Zum Inhalt springen

Seite:Meyers b17 s0637.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

über Frankreich“ (New Nork 1852). Aus Frankreich ausgewiesen, fand er später in England eine Anstellung als Instruktor an der königlichen Marineakademie in Greenwich, als welcher er noch wirkt. Daneben war er auch als Lehrer und Vorstandsmitglied an dem Working Men’s College viele Jahre thätig und gehört zum Vorstand der englischen Goethe-Gesellschaft. Auch ist er Präsident der Carlyle Society. Er besorgte mit Coulthard eine englische Bearbeitung von W. v. Humboldts Werk „Die Grenzen der Wirksamkeit des Staats“ (1854) und veröffentlichte außer zahlreichen Beiträgen zu deutschen, französischen, englischen, amerikanischen und portugiesischen Zeitschriften und encyklopädischen Werken: „Austria in 1868“, „Early German courtesy books“ (für die „Early English Text Society“ 1869), eine Auswahl aus Landors „Imaginary conversations“ unter dem Titel: „Männer und Frauen“ (Paderb. 1878), „Thomas Carlyle, ein Lebensbild“ (Leipz. 1881) u. a. Die Universität Göttingen verlieh ihm 1874 den Doktorgrad.

 Otaru, Hafenstadt in der japan. Provinz Jeso, Hauptstadt der Provinz Shiribeshi, mit 4000 Einw., welche ansehnlichen Fischhandel, auch mit China, treiben; wurde 1889 dem fremden Handel eröffnet.

 Otis, James, nordamerikan. Staatsmann, als Mitbegründer der Unabhängigkeit der Union gefeiert, geb. 5. Febr. 1725 zu West-Barnstable in Massachusetts, stammte aus einer englischen Familie, studierte auf der Harvard-Universität und ließ sich 1748 in Plymouth, 1750 aber in Boston nieder, wurde von der Regierung zum advocate-general ernannt, legte aber dies Amt aus politischen Gründen 1761 nieder. Von der Bostoner Kaufmannschaft zum Anwalt gewählt, um gegen die von der Regierung zur Unterdrückung des Schleichhandels getroffenen harten Maßregeln zu protestieren, hielt er zu Anfang d. J. vor dem Staatsgerichtshof jene beispiellos kühne fünfstündige Rede, die ihn mit Einem Schlag berühmt machte. Seine Opposition gegen die Regierung verteidigte er 1764 in der Flugschrift „The rights of the colonies vindicated“, deren Wirkung auf das Volk diejenige seiner Rede fast noch überbot. Auf sein Betreiben hauptsächlich ward die berühmte New Yorker Protestversammlung 1767 berufen, welche die 1765 oktroyierte Stempelsteuer für gesetzwidrig erklärte. Erfolgreich bemüht, den vereinten Widerstand der Kolonien gegen die Regierung zu organisieren, wurde seiner öffentlichen Thätigkeit im Sommer 1769 plötzlich ein Ziel gesetzt, indem ihn ein Zollbeamter, den er in der „Boston Gazette“ persönlich angegriffen hatte, körperlich mißhandelte und ihm eine schwere Kopfwunde zufügte. Im Hause seiner Schwester zu Watertown kaum halb genesen, nahm er an dem in der Nähe stattfindenden ersten Gefecht bei Bunker Hill 17. Juni 1775 teil. Noch immer gehirnleidend, siedelte er 1778 nach Andover über und ward hier 23. Mai 1783 vom Blitz erschlagen. Sein Leben beschrieb William Tudor (Boston 1823).

 Öttel, Robert, Förderer der Hühnerzucht, geb. 23. Nov. 1798 zu Görlitz, war bis 1856 Besitzer eines kaufmännischen Geschäfts daselbst, lebte dort seitdem als Privatmann und starb 14. März 1884. Er gründete 1852 in Görlitz den Hühnerologischen Verein, welcher sich die Verbreitung guter Hühnerrassen in Deutschland zur Aufgabe machte und namentlich seit 1855 durch Versendung von Bruteiern (7442 Stück im J. 1857) bedeutende Erfolge erzielte, auch zur Gründung von Geflügelzüchtereien in andern Städten Anregung gab. Er schrieb außer zahlreichen Artikeln in Fachschriften: „Die praktische Hühnerzucht“ (Görl. 1863), „Der Hühner- und Geflügelhof“ (7. Aufl., Weim. 1886), „Über künstliche Brut von Hühnern“ (n. d. Engl. von Cantelo, das. 1874) und gab die ersten vier Jahrgänge des „Hühnerologischen Monatsblattes“ (Görl. 1857–60) heraus.

 Öttelt, Karl Christoph, Forstmann, geboren um 1725 zu Schleiz, wurde 1761 Forstgeometer, 1765 Förster in Heyda bei Ilmenau, später Forstmeister daselbst und starb 1800. Er hat sich verdient gemacht durch die Ausbildung der Forsteinrichtung und schrieb: „Praktischer Beweis, daß die Mathesis bei dem Forstwesen unentbehrliche Dienste thue“ (1765), dazu als zweiter Teil: „Abschilderung eines redlichen und geschickten Försters“ (1768, 4. Aufl. 1799).

 Ottin (spr. ottä́ng), Auguste Louis Marie, franz. Bildhauer, geb. 11. Nov. 1811 zu Paris, wurde Schüler von David d’Angers und der École des beaux-arts, trug 1836 mit einem Relief: Sokrates trinkt den Giftbecher, den großen Preis für Rom davon und ging dann nach Italien. Nach seiner Rückkehr stellte er mehrere Büsten und die Marmorstatuen: Herkules im Garten der Hesperiden und Amor und Psyche aus, denen in den nächsten Jahren der indische Jäger und die Schlange, die Gruppe des Ringkampfes, die Marmorstatuen: Ecce homo, Mater amabilis, Gerechtigkeit und Wahrheit und als eins seiner Hauptwerke die Marmorgruppe: Polyphem, der Acis und Galatea belauscht, sowie daneben Pan und Diana (Fontaine de Medici im Garten des Luxembourg) folgten. Von seinen spätern Werken sind zu nennen die Marmorstatuen: Napoleon III., Bathseba, Heinrich IV., die 1876 in Erz gegossene Gruppe: Theseus, der den Räuber Skiron ins Meer stürzt, Drama und Musik im Giebelfeld der Neuen Oper. Seine Arbeiten sind nicht, wie die seines Lehrers, in naturalistischem, sondern in klassizistischem Stil gehalten.

 Öttinger, 2) Ludwig, Mathematiker, geb. 7. Mai 1797 zu Edelfingen bei Mergentheim, studierte Theologie, wirkte seit 1820 als Lehrer am Gymnasium zu Heidelberg, wo er sich der Mathematik zuwandte und als Privatdozent an der Universität habilitierte, und wurde 1836 als ordentlicher Professor der Mathematik an die Universität Freiburg in Baden berufen, wo er 10. Okt. 1869 starb. Er schrieb: „Anleitung zu finanziellen, politischen und juridischen Rechnungen“ (Braunschw. 1846) und „Weitere Ausführung der politischen Arithmetik“ (Greifsw. 1863).

 Ottmer, Karl Theodor, Architekt und Maler, geb. 19. Jan. 1800 zu Braunschweig, besuchte bis 1819 das Carolinum seiner Vaterstadt und bildete sich dann auf der Bau- und Kunstakademie zu Berlin weiter aus. Nachdem er hier den Bau des Königsstädter Theaters und der Singakademie geleitet, begab er sich 1827 nach Italien. 1829 nach Braunschweig zurückgekehrt, gab O. seine „Architektonischen Mitteilungen“ (2. Abt., Braunschw. 1830–38) heraus und ward hierauf zum braunschweigischen Hofbaumeister ernannt. Zum Zweck der Wiederherstellung des 1830 abgebrannten Residenzschlosses unternahm er 1831 eine neue Reise nach Italien. Nach Vollendung des Baues, der sein Hauptwerk ist und sich durch große monumentale Wirkung auszeichnet, wurde er zum Hofbaurat ernannt. Ferner sind von seinen Werken das Theater im Schloß zu Wolfenbüttel und die Kaserne in Braunschweig zu nennen. Er starb 22. Aug. 1843 in Berlin.

Otto, der Heilige. Vgl. Juritsch, Geschichte des Bischofs O. I. von Bamberg, des Pommernapostels (Gotha 1889).

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 633. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0637.jpg&oldid=- (Version vom 11.10.2024)