd. Dann kamen alle die anderen, so daß Immo bald von den dankbaren Jünglingen wie von einer Mauer umgeben war, die alle ihm die Hände entgegenstreckten und ihren Dank auf die verschiedenste Weise zu bezeugen suchten. Bescheiden wehrte Immo alle Ehren von sich ab, indem er erklärte, daß er allen Erfolg nur dem guten Springmännlein, seinem treuen Ratgeber, und dem Zauberschwert verdanke. Nur mit Hilfe dieser beiden Bundesgenossen habe er den Zauberer und den Greif besiegen können. „Glück ist mir aus ihrem Wirken entsprossen,“ schloß Immo seine Rede.

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_106.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)