Seite:Märchen (Montzheimer) 149.jpg

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Eifer; und zufrieden nickend sah Heinzelmännlein, wie geschickt der junge Gesell alles angriff. Das begonnene Gürtelschloß, das Wendelin, bevor er in den Keller gestiegen war, zu sich gesteckt hatte, erschien ihm nun plump, wenn er es mit den kunstvollen Arbeiten der Zwerge verglich, und er war seinem neuen Lehrmeister für jeden Tadel dankbar.

Aber wie glücklich war er nun erst, als der Kleine ihm den besten Hammer, dazu Feilen und anderes Handwerkszeug schenkte. Dabei sprach er:

„Schmied, Geselle, poch, poch, poch!
Laß den Hammer klingen,
Fleiß’ge Hände doch, doch, doch
Dir den Preis erringen!“

Der Goldbrei zischte, und der Hammer pochte mit Wendelins erwartungsvollem Herzen um die Wette, als nun das neue Gürtelschloß entstand, das dem seinen glich und doch so ganz, ganz anders erschien, gerade so, wie es seinen Gedanken vorgeschwebt hatte. Aber er lernte.

Wie lange der Geselle hier unten geweilt, wußte er nicht, ihm schienen es Minuten; doch endlich erklärte Heinzelmännchen, daß es Zeit sei zum Aufbruch. Als er des Eifrigen Bedauern bemerkte, tröstete er:

„Darfst noch zweimal wiederkommen, –
Zweimal um die Mitternacht, –
Dann ist Lehrzeit wohl vollbracht.“

Ehe Wendelin noch wußte, wie ihm geschah, fühlte er sich mit fortgezogen und stand bald auf der obersten Kellerstufe, wo sein kleiner Führer, ehe er die Tür schloß, noch flüsterte:

„Mitternacht darfst nicht verpassen,
Will dich wieder ein dann lassen.“

Fort war er, indessen Wendelin im fahlen Dämmerschein des erwachenden Tages in sein Kämmerlein tappte, um bald

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipzig: Leipziger Graphische Werke AG, 1927, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_149.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)