verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17 | |
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✽ Nadya (Nuddea), Distrikt der Presidency Division in Bengal Proper der britisch-ind. Provinz Bengalen, 8816 qkm (160 QM.) groß mit (1881) 2,017,847 Einw., davon 56,8 Proz. Mohammedaner und 42,8 Proz. Hindu. Der durchaus ebene Distrikt wird von den zahlreichen Armen des Ganges, in welche sich derselbe hier spaltet, durchflossen und erzeugt vornehmlich Reis, Indigo, Weizen, Gerste, Ölsaaten, Flachs, Hanf, Zucker. Hauptort ist Krischnagar mit einer evangelischen und katholischen Mission, einem College und 27,477 Einw. – Die gleichnamige Stadt, am rechten Ufer der verkehrsreichen Bhagirathi, mit (1881) 14,105 Einw., ehemals Hauptstadt des letzten Hinduherrschers von Bengalen, ist Sitz berühmter alter Sanskritschulen (Tols), deren Zahl aber in den letzten Jahren von 17 auf 10 gesunken ist.
✽ Nagina, Stadt im Distrikt Bidschnor der britisch-ind. Provinz Nordwestprovinzen und Audh, am Kohfluß, mit (1881) 20,503 Einw. (meist Mohammedaner), welche früher in hohem Ruf standen wegen ihrer vorzüglichen Flintenläufe, jetzt aber vornehmlich Tuch, Hanfseile und Säcke, Elfenbeinschnitzereien, Glaswaren erzeugen und starken Handel mit Zucker treiben.
✽ Nagoya, Hauptort eines Ken in der japan. Provinz Owari, auf der Insel Nippon, an der Eisenbahn Nagahama-Handa, hat große und altberühmte Fabrikation von Porzellan und Spielmaren und (1884) 126,898 Einw. Die Stadt ist auch der Markt für das Porzellan des 20 km entfernten Seto, wo die Porzellanfabrikation seit mehr als 20 Jahrhunderten betrieben wird (vgl. Seto-Ware, Bd. 14). Sie war auch die Hauptstadt Japans unter Ota Nobunaga, dem mächtigen Beschützer Franz Xaviers.
✽ Nagy Sándor (spr. nádj schāndor), Joseph, ungar. Revolutionsgeneral, geb. 1804 zu Großwardein im Biharer Komitat, trat frühzeitig in die österreichische Armee, verließ sie aber als pensionierter Rittmeister im Anfang der 40er Jahre. 1848 ward er zum Major und Kommandanten der berittenen Nationalgarde des Pester Komitats ernannt und kämpfte im Süden gegen die Raizen. Zum Oberstleutnant aufgerückt, focht er namentlich beim Überfall auf Großtacsa 6. Nov. d. J. mit Auszeichnung. Den Frühlingsfeldzug von 1849 machte er als Oberst bei der Hauptarmee mit und zeichnete sich auch hier durch persönliche Tapferkeit wie Raschheit seiner Bewegungen aus. Am 6. April 1849 ward er zum General und Kommandanten des 1. Armeekorps ernannt, an dessen Spitze er sich 21. Mai bei der Einnahme Ofens hervorthat, jedoch 16. Juni bei Sempta von den Österreichern geschlagen wurde. Als Görgei 13. Juli von Komorn abmarschierte, begleitete ihn auch N. mit seinem Armeekorps; doch erlitt dieses als Avantgarde in der Schlacht bei Waitzen (15. und 16. Juli) und ebenso zwei Tage später als Arrieregarde bei Felsö-Szügyi bedeutenden Verlust. Nachdem die ganze Armee die Theiß überschritten, schickte Görgei N. nach Debreczin, wo er 7. Aug. mit seinen 7000 Mann gegen die weit überlegene russische Macht unter Paskewitsch einen ruhmvollen fünfstündigen Kampf bestand, sich aber am Abend zurückziehen mußte. Am 9. Aug. gelangte er mit dem Rest seiner Truppen nach Arad, wo er sich mit Görgei vereinigte, mußte sich der Waffenstreckung desselben anschließen und endete, von den Russen an die Österreicher ausgeliefert, 6. Okt. 1849 zu Arad am Galgen. Vgl. Lapinski, Feldzug der ungarischen Hauptarmee im Jahr 1849 (Hamb. 1850).
✽ Nahl, 1) Johann August, Bildhauer, geb. 1710 zu Berlin, ward, nachdem er Italien besucht, 1741 nach Berlin berufen, wo er für die königlichen Schlösser zu Potsdam, Charlottenburg und Sanssouci Statuen, Gruppen, Vasen, Ornamente an Säulen und Decken etc. verfertigte. Er ließ sich 1746 auf dem Landgut Klanne unweit Bern nieder und schuf hier Monumente für die Kirche zu Hindelbank. Seit 1755 Professor am Collegium Carolinum zu Kassel und zuletzt Rat, starb er hier 1781. Sein in Kassel geschaffenes Hauptwerk ist das Modell des Standbildes des Landgrafen Friedrich II.
✽ 2) Johann August, Maler, Sohn des vorigen, geb. 2. Jan. 1752 auf dem Gut Klanne bei Bern, lernte bei seinem Vater, sodann bei dem Landschaftsmaler Bemmel in Straßburg und bei Lesueur in Paris und hielt sich von 1774 bis 1781 in Rom auf. Eins seiner bedeutendsten Gemälde aus jener Zeit stellt ein Opfer an die Venus dar. Nach 15monatlichem Aufenthalt in England kehrte er 1782 in seine Heimat zurück. 1786–87 unternahm er wieder Reisen nach Rom, Neapel und London; einige Jahre später begab er sich zum drittenmal nach Rom, um jetzt zehn Jahre daselbst zu verweilen. In der letzten Zett seines Aufenthalts daselbst verfertigte er mehrere historische Zeichnungen in brauner Tusche, welche groben Beifall fanden, weshalb er sich fortan vorwiegend dieser Art der Malerei widmete. Zu seinen hervorragendsten größern Gemälden gehören: Venus, welcher Amor einen Dorn aus dem Fuße zieht, Ariadne auf Naxos, Narcissus u. a. 1792 nach Kassel zurückgekehrt, ward er Professor an der Akademie daselbst und 1815 auch Direktor der Klasse der Malerei. Er gewann den von Goethe in den „Propyläen“ ausgeschriebenen Preis für malerische Kompositionen zweimal: durch seinen Abschied Hektors von Andromache und die Darstellung des Achilleus am Hof des Lykomedes. Für den weimarischen Hof lieferte er viele historisch-mythologische Bilder. Er starb 31. Jan. 1825 in Kassel. Seine Werke tragen das Gepräge eines frostigen Klassizismus.
Nähmaschine (Hygienisches). Die Wirkung angestrengter Nähmaschinenarbeit auf die Arbeiterin ist sehr verschieden beurteilt worden. Nach Hirt entstehen durch die beständige Bewegung der Beine Hyperämien der Unterleibsorgane, Menstruationsstörungen, Erhöhung des Geschlechtstriebes (durch das ununterbrochene Reiben der Geschlechtsteile), Onanie. Auch sollen Nähterinnen von Ischias und andern Neurosen befallen werden und bei schlechter Ernährung, Mangel an guter Luft, zu starker Anstrengung und psychischer Depression als Opfer ihres Berufs zu Grunde gehen. Immerhin bleiben solche Fälle Ausnahmen, und gewöhnlich handelt es sich nur um Menstruationsstörungen und chronischen Scheidenkatarrh. Blaschko bestreitet diese Behauptungen, er betrachtet die Einführung der N. als einen Segen für die Menschheit und will gefunden haben, daß der Gesundheitszustand bei Nähterinnen an der Wheeler-Wilson-Maschine ein vollkommen guter zu nennen sei. Dagegen könne freilich die schwere Arbeit an Tamburiermaschinen nicht jahrelang ohne Benachteiligung der Gesundheit geleistet werden. Es sollten nur Mädchen eingestellt werden, deren Körper seine volle Ausbildung bereits erlangt hat, und niemals sollte eine mehr als neunstündige Arbeit verlangt werden. Auch Augenleiden hat Blaschko bei Maschinennähterinnen nicht wahrgenommen und nur selten kurzsichtige Arbeiterinnen in Fabriken gefunden. Dagegen macht Blaschko schlechte Ventilation der Fabrikräume und das Einatmen von Staub für den minder guten Gesundheitszustand der Arbeiterinnen verantwortlich. Daß hierzu auch andre soziale Verhältnisse beitragen, ist selbstverständlich.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 598. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0602.jpg&oldid=- (Version vom 16.8.2024)