Zum Inhalt springen

Seite:Meyers b13 s0920.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

Handschriften herausgegeben worden. Nationale Bestrebungen zur Pflege der rätoromanischen Sprache und Litteratur haben sich neuerdings mit Erfolg geltend gemacht, namentlich hat sich eine unterengadinische Zeitungslitteratur entwickelt und ist viel für die grammatische und lexikalische Bearbeitung dieser Dialekte geschehen. Grammatiken lieferten Conradi (Zürich 1820), Carisch (Chur 1852), Pallioppi (das. 1857) und besonders Gartner (Heilbr. 1883); Wörterbücher Conradi (Chur 1823), Carisch (neue Ausg., das. 1887), Carigiet (Bonn 1882); Chrestomathien Ulrich (Halle 1882–83, 2 Tle.), der auch „Rätoromanische Texte“ (das. 1883) herausgab, und Decurtius (Erlang. 1888). Vgl. Andeer, Über Ursprung und Geschichte der rätoromanischen Sprache (Chur 1862); Ascoli, Saggi ladini (im 1. Bande des „Archivio glottologico italiano“, Turin 1873, mit einer Sprachenkarte); Stengel, Vokalismus des lateinischen Elements in den wichtigsten romanischen Dialekten von Graubünden und Tirol (Bonn 1868); Schuchardt, Über einige Fälle bedingten Lautwandels im Churwelschen (Gotha 1870); Schneller, Die romanischen Volksmundarten in Tirol (Gera 1870); Alton, Die ladinischen Idiome (Innsbr. 1879); Gartner, Die Gredener Mundart (Linz 1879); Rausch, Geschichte der Litteratur des rätoromanischen Volkes (Frankf. 1870). Rätoromanische Texte sind mehrfach in Böhmers „Romanischen Studien“ veröffentlicht worden, ebenso auch ein Litteraturverzeichnis (Bd. 6, Straßb. 1885).

Romanisieren, romanisch oder römisch machen, verwelschen; auch s. v. w. romanisch sein und reden, den romanischen Typus an sich haben.

Romanismus (lat.), Römertum, in Bezug auf Religion s. v. w. Katholizismus, namentlich Papismus.

Romanisten (neulat.), Pfleger und Kenner des römischen Rechts, im Gegensatz zu den Germanisten, die sich die Bearbeitung des deutschen Rechts zum Zweck setzen; dann auch Kenner der romanischen Sprachen.

Romāno (R. di Lombardia), Flecken in der ital. Provinz Bergamo, Kreis Treviglio, links unweit des Serio an der Eisenbahn Mailand-Venedig gelegen, hat ein altes Schloß, eine sehenswerte Kirche, Seidenfilanden und (1881) 3393 Einw.

Romāno, 1) Giulio, Maler, s. Giulio Romano. – 2) Enotrio, Pseudonym, s. Carducci.

Romānos, Name mehrerer byzantin. Kaiser:

1) R. I. Lakapenos, ein Armenier von geringer Herkunft, Oberbefehlshaber der Flotte, stürzte 919 Zoe, die Mutter Konstantins VII. und Regentin, und regierte an des unmündigen Kaisers Statt, dem er seine Tochter Helena vermählte, und der ihn im Dezember 920 zum Mitkaiser krönen mußte. R. selbst war nicht kriegerisch, hatte aber fast beständig Kriege zu führen. Den Westen des Reichs bedrohten erst die Bulgaren, mit denen endlich 927 ein Friede zu stande kam, dann die Ungarn und die Russen, welche unter Igor 941 vor Konstantinopel erschienen, aber mit Hilfe des griechischen Feuers zurückgetrieben wurden. Im Osten führte R.’ tapferer Feldherr Kurkuas glücklich den Krieg gegen die Araber, doch gab R. dessen Eroberungen für das Schweißtuch von Edessa und den angeblichen Briefwechsel Christi mit Abgar (s. d.) preis. R. beendigte 920 den unter Leo VI. in der griechischen Kirche ausgebrochenen Streit über die Tetragamie, er war sehr fromm und der Kirche unterwürfig ergeben. Er wurde von seinen Söhnen 944 gestürzt und in ein Kloster gebracht, wo er 948 starb.

2) R. II., Sohn Konstantins VII., Enkel des vorigen, folgte demselben 959 auf dem Thron. Er lebte nur dem Genuß und Vergnügen, während die Regierungsgeschäfte von dem Eunuchen Joseph Bringas und den Feldherren Nikephoros und Leo Phokas geleitet wurden. R. starb schon 963, angeblich von seiner Gemahlin Theophano vergiftet.

3) R. III. Argyros, ein Patrizier, wurde von Konstantin VIII. mit seiner Tochter Zoe vermählt und zum Nachfolger ernannt. Er folgte demselben 1028, zeigte sich aber schwach und unthätig und führte einen unglücklichen Krieg gegen die Araber. Seine Gemahlin Zoe tötete ihn 1034 durch schleichendes Gift.

4) R. IV. Diogenes, unter Konstantin X. Feldherr, versuchte nach dessen Tod 1067 eine Empörung, wurde aber gefangen, erhielt durch die Gunst der Kaiserin Eudokia Verzeihung, wurde dann deren Gemahl und Kaiser. Er kämpfte anfangs glücklich gegen die Seldschukken, wurde aber 1071 von dem Sultan Alp-Arslan bei Manzikert geschlagen und selbst gefangen genommen. Zwar wurde er bald wieder freigelassen, inzwischen aber hatten seine Feinde den Sohn Konstantins X., Michael VII., auf den Thron erhoben, und als R. denselben wiederzuerobern versuchte, wurde er besiegt, verräterisch gefangen genommen und geblendet und starb wenige Tage darauf.

Romānow, altes berühmtes russ. Bojarengeschlecht, welches von dem um 1280 aus Preußen oder Litauen eingewanderten Kambila abstammte. Die Romanows nahmen schon früh hervorragende Ämter ein. Feodor R. war Woiwod unter Dmitrij dem Donischen und trat, indem er seine Tochter an den Fürsten von Twer, Feodor, verheiratete, in ein verwandtschaftliches Verhältnis zu dem Haus Rurik. Roman Jurjewitsch R. stiftete die Linie Sacharjin-Jurjew. Durch die Vermählung der jüngern Tochter des letztern, Anastasia, mit dem Zaren Iwan IV. Wasiljewitsch 1547 und ihres Bruders Nikita mit Eudoxia, Fürstin von Susdal, die von dem Großfürsten Andrei Jaroslaw, des Alexander Newskij Bruder, abstammte, gelangte das Geschlecht zu größerm Ansehen. Aus ihm ward 21. Febr. 1613 der 17jährige Michail Feodorowitsch R., Sohn Philarets, des Metropoliten von Rostow und Patriarchen von Moskau (gest. 4. Okt. 1634), auf den russischen Thron erhoben, womit das Haus R. die herrschende Dynastie wurde. Der berühmteste Zar aus demselben ist Peter d. Gr. Mit dessen Enkel Peter II. erlosch es 1730 im Mannesstamm, in weiblicher Linie 1762 mit dem Tod von Peters I. Tochter Elisabeth, worauf mit Peter III. das Haus Holstein-Gottorp folgte. Vgl. Campenhausen, Genealogisch-chronologische Geschichte des Hauses R. (Leipz. 1805); Friedeburg, Das russische regierende Haus der R. (russ., Petersb. 1853–59, unvollendet).

Románow-Borissoglébsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Jaroslaw, auf beiden Ufern der Wolga, 1822 aus den Orten Romanow und Borissoglebsk gebildet, hat 10 Kirchen und (1885) 5999 Einw., welche Gartenbau, Anfertigung von Baranken (Pelzen aus Lämmerfellen), Gerberei sowie starke Hanfhechelei betreiben. R. sendet nach Rybinsk nicht unbeträchtliche Mengen Getreide und Leinsaat.

Romans (spr. -māng), Stadt im franz. Departement Drôme, Arrondissement Valence, an der Isère, über welche eine Brücke nach dem gegenüberliegenden Bourg du Péage (s. Bourg 1) führt, und an der Eisenbahn Valence-Grenoble gelegen, mit Handelsgericht, Collège, Fabrikation von Seidenzeugen, Hüten u. Schuhwaren, lebhaftem Handel und (1886) 11,923 Einw.

Romanshorn (angeblich römisch Cornu Romanorum), ein im Aufblühen begriffener Hafenort im schweizer. Kanton Thurgau, am Bodensee, Station der

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 920. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0920.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2024)