Seite:Merlo - Haus Gürzenich zu Köln - 26.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Verwalter gekoren, so hätte er auch gethan, und wenn die beieinander kämen, liesse er sie gewähren, und sein Verwalter würde der Herzog von Burgund sein[1].

     Im Jahre des Herrn 1473 (?)[2] begehrte der Kaiser der Stadt Köln Geschütz und Kriegsgeräth von Büchsen zu sehen, und ihm ward vergönnt, in dem Hause bei St. Klaren alle Wehrschaft zu sehen, viel gute Stücke, und doch alle Thürme und Wichhäuser wohl verwahrt mit Büchsen. Und das gefiel dem Kaiser sehr wohl.

     Des Sonntags vor dem dreizehnten Tag nach Weihnachten[3] liess der Rath von Köln dem Kaiser und seinem Sohn zu Ehren einen Tanz machen auf Gürzenich, was auch der Kaiser begehrt hatte, um die schönen Frauen zu Köln zu besehen. Und des Kaisers Sohn, Herzog Maximilian, hatte den ersten Tanz mit einer Jungfrau von St. Ursulen-Stift[4], das war eine von Vynstingen, und hatte vor sich tanzen, nach fürstlicher Weise, zwei Edelleute von seinem Hofe. Und danach fügte der Bischof von Mainz und der Bischof von Trier, dass sich die Frauen und Jungfrauen mit den Händen nahmen mit Paaren, wohl zu 36 Paaren, und tanzten also ohne Mann vor dem Kaiser auf und nieder. Und man gab da Kraut und Wein, neuen und firnen.

     In demselben Jahre des andern Tags nach St. Antoniustag zog der Kaiser von Köln den Rhein hinauf und fuhr gen Trier.“

     Dies war das erste Kaiserfest auf dem Gürzenich-Saal. Zu einer sehr ernsten Handlung wurde er im Jahre 1475 bestimmt. Der Herzog von Burgund belagerte damals die Stadt Neuss, und


  1. Der Erzbischof wollte seine Stellung und seine Ansprüche mit den Waffen behaupten und hatte sich zu dem Zweck mit Karl dem Kühnen von Burgund verbündet und ihn gegen sein Domkapitel und die Stände mit kriegerischer Macht ins Kölner Land gerufen. Vergebens waren alle Bemühungen des Kaisers geblieben, einen Vergleich zu Stande zu bringen.
  2. Durch einen Druckfehler hat die Chronik hier „Anno dni. M.CCCC.lxx“.
  3. „Druytzyendach“, decimus tertius dies a natali domini – also das Dreikönigenfest. Vgl. J. G. Scherzii Glossar. german. medii aevi p. 254.
  4. „Van sent tervilhilligen“, d. h. zu den vielen Heiligen oder ad sanctas virgines? mit Beziehung auf die 11 000 Begleiterinnen der h. Ursula. An andern Stellen hat die Chronik „zo sent triuilgen“ und „Sent der vill hilligen“ (Bl. 51a u. 315b). Schon ihr Verfasser rügt die wunderlichen Entstellungen mancher Kirchennamen, die sich der Volksmund in Köln gestatte. „Ich enkunde zo dem eyrsten niet wissen, wat namen dat waren off wair vp dat gynge …“ Die Stelle scheint zugleich zu beweisen, dass der Chronist kein geborener Kölner gewesen ist.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_26.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)