verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14 | |
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Sein, der Begriff, dessen Erörterung Gegenstand der Ontologie (s. d.), eines Teils der Metaphysik, ist. Das S. wurde im Mittelalter als existentia dem Wesen (essentia) entgegengestellt und als Ergänzung der Möglichkeit (complementum possibilitatis) zur Wirklichkeit (actualitas) bezeichnet. Seit aber Kant durch sein berühmtes Exempel gezeigt hat, daß durch das S. zum Wesen des Dinges nichts hinzugefügt wird („hundert wirkliche Thaler sind nicht mehr und nicht weniger als hundert mögliche Thaler“), wird durch S. (nach Herbart, im Gegensatz zu Fichte und dem Idealismus) die absolute Position, d. h. das von der Voraussetzung eines Setzenden schlechthin unabhängige Gesetztsein eines (einfachen) Etwas als eines Seienden (Realen), ausgedrückt.
Sein (Seins, spr. ssäng), Insel im Atlantischen Ozean, vor der Passage du Raz an der Nordwestküste von Frankreich, zum Departement Finistère gehörig, 3 km lang, 1 km breit, baum- und strauchlos, von Sandbänken umgeben, hat einen Leuchtturm und 650 Einwohner.
Seine (spr. ssähn, bei den Alten Sequana), einer der vier Hauptströme Frankreichs, entspringt 471 m ü. M. im Departement Côte d’Or auf dem Plateau von Langres am Fuß des Mont Tasselot bei Chanceaux, durchströmt in nordwestlicher Hauptrichtung die Departements Côte d’Or, Aube, Seine-et-Marne, Seine-et-Oise, Seine, Eure und Niederseine, macht sehr viele Krümmungen und mündet nach 776 km langem Lauf zwischen Le Havre und Honfleur in 10 km breiter, einem Meerbusen ähnlicher Mündung in den Kanal (La Manche). Die S., der kleinste, aber nächst dem Rhône wichtigste unter den vier großen Flüssen Frankreichs, wird bei Marcilly (von der Mündung der Aube an) schiffbar, von Rouen an auch für die Seeschiffahrt zugänglich und hat sehr lebhafte Dampfschiffahrt. Ihr Stromgebiet, welches ausschließlich Frankreich angehört, beläuft sich auf 77,769 qkm (1412 QM.); den natürlichen Mittelpunkt des ganzen Seinebeckens bildet Paris. Dort mündet der größte Nebenfluß, die Marne, wenig unterhalb die Oise, in ihren Thälern konvergieren zahlreiche Land- und Wasserstraßen auf Paris, von wo an der Fluß zahlreiche Kurven beschreibt, somit langsamer fließt und höhere Schiffbarkeit erlangt. Nur Rouen hat außerdem noch höhere Bedeutung. Ihre bedeutendsten Nebenflüsse sind neben den genannten rechts noch die Aube, links die Yonne, Loing und Eure. Ihr Becken ist nur von wenigen Bergen umgeben, und oft läuft die Wasserscheide über niedrige Hügel hin. Durch ein treffliches Kanalsystem ist sie mit der Somme, Schelde, Maas, dem Rhein, Rhône, der Saône und Loire in Verbindung. Nach der S. sind vier französische Departements genannt (s. unten). Vgl. Préaudeau, Manuel hydrologique du bassin de la S. (Par. 1884); Lavoinne, La S. maritime et son estuaire (das. 1885); Lennier, L’estuaire de la S. (das. 1885, 2 Bde.).
Das Departement Seine, ein Teil der ehemaligen Landschaft Isle de France, ganz eingeschlossen von dem Departement Seine-et-Oise, ist das kleinste Departement Frankreichs, mit einem Areal von 479 qkm (8,69 QM.), aber durch die darin liegende Stadt Paris zugleich das volkreichste. Seine Bevölkerung betrug:
1801: | 631,600 |
1821: | 822,200 |
1841: | 1,194,600 |
1861: | 1,953,660 |
1881: | 2,799,329 |
1886: | 2,961,089 |
Das Land ist meist eben; die einzigen Höhen sind am rechten Ufer der Seine Montmartre und Buttes Chaumont, am linken Ufer der Mont Valérien und Bicêtre (169 m). Flüsse sind außer der Seine die Marne und Bièvre. Der Boden ist zwar leicht und dürr, aber doch durch trefflichen Anbau sehr ergiebig. Produkte sind: Weizen, Hafer, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Gemüse, Wein, Obst etc., dann die gewöhnlichen Haustiere (darunter 76,674 Pferde), Milch, Butter etc., doch alles für die ungeheure Bevölkerung bei weitem nicht ausreichend. Bemerkenswert sind noch die zahlreichen Stein- und Gipsbrüche sowie die Mineralquellen von Passy. Von höchster Bedeutung sind Industrie und Handel, welche sich beinahe vollständig in Paris konzentrieren (näheres s. Paris, S. 723 f.). Das Departement wird eingeteilt in die drei Arrondissements: Paris, St.-Denis und Sceaux. Hauptstadt ist Paris.
Das Departement Seine-Inférieure (Niederseine), gebildet aus der obern Normandie und zwar aus den Landschaften Bray, Caux und Teilen von Vexin und Roumois, wird östlich von den Departements Somme und Oise, südlich von Eure, westlich und nördlich vom Kanal (La Manche) begrenzt und hat einen Flächenraum von 6036 qkm (109,62 QM.). Die Küste wird von Kreidefelsen von ansehnlicher Höhe gebildet, hat außer der Seinemündung keine Buchten und außer dem Cap de la Hève keine Vorsprünge. Das Land besteht aus fruchtbaren Thälern und bewaldeten Hügeln und gehört zu den reichsten, bestangebauten, bevölkertsten und industriellsten von ganz Frankreich. Der Hauptfluß ist die Seine, welche den Südwesten des Departements durchfließt, aus demselben nur noch kleine Zuflüsse aufnimmt und hier mündet; außerdem wird dasselbe noch durch zahlreiche Küstenflüsse bewässert, von welchen die Bresle, Arques mit Béthune, Saane und Durdent die bedeutendsten sind. Das Klima ist ziemlich veränderlich. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 833,386 Einw. Von der Oberfläche kommen 366,752 Hektar auf Äcker, 73,837 auf Wiesen, 92,470 auf Waldungen, 39,705 Hektar auf Baumpflanzungen. Produkte sind: Getreide, vorzüglich Weizen und Hafer (je 21/2 Mill. hl) nebst Roggen und Gerste, außerdem Kartoffeln, Gemüse, Hülsenfrüchte, Zucker- und Futterrüben, Flachs, Raps (über 4 Mill. kg Ölertrag), Obst (Äpfel und Birnen, woraus Cider, das Hauptgetränk der Bewohner, bereitet wird), viel Vieh (77,606 Pferde, 246,635 Stück Rindvieh, 85,197 Schweine, 261,667 Schafe), Geflügel, Fische und Bienen sowie mannigfaltige Steinarten. Unter den Mineralquellen sind die zu Forges les Eaux am meisten besucht. So wie Ackerbau und Viehzucht, steht auch die Industrie auf sehr hoher Stufe. Ihre hauptsächlichsten Zweige sind: die Baumwollspinnerei (1,5 Mill. Spindeln) und -Weberei (14,000 mechanische Webstühle, welche Kalikos, Sacktücher und sogen. Rouenneries liefern), die Schafwollspinnerei (80,000 Spindeln), die Tuch- und Modewarenfabrikation (860 Kraft- und 3640 Handstühle), die Leinenspinnerei und -Weberei, die Erzeugung von Tüll, Blonden und Ledertuch, die Druckerei, Färberei und Appretur. Außer der Textilindustrie werden die Verhüttung von Eisen, Kupfer und Blei, die Fabrikation von Weißblech, Maschinen u. Metallwaren, Glas, chemischen Produkten, Papier, Branntwein, Rübenzucker, Schokolade, Leder etc. und der Schiffbau im Departement betrieben. Von der größten Wichtigkeit ist der Handel, welcher zur See, auf der Seine und zu Land (mit Hilfe der Eisenbahn Paris-Rouen-Havre und deren Zweigbahnen nach Fécamp, St.-Valéry, Dieppe, Tréport und Abancourt) betrieben wird. Außer dem Hafen von Le Havre (nach Marseille dem bedeutendsten von ganz
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 837. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b14_s0837.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2024)