Seite:Merlo - Haus Gürzenich zu Köln - 52.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nannte es auch das unterste oder das alte Kaufhaus, wie aus zwei Eintragungen des Ausgabebuchs der Mittwochs-Rentkammer von 1504 und 1508 ersichtlich ist: „Feria quarta, xiii martii (1504). Item noch dat underste koufhuys up dem Aldenmart zo verwaren xv mark.“ – „Anno etc. octavo, feria quarta, octava novembris. Geluchte. Item gegeven demgenen, der dat Marienbilde, up dem Aldenmart vur dem alden koufhuys staende, anno etc. septimo belucht hait, xv mark.“

     Wir eilen rasch über die Zeiten hinweg, wo man, wie unser geschätzter Gelenius im Jahre 1645, von dem Haus Gürzenich nicht viel mehr zu sagen wusste als: „in ea publicani librant et censent omnis generis merces“[1]. Es kam sogar dahin, dass im darauf folgenden Jahrhundert die Beschreiber der Stadt bei Aufzählung ihrer Sehenswürdigkeiten seiner nicht einmal mehr erwähnten.

     Erst mit dem dritten Dezennium des gegenwärtigen Jahrhunderts trat der Wendepunkt ein, der das Haus zu neuem Ruf, zu neuen Ehren emporhob.

     Die erste Veranlassung bot sich im Jahre 1821, als Polyhymnia, die Muse der Tonkunst, den Gürzenich-Saal zu ihrem Tempel erkor. Der niederrheinische Musikverein war ins Dasein getreten und hatte den Cyklus seiner berühmten Aufführungen 1819 in Elberfeld eröffnet. 1820 folgte Düsseldorf. Für das Pfingstfest, 10. und 11. Juni 1821[2], kam Köln an die Reihe, und da schon allein für Orchester und Sängerchor etwa 400 Mitwirkende angemeldet wurden, so konnte nur der Gürzenich-Saal dem mit der örtlichen Organisation beauftragten Komité als das geeignete, für die Menge der Aufzunehmenden hinreichende Lokal erscheinen. Die städtische Behörde ordnete die Ausräumung des im Dienst des Merkur gänzlich verkommenen Saales an, Kisten, Fässer, Säcke und Päcke mussten weichen, und in den Tagen des Musikfestes erhielt er die schönste neue Weihe. Besonders die Kölner durften sich freuen, ihren altberühmten Gürzenich-Saal wieder zu besitzen, der, wenn auch vorerst nur in einfach nothdürftiger Ausstattung[3], doch


  1. De admiranda magnitudine Coloniae p. 402.
  2. Bei Raschdorff, Das Kaufhaus Gürzenich 1863, S. 2 ist unrichtig der Monat April angegeben. Der Text des schön ausgestatteten Buches ist leider reich an historischen Verstössen und auch die bildlichen Darstellungen gehen mehrfach von der Wirklichkeit ab.
  3. Das schadhafte äussere Mauerwerk wurde erst 1822 durch den Baumeister Butz restaurirt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_52.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)