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ehrwürdigen Mittelpfeiler bald wie Titanen den gestirnten Himmel trugen, bald wie riesige Champagnergläser Schaum sprudelten, der die Freude in Regenbogenfarben abspiegelte. Allein alles das zerstob auch immer wieder wie Schaum und liess nichts übrig als den schweren Bodensatz von mehrern tausend Thalern, welche darauf verwandt worden. Und trotzdem machte der schlechte Fussboden, der gänzliche Mangel an Nebenzimmern, an Küchen- und Vorrathsräumen u. s. w. die Benutzung des Saales in einzelnen Fällen geradezu unmöglich. Dieser Umstand und die Ueberzeugung, dass die Stadt Köln eines Festgebäudes, wie es der Gürzenich im Mittelalter zu ihrem Ruhm gewesen, nicht entbehren könne, führte bereits im Jahre 1844 eine kleine Zahl patriotischer Bürger auf den Gedanken, ihrer Vaterstadt ein solches durch zweck- und zeitgemässe Herstellung und Erweiterung des Gürzenichs zu verschaffen, ohne ihr dadurch wesentliche Lasten aufzubürden. Der Bauplan wurde entworfen, die nöthigen Gelder wurden beschafft, kurz, alles zur Ausführung dieses Gedankens vorbereitet. Allein diese scheiterte an dem Wunsch des Stadtraths, den allerdings nothwendigen Bau zu geeigneter Zeit mit städtischen Mitteln auszuführen. Die Sache blieb wiederum einige Jahre ruhen. Als der Eigenthümer des Brauhauses, das Herren-Brauhaus genannt, welches gegen Norden an der Seite des Gürzenichs stand, sich im Jahre 1851 entschloss, dieses Gebäude abzugeben, da traten einige Bürger von Köln, die wohl einsahen, dass Gefahr im Verzug sei, wenn die Sache den gewöhnlichen Gang nehme, mit patriotischem Sinne zusammen, kauften das Herren-Brauhaus an, konstituirten sich als Gürzenich-Baukomité und begannen nun von neuem mit der städtischen Behörde zu verhandeln. Es bildete sich eine anonyme Aktiengesellschaft für den Gürzenich-Bau, welcher die Stadt eine Zinsen-Bürgschaft von 3½ vom Hundert des Kapitals bewilligte. Das nöthige Kapital von 100 000 Thalern wurde beschafft, der Bauplan, aus einer öffentlichen Bewerbung hervorgegangen, von den betreffenden Behörden festgestellt und der Bau am 24. März 1855 begonnen, indem man das Herren-Brauhaus niederlegte, um hier den neuen Anbau aufzuführen. Durch eine jährliche Amortisation einer Anzahl Aktien wird die ganze Anlage in nicht zu entfernt liegender Zeit Eigenthum der Stadt, ohne dass sie irgend ein wesentliches Opfer dafür zu bringen nöthig gehabt. Das Komité, welches die eingegangenen Entwürfe zu prüfen hatte, bestehend aus 4 Sachverständigen und 3 Mitgliedern des Bauvereins,

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Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_64.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)