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Eim Ersamen rath wil in schencken
Der gantzen gemeind dar tzu furwar.

920
Coellen wunsch ich dausent guter iar!


     
Durch Johann Haselbergh

     auss der reichen ow Costantzer
     bistumbs etc.

     
Getruckt tzu Coellen durch

     Melchior von Nues Im Jar
     1531. des 16. tag Septembris.




Anmerkungen.


     Der vorstehend reproduzirte Druck, 14 Quartblätter, ist nur in einem Exemplar erhalten. Der Abdruck geschah nicht nach dem Original, sondern nach einer von dem Besitzer J. J. Merlo im Jahre 1864 genommenen genauen Abschrift und ist buchstabengetreu bis auf wenige unten mit verzeichnete Druckfehler-Berichtigungen und die Interpunktion, die dem Original ganz abgeht.

     Das Gedicht besteht aus zwei äusserlich verknüpften Haupttheilen; der erste (bis V. 408) enthält eine Beschreibung Kölns, in die Form eines Spaziergangs durch die Stadt gekleidet. Es werden uns zunächst die Befestigungswerke (bis V. 180), dann die Märkte (bis V. 224), die öffentlichen Profangebäude (bis V. 310), schliesslich die Kirchen (bis V. 409) gezeigt; Gelegenheiten zu „gutem Bier und Wein“ werden zwischendurch siebenmal erwähnt: V. 157, 184, 202, 221, 307, 397, 400. Dann folgt im zweiten Theil, äusserlich an die Beschreibung des Doms, inhaltlich an den von Wallfahrtsstätten redenden Eingang (bis V. 34) sich anschliessend, eine Erzählung von den Schicksalen der hh. Dreikönige vor und nach ihrem Tode (bis V. 900). Den Schluss bildet ein Preis Kölns. — Ein Gedicht gleichen Inhalts wie der zweite Theil des unserigen, aber in Kölnischer Sprache hat P. Norrenberg in seinem „Kölnischen Literaturleben“ (Viersen 1873) abgedruckt. — Der Verfasser nennt am Schluss als seine Heimat Reichenau im Bodensee: die Sprache entspricht ganz der alemannischen Heimat.


Titel: freygstath, treyg. Vgl. freyg V. 153, 399; treyg (dreyg) 86, 292, 346, 351, 356, 357, 400, 420, 479, 581, 616, 629, 655, 660, 667, 696, 726, 751, 772, 775, 791, 830, 889, 898, 914; seyg (sei) 214, 266; ketzereig 769, godoleig 725; treygen 727; freygen 916; basteygen 87; beygen (Bayen): reygen (Reigen) 171; 183; dagegen stets tzwey 235, 265, 269, 567, 909. Es steht also eig durchweg für altes î im Auslaut und vor Vokalen auch im Inlaut, nicht dagegen für altes ei (zwei). — Die genannten Stellungen scheinen überhaupt die einzigen zu sein, in welchen der Dialekt des Verfassers die alten î, û und iu diphthongirt; er schreibt zwar ziemlich allgemein Diphthonge, aber auch mitunter einfache Vokale: fast immer