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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19


Einnahmen
  Mark
Domänen 2000000
Steuern 5206600
Reichssteuern 4846000
Zinsen 1464000
Eisenbahnannuität 5250000
Leihhaus-Intraden 800000
Lotterie-Intraden 2480000
Überschüsse aus frühern Jahren 2103621
Ausgaben
  Mark
Matrikularbeiträge 4124400
Staatsministerium 288000
Justizverwaltung 2716000
Finanzverwaltung 1430600
Polizei u. Gendarm. 1651290
Baukosten 1943300
Pensionen 1597200
Landesschuld 5513280
Außerordentliche 4837755

Die öffentliche Schuld betrug Ende 1890: 66,192,250 Mk., wovon auf die Kammerschuld 727,063 Mk. und auf die Landesschuld 65,465,187 Mk. entfallen. An Aktiven bestanden 42,316,417 Mk. – Zur Litteratur: Beste, Geschichte der braunschweigischen Landeskirche (Braunschw. 1889); Koldewey, Geschichte des Schulwesens im Herzogtum B. bis 1831 (das. 1891); O. v. Heinemann, Geschichte von B. und Hannover, Bd. 2 u. 3 (Gotha 1886–91).

Bredius, Abraham, holländ. Kunstgelehrter, geb. 18. April 1855 zu Amsterdam, war bis zu seinem 20. Jahre Musiker und wurde dann durch Reisen in Italien auf das Studium der Kunstgeschichte geführt, worin ihn weitere Reisen durch ganz Europa (Griechenland, Spanien und Portugal) förderten. In engem Verkehr mit August Fischer in Breslau und W. Bode in Berlin schärfte er sein Urteil und widmete sich dann vorzugsweise der kritischen Prüfung der in öffentlichen und privaten Sammlungen vorhandenen und auf Versteigerungen vorkommenden Gemälde niederländischer Künstler. Damit verband er gründliche Urkundenforschungen, deren reiche Ergebnisse er in holländischen, deutschen, englischen und französischen Kunstzeitschriften veröffentlichte. 1881 wurde er Vizedirektor des Niederländischen Museums in Amsterdam und 1889 Direktor der königlichen Gemäldegalerie im Haag. Die Universität Gießen promovierte ihn 1888 zum Ehrendoktor. Er gab heraus: „Die Meisterwerke des Rijksmuseums in Amsterdam“ (Münch. 1888) und „Die Meisterwerke der königlichen Gemäldegalerie im Haag“ (das. 1891), beides Photogravüre-Prachtwerke, und bearbeitete die Kataloge der Gemäldegalerien in Amsterdam, im Haag und in Utrecht. Auch hat er an den Katalogen der öffentlichen Gemäldegalerien von Berlin, Oldenburg, Schwerin, Wien, Rotterdam, Glasgow, Kassel, Hannover, Dresden, Madrid, Stockholm u. Petersburg mitgearbeitet.

Bremen. Die Bevölkerung des Gebietes der freien Hansestadt B. betrug nach der Volkszählung vom 1. Dez. 1890: 180,443 Seelen und hat seit 1885 um 14,815 (8,9 Proz.) Seelen zugenommen. Von jener Einwohnerzahl kommen auf die Stadt Bremen 125,684 (Zunahme seit 1885: 7641 Einw. oder 6,5 Proz.), auf Vegesack 3918 (Zunahme seit 1885: 111 Einw. oder 2,9 Proz.), auf Bremerhaven 16,335 (Zunahme seit 1885: 1613 Einw. oder 11 Proz.) und auf das Landgebiet 34,506 (Zunahme seit 1885: 5823 Einw. oder 20,3 Proz.). Der Handel Bremens weist im J. 1890 gegenüber dem schon günstigen Vorjahr eine beträchtliche Steigerung auf, wobei jedoch bemerkt zu werden verdient, daß zu Ende des Jahres ein Rückschlag eintrat, der für das Jahr 1891 weniger günstige Aussichten eröffnet. Die Wareneinfuhr belief sich 1890 auf 750 Mill. Mark (86,4 Mill. Mk. mehr als 1889) und die Warenausfuhr auf 706,6 Mill. Mk. (78,1 Mill. Mk. mehr). Davon wurden seewärts eingeführt für 504 Mill., ausgeführt für 314,1 Mill. Mk., land- und flußwärts eingeführt für 245,8 Mill., ausgeführt für 392,5 Mill. Mk. Nach Warengattungen bezifferte sich der Wert (in Mark) von:

  Einfuhr Ausfuhr
Verzehrungsgegenständen 205345516 199657130
Rohstoffen 375475872 356530636
Halbfabrikaten 23872739 21458645
Manufakturwaren 69589527 65297686
Andern Industrieerzeugnissen 75654853 63653395

Unter den Rohstoffen ist der wichtigste Handelsartikel Baumwolle, wovon für 180,6 Mill. Mk. (für 43,9 Mill. Mk. mehr als 1889) ein- und für 178,3 Mill. Mk. (47,4 Mill. Mk. mehr) ausgeführt wurde. Schafwolle wurde für 84 Mill. Mk. ein- und für 83,3 Mill. Mk. ausgeführt. Die Einfuhr von Petroleum hat sich seit dem Vorjahr von 18,6 auf 19,4 Mill. Mk. gehoben. Auch der Handel in Tabak hat sich gehoben, nämlich die Einfuhr (56,3 Mill. Mk.) um 8,5 Mill. Mk., die Ausfuhr (62,4 Mill. Mk.) um 4,2 Mill. Mk. An der Einfuhr waren 1890 am meisten beteiligt: Deutschland (245 Mill. Mk.), die Vereinigten Staaten von Nordamerika (232,9 Mill.), Südamerika (60,9 Mill.), Großbritannien (46 Mill.), Britisch-Ostindien (36,4 Mill. Mk.); an der Ausfuhr: Deutschland (391,1 Mill. Mk.), die Vereinigten Staaten von Nordamerika (122,4 Mill.), Österreich (47,8 Mill.) und Großbritannien (32,3 Mill. Mk.). Zur See liefen 1890 ein: 2950 Schiffe (davon 1190 Dampfer) von 1,733,809 Ton., darunter in Geestemünde, Brake, Nordenhamm 418 Schiffe von 377,569 T.; es gingen ab: 3250 Schiffe (davon 1194 Dampfer) von 1,673,867 T. Auf der Oberweser gingen zu Berg: 607 beladene Schiffe von 95,400, zu Thal: 900 beladene Schiffe von 142,064 T. Die Weserhandelsflotte zählte Ende 1890: 527 Schiffe von 495,237 T., darunter 353 bremische von 378,068 T. An Auswanderern wurden 140,410 Personen (1889 102,923) befördert, meist nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika (107,156) und Brasilien (31,984). Das Budget für 1891/92 enthält an Ausgaben 14,242,820 Mk. (darunter 1,780,631 Mk. außerordentliche und 270,000 Mk. für Erhöhung der Beamtengehälter), an ordentlichen Einnahmen 12,954,720 Mk., an außerordentlichen 1,288,100 Mk. Die ordentlichen Ausgaben sind veranschlagt:

Senat und Bürgerschaft 305900 Mark
Rechtspflege 741400
Polizei 1395690
Finanzverwaltung 4731100
Unterricht 1547600
Bauwesen 942907
Eisenbahnen 393900
Hafenanstalten 707130
Vermischte Ausgaben 473700
Reich und Auswärtiges 1135400
  12374727 Mark
Abzug für voraussichtliche Minderausgaben 332538
Zusammen: 12042189 Mark

Bei der Finanzverwaltung erfordert die Staatsschuld für Verzinsung und Tilgung 3,188,700 Mk., die Zollverwaltung 1,129,000 Mk. Die ordentlichen Einnahmen betragen:

Von Eigentum und Rechten 2214900 Mark
Direkte Steuern 5773100
Indirekte Steuern 1918600
Gebühren etc. 475800
Vermischte Einnahmen 1401000
Einnahmen vom Reich 1171000
Zusammen: 12954400 Mark

Das Etatsjahr 1890/91 schloß mit einem Überschuß von 967,342 Mk., da sich bei einer Einnahme von 13,870,399 Mk. die Ausgabe nur auf 12,903,057 Mk. belief. Die Staatsschuld betrug 1. April 1891 79,114,300 Mk.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0137.jpg&oldid=- (Version vom 2.8.2023)