verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16 | |
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offenen Krieg zwischen Zürich und den katholischen Kantonen Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug. Am 11. Okt. 1531 unterlagen die Züricher bei Kappel, und Z. selbst fand auf dem Schlachtfeld seinen Tod. Am folgenden Tag schleppte man den Leichnam zum Scheiterhaufen und streute die Asche in den Wind. Erst 1838 ward ihm zu Kappel, 1885 zu Zürich ein Denkmal errichtet. Z. war ein edler, toleranter, frommer und uneigennütziger Mann, ausgezeichnet durch Kenntnisse wie Sinn für das Praktische, der ihn zu den umfassendsten politischen Kombinationen befähigte. Seinem theologischen Lehrbegriff lag Streben nach Klarheit und Vernünftigkeit zu Grunde. Was ihn zum Begründer einer eignen Kirche neben Luther machte, war die durch und durch sittlich bestimmte, an keine Zeremonien ursachlich gebundene Natur des christlichen Glaubens, welchen er vertrat, die in solchem Glauben begründete Freiheit der christlichen Persönlichkeit von den geschichtlich vermittelten Gnadenspendungen der Kirche, die er, freilich nicht ohne Inkonsequenzen, betonte. Zwinglis Hauptschriften sind: „De vera et falsa religione“ (Zürich 1525); „Fidei ratio“ (das. 1530) und besonders die „Christianae fidei brevis et clara expositio ad regem christianum“ (das. 1536). Seine „Sämtlichen Werke“ erschienen zuerst in Folio (Zürich 1545 u. 1581), neuerdings herausgegeben von Schuler und Schultheß (das. 1828–42, 8 Bde.; dazu Supplemente 1861). Vgl. Hottinger, Huldreich Z. und seine Zeit (Zürich 1842); Tichler, Z., de kerkhervormer (Utr. 1857–58, 2 Bde.); Christoffel, Zwinglis Leben und ausgewählte Schriften (Elberf. 1857, 2 Bde.); Mörikofer, Ulrich Z. (Leipz. 1867–69, 2 Bde.); Zeller, Das theologische System Zwinglis (Tübing. 1853); Sigwart, Ulrich Z. (Stuttg. 1855); Spörri, Zwingli-Studien (Leipz. 1866); Werder, Z. als politischer Reformator (Basel 1882); A. Baur, Zwinglis Theologie (Halle 1885–89, 2 Bde.); Witz, Ulrich Z., Vorträge (Gotha 1884).
Zwinglianer, s. v. w. Reformierte.
Zwirn, ein Faden, welcher durch Zusammendrehen mehrerer Fäden (selten über acht; zwei-, drei- etc. drähtig) entstanden ist und sich durch Festigkeit, Glätte, Rundung und Härte auszeichnet. Die Richtung des Zusammendrehens ist in der Regel jener beim Spinnen entgegengesetzt, so daß die Windungen die Lage linker Schraubengänge erhalten. Oft, z. B. beim Nähzwirn, vereinigt man zuerst zwei Fäden und dann wieder zwei oder drei solcher doppelter Fäden, weil auf diese Weise ein schönerer und regelmäßigerer Z. entsteht als durch direktes Zusammendrehen von vier oder sechs Fäden. In der Praxis nennt man gezwirntes Garn nur solches, bei dem die Fäden unter starker Drehung vereinigt sind, wie beim Nähzwirn; wenn dagegen die Fäden lose oder schlank gedreht sind, nennt man den Faden dubliertes Garn. Zum Zwirnen können die Spindel und das Spinnrad benutzt werden; bei fabrikmäßigem Betrieb arbeitet man aber nur mit der Zwirnmaschine (Zwirnmühle). Bei dieser (s. Figur) befinden sich die mit einfachen Garnfäden angefüllten Spillen a im obern Teil A eines Gestells B. Zwei oder mehrere solcher Fäden gehen von ebenso vielen Spulen gemeinschaftlich durch ein Drahtringelchen n hinab, werden zwischen zwei oder drei Walzen b mit gleichbleibender Geschwindigkeit und in gleichem Maß herausgezogen und gelangen dann durch die Löcherschiene o auf eine der Zwirnspindeln c, von welcher sie zusammengedreht, und auf deren Spule sie aufgewickelt werden. Diese Spindeln erhalten ihre Drehung durch Schnüre s von der Schnurwalze d und machen 2–4000 Umdrehungen in der Minute, während die Spulen mit der Spulenbank u sich auf und ab bewegen. Wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Waterspinnmaschine nennt man diese Maschine Waterzwirnmaschine und benutzt in ähnlicher, etwas modifizierter Form auch die Jenny- und Mulemaschine. Leinen- und Baumwollgarn wird bisweilen naß gezwirnt, damit sich die erweichten Fäden leichter und dichter zusammendrehen, und zu diesem Zweck durch den Wassertrog e gezogen.
Zwirnmaschine. | |
Der Z. heißt hohlsträngig, masseldrähtig gemasselt, wenn die Fäden nicht gleichmäßig zusammengedreht sind. Baumwollzwirn dient hauptsächlich zum Nähen, Stricken und Sticken, ferner zu Spitzen und Bobbinet, in der Weberei und Strumpfwirkerei. Der Nähzwirn (Glanzzwirn) ist in der Regel sechsfädig; doch kommt auch drei- und vierfädiger, direkt aus drei oder vier Garnfäden zusammengedrehter und in neuerer Zeit selbst zweifädiger Z. in den Handel. Letzterer führt den Namen Eisengarn und ist mit Stärke appretiert, um bei der Anwendung in der Weberei als Einschuß für seidene Ketten durch den eignen Glanz das Ansehen der halbseidenen Stoffe zu erhalten. Leinener Z. dient zum Nähen und Stricken, zur Verfertigung der Zwirnspitzen sowie in der Weberei zu den Litzen der Webergeschirre etc. Er ist zwei- oder dreidrähtig (nur Litzenzwirn hat bis sechs Fäden), wird aus Flachsgarn gefertigt, in mittlern Sorten auch aus Maschinengarn und Werg, und kommt teils roh, teils gebleicht oder gefärbt in den Handel. Nähzwirn wird mit einer sehr verdünnten Lösung von Gummi, Hausenblase und Pergamentleim appretiert. Hanfzwirn gleicht dem leinenen Z. und findet hauptsächlich Anwendung, wo es auf Festigkeit ankommt. Kammgarne werden zwei-, drei- oder vierfädig gezwirnt (immer trocken), ebenso die Strickgarne. Über Seidenzwirn s. Seide.
Zwirner, Ernst Friedrich, Architekt, geb. 28. Febr. 1802 zu Jakobswalde in Schlesien, besuchte bis 1821 die Bauschule zu Breslau, dann bis 1828 die königliche Bauakademie und die Universität zu Berlin und trat hierauf als Hilfsarbeiter in die königliche Oberbaudirektion ein. Nach Ahlerts Tod ward
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 1019. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s1019.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2024)