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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

aber nur kurze Zeit darin, um sich auf eigne Hand in naturalistischer Richtung auszubilden. Die erste Probe derselben brachte der Salon von 1833: das Elend, die Gruppe eines in den Armen seiner Mutter sterbenden Mädchens, und zwei Reliefs: der Tod des Dichters Gilbert im Hospital und die Hungersnot. Obwohl in den folgenden Jahren bis zur Februarrevolution von den Ausstellungen ausgeschlossen, schuf er bis dahin auf Bestellung zahlreiche Arbeiten, z. B. die Parias, die Statue: Undine, die Reliefs vom Amazonenstrom, die Königin von Saba, eine sitzende Statue der Hekuba (1835), die Kolossalstatue Karls d. Gr. (1836) und die Statue Karthagos. Ein Rückschlag der allgemeinen Stimmung öffnete ihm 1848 wieder die Pforten der Ausstellung in den Champs-Elysées, wo er mit einem Christus am Kreuz erschien (jetzt in der Kirche St.-Gervais). Er schuf seitdem die Statue des heil. Gervasius für die Kirche St.-Gervais, das Relief: Ophelia, in der Kirche St.-Roch das Grabmal des Heiligen (1849), in St.-Paul das der heil. Katharina, das Denkmal des Generals Marceau in Chartres (1850), den gallischen Reiter auf der Jenabrücke, die Statuen von Mansard und Lenôtre in Versailles und die Statuette der französischen Komödie. Nur selten gelang es ihm, das Übermaß seiner Phantasie und seine schwülstige naturalistische Formengebung unter die Gesetze des plastischen Stils zu bringen. Er starb 11. Jan. 1879 in Paris.

 Prell, Hermann, Maler, geb. 29. April 1854 zu Leipzig, bildete sich auf der Kunstakademie zu Dresden, besonders bei Th. Grosse, und dann bei Gussow in Berlin und trat zuerst auf der Berliner Kunstausstellung von 1878 mit einem Genrebild: die letzte Jagd, auf, welches sich durch die dramatische Schilderung eines aufregenden Moments auszeichnete. Nachdem er sodann aus einer Konkurrenz um die Ausmalung des Festsaals im Berliner Architektenhaus als Sieger hervorgegangen, nahm er einen zweijährigen Aufenthalt in Italien, wo er sich besonders dem Studium der Freskotechnik widmete. In dieser führte er 1881–82 in dem genannten Saal einen Cyklus von neun Wandgemälden aus, welche die Hauptepochen der Geschichte der Baukunst symbolisieren. Dazu kam noch 1886 ein in Ölfarben gemaltes allegorisches Deckengemälde: Ars victrix. Vorher hatte er den Auftrag erhalten, den Saal des Rathauses in Worms ebenfalls in Fresko auszumalen. Hier stellte er die Personifikationen der Gerechtigkeit und der Tapferkeit und die Verleihung von Gerechtsamen an die Bürger von Worms durch Kaiser Heinrich IV. dar. Von seinen Staffeleigemälden sind noch zu nennen: Judas Ischariot, die Ruhe auf der Flucht und Leopold von Dessau und die Annaliese. 1888 erhielt er den Auftrag, im deutschen Buchhändlerhaus zu Leipzig zwei Fresken und im Rathaus zu Hildesheim einen Cyklus von Wandgemälden aus der Geschichte der Stadt auszuführen. Er ist Lehrer der Freskotechnik an der Berliner Kunstakademie.

 Prerow, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Stralsund, Kreis Franzburg, zu beiden Seiten des Prerowstroms, der die Insel Zingst von der Halbinsel Dars trennt, am Ausgang zur Ostsee aber zugeschüttet ist, hat eine evang. Kirche, Fischerei, ein Seebad und (1885) 1326 Einw.

 Prese, Le, Weiler im schweizer. Kanton Graubünden, Bezirk Bernina, zur Gemeinde Poschiavo gehörig, 965 m ü. M., mit Schwefelbad und Kurhaus am nördlichen Ende des Sees von Poschiavo.

 Prespa, makedon. Landschaft im türk. Wilajet Monastir, südöstlich von Monastir, rings von Gebirgen umgeben (im O. Peristeri, 2360 m, und Neretschka Planina, im W. Suha Gora und Galitschitza Planina, 2040 m) und von zwei großen Seen, dem 850 m hoch gelegenen Prespasee und dem kleinern Ventroksee, südlich von ersterm, zum großen Teil erfüllt. P. ist meist von christlichen Slawen, wenigen mohammedanischen Slawen, Zinzaren und Albanesen bewohnt, zerfällt in Ober- und Unter-P. mit den Hauptorten Resnja (Resen) und Papli und bildet den Sprengel eines zu Kruschewo (nördlich von Monastir) residierenden griechischen Erzbischofs.

Presse. Nachdem Haswell 1861 darauf hingewiesen, daß bei der Formänderung des Eisens durch Schmieden ein ruhiger Druck viel günstiger wirkt als ein kräftiger Schlag, da im ersten Fall sich die

Bördelpresse.

umformende Kraft durch die ganze Metallmasse verteilt, während sie beim Stoß mehr auf der Oberfläche wirkt, hat die hydraulische Schmiedepresse einen stetig wachsenden Anwendungskreis gewonnen. Insbesondere dient sie nunmehr mit großem Vorteil in der Verarbeitung dicker Bleche zu Gefäßen (Dampfkesseln u. dgl.), namentlich zum Umbördeln der Ränder an Kesselböden, Domdeckeln, zum Einpressen der Bleche in Schalen von Kugelform zur Anfertigung der Kugelkocher etc. Die allgemeine Einrichtung einer solchen Bördelpresse geht aus obiger Figur hervor. Auf einer schweren Grundplatte G erheben sich vier entsprechend starke Säulen a aus Stahl, die oben die schwere Preßplatte P aufnehmen. An dieser Platte hängt die Schale C als Obergesenke, unter welcher das Arbeitsstück, die Blechtafel A, von dem Träger B mittels Stützen e e festgelegt wird. Das Untergesenke D befindet sich auf der untern Preßplatte E befestigt, welche mit den Büchsen n an den Säulen a gleitet und durch Wasserdruck gehoben wird,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 669. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0673.jpg&oldid=- (Version vom 6.4.2021)