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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

ii, kk vertieft liegen, und neuerdings die Kernaulsche Kuppelung, welche sich durch Einfachheit der Konstruktion, bequeme Montierung und Demontierung bei genauer Zentrierung der Wellenenden, endlich durch Vermeidung hervorspringender Nasen

Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7.
 Längsschnitt.  Schnitt nach ab. Schnitt nach cd.
Kernaulsche Kuppelung.

auszeichnet. Die Kernaulsche Kuppelung (Fig. 5–7) ist der gewöhnlichen Muffenkuppelung ähnlich, nur wird die Befestigung nicht durch Längskeile, sondern durch gebogene, mittels versenkter Schrauben

Fig. 8.
Universalgelenk.

f, g, h, i zwischen der Muffe m und den Wellenenden a, b längs des Umfangs festgeklemmte Keile d und e bewirkt. – Bewegliche K. sind solche, welche eine Veränderlichkeit der gegenseitigen Lage der gekuppelten Wellen (in der Längs- oder Querrichtung oder durch Einstellung unter irgend einem Winkel) gestatten. Unter letztern ist besonders das Universalgelenk (Kreuzgelenk, Hookescher Schlüssel) zu nennen, welches eine Winkelstellung der Wellen zuläßt. Es besteht (Fig. 8) aus einem rechtwinkelig gleicharmigen Kreuz (a), von welchem je zwei gegenüberliegende Arme mit den Enden einer Gabel gelenkig verbunden sind. Eine dieser Gabeln (b) ist nun an dem einen Wellenende (d), die andre (c) an dem zweiten (e) so befestigt, daß ihre Arme parallel den Wellenachsenlinien stehen. Die so verbundenen Wellen können aus der geraden Linie bis nahezu unter einen rechten Winkel gestellt werden, ohne daß dadurch ihre gemeinschaftliche Drehbarkeit verhindert würde; doch ändern sich ihre Winkelgeschwindigkeiten um so mehr, je größer der Wellenwinkel

Fig. 9.
Zahnkuppelung.

wird, u. zwar so, daß das mitgenommene Wellenstück sich mit ungleichförmiger Geschwindigkeit dreht, wenn das mitnehmende gleichförmig rotiert. Diese Ungleichförmigkeiten lassen sich dadurch vermeiden, daß man das Gelenk in bestimmter Weise doppelt anbringt. – Die lösbaren K. können während des Ganges der verbundenen Wellen aus- und eingerückt werden. Bestehen sie aus zwei Scheiben a und b (Fig. 9) mit seitlichen Vorsprüngen (Klauen, Zähnen), deren eine (a) auf dem einen Wellenende unwandelbar befestigt ist, während die andere (b) auf dem zweiten Wellenende um die Länge der Klauen verschoben werden kann, so daß diese bald ineinander eingreifen, bald aneinander vorbeistreifen können, so nennt man sie Klauenkuppelungen od. Zahnkuppelungen. Beim Einrücken solcher K. während des Ganges entsteht ein heftiger Stoß, welcher bei einer andern Art der lösbaren K., den Reibungs- (Friktions-) K., vermieden wird. Eine sehr einfache und viel verwendete Reibungskuppelung ist die Kegelkuppelung

Fig. 10.
Kegelkuppelung.

(Fig. 10). Dieselbe besteht aus einem Hohlkegel a und einem in diesen passenden Vollkegel b, welche zur Einrückung durch einen Hebel- oder Schraubenmechanismus ineinander gedrängt werden u. sich mittels desselben Mechanismus zur Ausrückung auseinander schieben lassen. Eine besondere Art der lösbaren K. bilden die Kraftmaschinenkuppelungen, die zur Anwendung kommen, wenn zwei Kraftmaschinen (etwa eine Dampfmaschine u. ein Wasserrad) auf eine u. dieselbe Wellenleitung treibend einwirken. Sie bestehen aus einem Sperrrad mit Sperrkegel.

Im Eisenbahnwesen versteht man unter Kuppelung die Vorrichtung zur Verbindung der Eisenbahnwagen untereinander oder mit der Lokomotive. Die gebräuchlichste derselben ist die Schrauben- oder Patentkuppelung, welche aus zwei Bügeln besteht, deren Schenkel am Ende durch eine Schraubenmutter geschlossen sind. Die Verbindung zwischen beiden Bügeln wird durch eine zur Hälfte rechtsgängige, zur Hälfte linksgängige, in der Mitte mit einem Hebel versehene Schraubenspindel hergestellt, durch deren Anziehen oder Lösen die Bügel mit den daran befestigten Wagen einander genähert oder auseinander gerückt werden können. Der eine der Bügel nun ist mit einem Wagen dauernd verbunden, der andre wird in den Zughaken des folgenden Wagens eingehängt. Die Handhabung dieser Kuppelung erfordert, daß der Arbeiter zwischen die zu kuppelnden Wagen tritt, wobei schon viele Unglücksfälle vorgekommen sind. Man hat sich deshalb

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0336.jpg&oldid=- (Version vom 7.12.2023)