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Seite:Meyers b15 s0795.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15

Trajānus, Marcus Ulpius T., nach der Adoption durch Nerva in der Regel Nerva T. genannt, röm. Kaiser, geboren wahrscheinlich 56 n. Chr. zu Italica (in der Nähe des heutigen Sevilla) in Spanien, war 91 Konsul und kommandierte 97 die Legionen am Niederrhein, als er von Nerva adoptiert und zum Mitregenten erklärt wurde. Im J. 98 durch Nervas Tod zur Herrschaft gelangt, war er während seiner ganzen Regierung unablässig bemüht, die Wohlfahrt und den Glanz des Reichs zu erhöhen. Wie groß seine Sorgfalt für die Verwaltung des Reichs, seine Milde, seine Einsicht und seine Gerechtigkeit waren, geht am deutlichsten aus dem Briefwechsel mit dem jüngern Plinius hervor, als dieser 111–113 in besonderm Auftrag die Verwaltung von Bithynien führte; nur den Christen gegenüber, die er mit Strenge verfolgt wissen wollte, da er in ihrer Ausbreitung eine Gefahr für das Reich sah, kann man diese Milde vermissen. Zu seinen wohlthätigen Einrichtungen gehören namentlich auch die Anstalten, die er in Rom und in Italien für die Erziehung mittelloser Kinder durch die Verwilligung reicher Mittel und die Bestellung geeigneter Aufsichtsbehörden traf. Eine besondere Hervorhebung verdienen unter seinen Friedenswerken noch die großartigen Bauten, die auf seine Veranlassung ausgeführt wurden, namentlich der Bau der Brücke, die 104 über die Donau unterhalb der Stromschnellen derselben geschlagen wurde, die Herstellung eines neuen nach ihm benannten Forums, die Errichtung der noch jetzt vorhandenen, 39 m hohen, mit den Reliefs von Kriegsszenen aus den dacischen Kriegen gezierten Trajanssäule, die Erweiterung des Circus Maximus, der Bau eines Odeums, eines Gymnasiums in Rom und viele andre Bauten. Seine friedliche Thätigkeit wurde zuerst durch die beiden dacischen Kriege, 101–102 und 105–106, unterbrochen, durch die der dacische König Decebalus völlig besiegt und Dacien zur römischen Provinz gemacht wurde. Hierauf unternahm T. 113 noch einen großen Feldzug nach dem Osten, der hauptsächlich gegen die Parther gerichtet war, und auf dem er Armenien und Mesopotamien zu römischen Provinzen machte und über den Tigris bis nach Ktesiphon vordrang. Während er aber im fernen Osten weilte, erhoben sich in seinem Rücken mehrfache Aufstände, namentlich auch unter den Juden in Ägypten und Kyrene, und ehe er dieselben völlig unterdrücken konnte, wurde er 117 zu Selinus in Kilikien vom Tod ereilt. Wie sehr seine Verdienste anerkannt wurden, geht auch daraus hervor, daß ihm der Senat den Beinamen des Besten (Optimus) beilegte und spätere Kaiser mit dem Zuruf begrüßt wurden: „Sei glücklicher als Augustus und besser als T.“ Vgl. Francke, Zur Geschichte Trajans (2. Ausg., Quedlinb. 1840); Dierauer, Beiträge zu einer kritischen Geschichte Trajans (Leipz. 1868); de La Berge, Essai sur le règne de Trajan (Par. 1877).

Trajectum, lat. Name für Utrecht.

Trajékt (lat.), Überfahrt (von Ufer zu Ufer); Trajektschiff, s. Dampfschiff, S. 485.

Trajektorĭe (neulat.), in der Geometrie eine ebene krumme Linie, die alle einzelnen Kurven eines gegebenen Systems unter demselben Winkel schneidet; so ist z. B. für alle Ellipsen, welche dieselben Brennpunkte haben, eine beliebige Hyperbel mit denselben Brennpunkten die orthogonale T., d. h. sie schneidet alle diese Ellipsen rechtwinkelig. In der Mechanik ist T. die Bahn eines unter dem Einfluß einer Kraft sich bewegenden Punktes, z. B. die Bahn eines schräg in die Höhe geworfenen Körpers (Wurflinie).

Trakasserie (franz.), Plackerei, Stänkerei.

Trakehnen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen, Kreis Stallupönen, 5 km vom Bahnhof T. an der Linie Seepothen-Eydtkuhnen der Preußischen Staatsbahn, hat ein königliches Hauptgestüt (1732 von Friedrich Wilhelm I. gegründet), zu dem 12 Vorwerke gehören, mit einem Areal von 4151 Hektar und 1070–1250 Pferden, eine Ziegelei und (1885) 1837 Einw. Vgl. Frenzel, Über Landespferdezucht im Regierungsbezirk Gumbinnen (Berl. 1875).

Trakehner, Pferdestamm, s. Pferd, S. 948.

Trakt (lat.), Zug, Ausdehnung in die Länge, z. B. Eisenbahntrakt; Strecke Landes; katholischer Festgesang nach dem Graduale, bestehend aus einigen Schriftversen ohne Hallelujah (so genannt von der langsamen, gedehnten Sangweise, in der er früher vorgetragen wurde).

Traktābel (lat.), fügsam; umgänglich.

Traktamént (mittellat.), Behandlung, Behandlungsweise; Bewirtung, Gastmahl; Löhnung, Sold.

Traktarianer, s. v. w. Puseyiten, s. Pusey.

Traktāt (lat.), Unterhandlung wegen eines abzuschließenden Vertrags; auch der Vertrag selbst; sodann Abhandlung über einen Gegenstand, insbesondere Bezeichnung für kleine im Sinn einer bestimmten religiösen Richtung geschriebene Flugschriften (Traktätchen). Besondere Traktatengesellschaften hat die sogen. Innere Mission (s. d.) ins Leben gerufen.

Traktatshäfen (Vertragshäfen), die in China dem Verkehr mit dem Ausland durch besondere Abmachungen geöffneten Häfen. Bis 1842 war den Fremden nur Kanton und auch dies nur unter Beschränkungen und ohne sichere Gewährleistung geöffnet. Durch den am 29. Aug. 1842 abgeschlossenen Vertrag wurden aber außer Kanton noch die Häfen Amoy, Futschou, Ningpo und Schanghai dem britischen Handel geöffnet. Durch den Friedensschluß von Tiëntsin (1860) und später kamen Swatau, Taiwan, Takao, Tamsui, Kelung, Tschinkiang, Kiukiang, Hankeou, Tschifu, Niutschuang, Tiëntsin, Kiungtschau, Itschang, Wuhu, Wentschou und Pakhoi hinzu. Außer mit England und Frankreich schloß China einen Vertrag mit Preußen zu Tiëntsin 2. Sept. 1861, der für alle Zollvereinsstaaten Gültigkeit hatte und mit der Gründung des Deutschen Reichs auf dieses überging. Ähnliche Verträge wurden 1862 mit Spanien, Portugal und Belgien, 1863 mit Dänemark geschlossen. Gegenwärtig stehen die oben genannten T. allen Nationen offen. Der Handelsverkehr in denselben bezifferte sich 1887 auf 190,3 Mill. Haikuan Tael (Einfuhr 104,4, Ausfuhr 85,9 Mill. Haikuan Tael), wovon auf Schanghai allein nicht weniger als 96,2 Mill. Haikuan Tael entfallen. Den Hauptanteil (über zwei Drittel) vermitteln Großbritannien und Hongkong. In diesen Häfen verkehrten 28,244 Schiffe von 21,755,760 Ton. (davon 23,262 Dampfer von 20,619,615 T.). Auf die englische Flagge entfielen 14, auf die chinesische 5,4 Mill. T. In den T. bestanden 1885: 396 fremde Firmen (233 englische, 57 deutsche, 27 amerikanische, 23 französische, 24 japanische, 15 russische etc.) und lebten 6698 Fremde (2534 Briten, 761 Amerikaner, 638 Deutsche, 443 Franzosen, 747 Japaner etc.). In den Häfen von Niutschuang, Tiëntsin, Tschifu, Hankeou, Kiukiang, Wuhu, Tschinkiang, Schanghai, Ningpo, Futschou, Tamsui, Amoy, Swatau, Kanton und Pakhoi bestehen Zolldirektionen mit Europäern als Vorständen, welche sämtlich dem Generalzollinspektor (Sir Robert Hart) in Peking unterstellt sind.

Traktieren (lat.), behandeln; ein Gastmahl geben, bewirten; auch s. v. w. unterhandeln.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 795. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0795.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2024)