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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Ganges mit den Händen in die Einführungsöffnung hineingreifen, um angesammeltes kurzes Stroh, Ähren etc. zu entfernen. Hier empfiehlt sich die Anbringung eines vom Zuführungstisch etwa unter 20° ansteigenden Schutzbleches, das in einer Entfernung von 12 cm von der Schlagleistentrommel endigt, so daß der Arbeiter, wenn er das Ende des Bleches fühlt, doch noch immer mit der Hand von der Schlagwelle weit genug entfernt ist, um nicht von ihr beschädigt zu werden. Bei der Konstruktion von Wells ist ein bewegliches Speisebrett angeordnet; wird dasselbe an der Einlegestelle durch eine übermäßige Menge Getreide oder durch einen aus Versehen darauf geratenden Arbeiter überlastet, so kippt es auf und verschließt dabei die Zugangsöffnnng zur Trommel. Bei Dampfdreschmaschinen sind zweckmäßig selbstthätige Einlegevorrichtungen anzubringen. Diese bestehen unter anderm aus einer Art Rechen mit langen, spitzen Zähnen, welche derart in schwingende Bewegung versetzt werden, daß sie vorgehend in das Getreide hineinfassen und es vorschieben, beim Rückgang jedoch über das Getreide hinwegstreichen. Bei Häckselschneidemaschinen sind die Messer gehörig zu verkleiden.

 Lang, 6 Andrew, engl. Schriftsteller, geb. 31. März 1844, studierte in Oxford und lebt gegenwärtig als Herausgeber von „Longman’s Magazine“ und Präsident der Folk Lore Society in London. Daneben ist er Professor (für gelegentliche Vorträge) an der schottischen Universität St. Andrews. Von seinen zahlreichen, durch Witz und Formbeherrschung ausgezeichneten, auf gediegenem Wissen beruhenden Schriften in Vers und Prosa erwähnen wir: „Ballads of old France“ (1872); das epische Gedicht „Helen of Troy“ (1883); „Custom and myths“ (2. Aufl. 1885); „Letters to dead authors“ (1886); „In the wrong paradise“ (1886); „Myth, ritual and religion“ (1887, 2 Bde.); „Prince Prigio“ (1889); „Letters in literature“ (1889). Auch lieferte er mit andern eine Prosaübersetzung des Homer und leitet die Herausgabe des biographischen Sammelwerks „English worthies“.

Langeac, (1886) 3343 Einw.

Langenbeck, 2) Bernhard von, Mediziner. Seine „Vorlesungen über Akiurgie“ gab Gluck heraus (Berl. 1888).

 Langenberg, Flecken im Fürstentum Reuß j. L., in schöner Lage an der Elster, hat eine evang. Kirche, eine Kaltwasserheilanstalt und (1885) 1650 Einw. Nahebei die Saline Heinrichshall.

 Langenhagen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Hannover, hat eine evang. Kirche, eine Idiotenanstalt und (1885) 930 Einw.

Langer, 3) Hermann, Musikdirigent, starb 8. Sept. 1889 in Dresden. Vgl. „Hermann L., ein Lebensabriß“ (Leipz. 1889).

 Langewiesen, Stadt in der schwarzburg-sondershäus. Oberherrschaft, Landratsamt Gehren, an der Ilm, am Thüringer Wald und an der Eisenbahn Ilmenau-Großbreitenbach, 451 m ü. M., hat eine evang. Kirche, Sägemühlen, Farbenfabrikation, eine Brauneisensteingrube und (1885) 2215 Einw.

Langogne, (1886) 3415 Einw.

Langon, (1888) 3919 Einw.

 Langson, Stadt im nördlichen Tongking, 20 km von der chinesischen Grenze, 5 km vom rechten Ufer des Songkikong, besteht aus einer von den Chinesen errichteten Citadelle mit Mauern aus Ziegelsteinen und Zäunen aus Bambusstäben, welche die Franzosen zerstörten, als sie 1885 nach langen und blutigen Kämpfen sich des Platzes bemächtigten, und der Stadt Kilua, in welcher belebte Märkte abgehalten werden, mit einer vielbesuchten Pagode. Die Franzosen haben Kilua durch vorgeschobene Werke gesichert und beabsichtigen, den Platz mit Tschu, dem Endpunkt der Dampfschiffahrt auf dem Loknanh, zu verbinden.

 Langwerth von Simmern, Heinrich, Freiherr von, Politiker, geb. 15. Nov. 1833 zu Hannover, besuchte die Gymnasien zu Rinteln und Lüneburg, studierte in Heidelberg und Göttingen die Rechte, trat 1858 in den hannöverschen Staatsjustizdienst, den er aber schon 1861 wieder verließ, und widmete sich dann der Bewirtschaftung seiner Güter am Rhein und in Hannover, wo er Wichtringhausen und Landringhausen bei Hannover besitzt. Schon 1862 Mitglied der großdeutschen Partei, war er seit der Annexion Hannovers ein eifriger Gegner der preußischen Herrschaft und ward von den welfisch Gesinnten im Wahlkreis Nienburg 1880 in den Reichstag gewählt. Auch litterarisch bekämpfte er Preußen; er schrieb: „Von 1806 bis 1866. Zur Vorgeschichte des neuen deutschen Reichs“ (Leipz. 1872); „Österreich und das Reich im Kampf mit der französischen Revolution 1790–1797“ (Berl. 1880, 2 Bde.); „Die deutsch-hannöversche Partei und die braunschweigische Frage“ (Celle 1885); „Von 1790 bis 1797. Der Revolutionskrieg im Licht unsrer Zeit“ (Hannov. 1882) u. a.

Lanner, Joseph, Tanzkomponist. Eine Gesamtausgabe seiner „Walzer für Pianoforte“ besorgte Kremser (Leipz. 1889, 5 Bde.).

Lansdowne, Henry Charles Keith Patty Fitzmaurice, Marquis von, ward 1888 zum Vizekönig von Indien ernannt.

Lanza, Giovanni, ital. Staatsmann. Vgl. Tavallini, Giov. L. ed i suoi tempi (Tur. 1887, 2 Bde.).

Lanze. Die L., welche bei der Bevorzugung des Karabiners infolge der nach dem Krieg 1870/71 anerkannten Notwendigkeit einer Bewaffnung und Ausbildung der Reiterei für das Feuergefecht an Wertschätzung sehr verloren hatte, steigt neuerdings, nach dem Vorgang Deutschlands, im Ansehen. Man ist hier der Ansicht, daß für die schwere Schlachtenreiterei auch heute noch die L. die „Königin der Waffen“ sei, während dies für die im Aufklärungsdienst zu verwendenden Kavalleriedivisionen (leichte Reiter) von vielen bestritten wird. Nachdem man in Deutschland seit 1888 versuchsweise sämtliche Kürassierregimenter, welche gleichzeitig den Küraß ablegten, und zwei Husarenregimenter mit der L. bewaffnet hatte, ist 1890 die Bewaffnung der gesamten deutschen Kavallerie mit einer Stahlrohrlanze verfügt worden. Auch die Unteroffiziere führen fortan eine L., jedoch mit Adlerflagge, während die Lanzenflagge der Gemeinen weiß-schwarz (nicht schwarz-weiß) ist. In Österreich wurde die L. 1884 auch bei den Ulanen abgeschafft. In Italien führen nur die zehn Lancieriregimenter die L. Auch in Rußland führen die Gardekürassiere, Husaren und Kosaken, jedoch bei allen nur im ersten Gliede, die L. Frankreich, welches nach 1871 die L. aus der Armee abschaffte, steht jetzt im Begriff, dieselbe versuchsweise wieder einzuführen, und zwar soll ein Teil der Kavallerie, wie in Rußland, nur im ersten Glied, ein Teil in beiden Gliedern die L. erhalten. Dieselbe wird aus Bambus gefertigt und ist 2,90 oder 3,15 m lang. Die deutsche L. wird von vielen für zu lang und zu schwer und eine Länge von 2 m für ausreichend gehalten. Man hat auch Lanzen aus Röhren von dünnem Stahlblech, welche sich fernrohrartig, ineinander schieben lassen, in Versuch genommen; sie können während des Nichtgebrauchs am Sattel befestigt

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 520. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0524.jpg&oldid=- (Version vom 2.3.2024)