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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

für Empfänger am Ort bestimmten Briefsendungen (Stadtbriefe) seit Anfang November 1889 in Berlin eingerichteten zweispännigen Postfahrten. Die zu dem Zweck besonders gebauten Wagen haben einen 2,26 m langen, 2,11 m hohen und 1,69 m breiten, auf doppelten Langbäumen und Federn ruhenden, durch zwei Fenster und Oberlicht erhellten Wagenkasten. Sie tragen die Inschrift: „Straßenpost“, sind mit Schildern, welche die Fahrtrichtung angeben, versehen und mit einem Briefkasten ausgestattet. Im Innern befinden sich Wertgelaß, Stempeltisch, Pack- und Aufschneidetisch und geräumige Sortierfachwerke, an welchen 1–2 gewandte, mit dem Straßennetz und den Bestelleinrichtungen Berlins vertraute Unterbeamte während der Fahrt die von den Postanstalten unterwegs zugeführten Stadtbriefe verteilen. Die Straßenposten laufen auf elf Linien von 10 Uhr morgens bis 7 Uhr abends stündlich zwischen dem Stadtpostamt (Spandauer Straße) und den 47 Postanstalten der Hauptstadt, welche Briefbestellung haben (Bestellpostanstalten). Ihr Gang ist so geregelt, daß sie durchschnittlich jeden Kurs nach einer Richtung in 22 Minuten befahren und alle Stunden beim Stadtpostamt zusammentreffen. Sie vermitteln den Austausch der Stadtbriefe (täglich durchschnittlich 150,000) zwischen den Bestellpostanstalten und führen die von auswärts für Berlin eingegangenen Briefsendungen vom Stadtpostamt den einzelnen Bestellpostanstalten zu. Bei letztern werden unmittelbar nach der Ankunft der S. die Briefe durch die Briefträger ausgetragen. Die durch die Einrichtung der S. erzielte Beschleunigung in der Bestellung der Stadtbriefe ist besonders für Sendungen zwischen benachbarten Bestellpostanstalten sehr erheblich; sie beträgt mindestens eine Stunde, in einzelnen Fällen noch mehr. Die Kosten der neuen Einrichtung sind auf rund 50,000 Mk. jährlich veranschlagt.

Stratford de Redcliffe, Viscount, brit. Diplomat. Eine Auswahl seiner politischen Aufsätze erschien unter dem Titel: „Eastern question“ (Lond. 1881); sein Leben beschrieb Stanley Lane-Poole (das. 1888, 2 Bde.).

 Strecker (Reschid) Pascha, Wilhelm, türk. General, geb. 8. Juni 1830 zu Bamberg, begann 1848 seine militärische Laufbahn bei einem preußischen Jägerbataillon und trat nach Beendigung des badischen Aufstandes zu Erfurt in die preußische Artillerie ein, ward bald Leutnant und besuchte die Artillerie- und Ingenieurschule zu Berlin. Aus Thatendrang und Abenteuerlust ging er beim Ausbruch des Krimkriegs 1854 unter die englische Fremdenlegion und wurde nach deren Auflösung englischer Konsul in Erzerum, trat aber nach zwei Jahren als Artilleriehauptmann in türkische Dienste. Er ward zum Heer in Armenien versetzt und lernte dies Land durch langjährigen Aufenthalt und ausgedehnte Fußreisen aufs genaueste kennen; auf seinen Aufnahmen beruhen die ersten zuverlässigen Karten Armeniens. Nach Konstantinopel zurückgekehrt, war er bei der Fortifikation und Armierung der bulgarischen Festungen thätig. Seit 1875 Generalmajor, leitete er während des russisch-türkischen Kriegs 1877/78 die Befestigungsarbeiten von Schumna und Warna, dann von Konstantinopel, war 1880–86 Kommandant der ostrumelischen Miliz in Philippopel, wurde nach seiner Rückkehr in die Hauptstadt Generalleutnant (Ferik) und war Mitglied der Artilleriekommission des Kriegsministeriums; er trat freilich, als neue deutsche Kräfte zur Reform des türkischen Heerwesens berufen wurden, etwas in den Hintergrund. Außer Beiträgen zu der „Zeitschrift der Berliner Gesellschaft für Erdkunde“ („Zur Geographie von Hocharmenien“, 1869) und den „Jahrbüchern für die deutsche Armee und Marine“ schrieb er die Studie „Über den Rückzug der Zehntausend“ (Berl. 1886), welcher schon 1870 eine gleiche Schrift (mit H. Kiepert) vorausgegangen war. Er starb 23. Jan. 1890 in Konstantinopel.

 Streek, Juriaan van, holländ. Maler, geboren um 1632 zu Amsterdam, gestorben um 1678 daselbst, malte Bildnisse, vorwiegend aber Stillleben (Frühstückstische) von glänzender Färbung, von denen sich einige im Museum zu Schwerin und in der Galerie Liechtenstein zu Wien befinden.

 Street (spr. striht), Alfred, nordamerikan. Dichter, geb. 18. Dez. 1811 zu Poughkeepsie im Staat New York, studierte Rechtswissenschaften, ergriff dann die Advokatenlaufbahn und widmete sich nebenbei der Poesie und litterarischen Arbeiten. Er starb 2. Juni 1881 in Albany. Von seinen Dichtungen, die sich meist großer Anerkennung erfreuen, nennen wir: „The burning of Schenecktady, and other poems“ (1842), ferner „Drawings and tintings“ (1844), „Fugitive poems“ (1846), „Woods and waters“ (1860), seine poetischen Beiträge zu Hows „Forest pictures in the Adirondacks“, sinnige Naturschilderungen und von echt amerikanischem Charakter; endlich die besonders durch ihren Patriotismus ansprechenden Gedichte: „Averills Raid“, „Forest scenes“, „The gray forest-eagle“ etc. Seine gesammelten Gedichte erschienen 1866 in 2 Bänden.

 Streptococcus (Torula), eine Wuchsform der Bakterien, bei welcher die Kugeln oder ovalen Zellen rosenkranzartige Ketten bilden. Lagern sie sich zu unregelmäßigen Haufen zusammen, so kann man sie als Staphylococcus unterscheiden.

 Strickler, Johannes, schweizer. Geschichtsforscher, geb. 1835 zu Hirzel im Kanton Zürich, widmete sich, auf dem Seminar zu Küßnacht gebildet, dem Lehrerberuf, war 1861–65 Geschichtslehrer an dem genannten Seminar, seit 1870 Staatsarchivar in Zürich, zog sich aber, 1874 von der Hochschule Zürich zum Doktor hon. causa ernannt, 1881 ins Privatleben zurück, um sich ganz der Bearbeitung einer „Amtlichen Aktensammlung aus der Zeit der Helvetik“ zu widmen. Er schrieb außer Beiträgen zu Zeitschriften: „Lehrbuch der Schweizergeschichte“ (Zürich 1874), die vorzüglichste neuere Bearbeitung der gesamten Schweizergeschichte; „Kleine Schweizergeschichte für Mittelschulen“ (das. 1875); „Geschichte der Gemeinde Horgen“ (das. 1882). In der „Amtlichen Sammlung der ältern eidgenössischen Abschiede“ bearbeitete er die Reformationsepoche, 1521–32 (Bd. 4, Abteil. 1, Brugg u. Zürich 1873–76), und gab im Anschluß daran eine umfassende „Aktensammlung zur schweizerischen Reformationsgeschichte“ (Zürich 1878–84, 5 Bde.) heraus.

 Stritt, Albert, Schauspieler und Tenorist, geb. 9. Okt, 1847 zu Königsberg i. Pr., wo er 1863 auf dem Stadttheater zuerst in größern Schauspielrollen auftrat, und wohin er, nachdem er zwei Jahre in andern Städten gespielt hatte, 1866 wieder zurückkehrte. 1868 folgte er einem Ruf an das Dresdener Hoftheater, ging aber, von Emil Devrient gefördert, ein Jahr später nach Graz, und nachdem er dort sein Repertoire wesentlich erweitert hatte, trat er 1871 ein siebenjähriges Engagement am Hoftheater in Stuttgart an. Ein überall anerkannter Gast in Heldenrollen, zeigte sich S. auch auf dem Wiener Burgtheater, schlug aber einen Engagementsantrag für dieses Institut

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 780. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0784.jpg&oldid=- (Version vom 10.8.2022)