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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

Ergibt sich aus Tabelle I die zunehmende Steigerung der Betriebsleistungen überhaupt, aus Tabelle II die des Personenverkehrs, so sind in nachfolgender Tabelle die wichtigsten Zahlen der Betriebsleistungen aus dem Güterverkehr (aus dem Vieh- und Kohlenverkehr besonders) zusammengestellt.

III. Güterverkehr der Jahre 1885/86 bis 1889/90.
  1885/86 1886/87 1887/88 1888/89 1889/90
a) Eilgut, Stückgut, gewöhnl. Frachtgut:          
Anzahl der Tonnen 86406992 91936423 98997354 108489989 116923024
Anzahl der Tonnen­kilo­meter 10866181275 11257375816 12090375816 13193773631 14203420418
Auf 1 Kilo­meter mitt­lerer Betriebs­länge für den Güter­verkehr Tonnen­kilo­meter 516664 524333 542476 576739 603562
Ein­nahmen im ganzen: Mark 416182707 433419744 464158688 502226382 540962491
Für 1 Tonnen­kilo­meter: Pfennige 3,83 3,85 3,84 3,81 3,81
b) Vieh-Verkehr:          
Anzahl der Tonnen 1243785 1383782 1378450 1407108 1477565
Anzahl der Tonnen­kilo­meter 182825354 215259741 255810229 266008102 297246942
Ein­nahmen im ganzen: Mark 15655315 17477860 17477790 17610116 19176792
Für 1 Tonnen­kilo­meter: Pfennige 8,56 8,12 6,83 6,62 6,45
c) Kohlen-Verkehr:          
Anzahl der Tonnen 44945859 46671995 49888006 54374724 56696018
Ein­nahmen: Mark 150958962 150284671 164795005 179849181 191214066

Hieran schließt sich eine Tabelle, welche die Übersicht über die Gesamteinnahmen und -Ausgaben sowie den Überschuß und in der letzten Spalte die prozentuale Verzinsung des Anlagekapitals gibt.

IV. Allgemeine Übersicht der Betriebsergebnisse in den Jahren 1885/86 bis 1889/90.
(In Millionen Mark.)
Etats­jahr Einnahmen: Ausgaben: Überschuß:
Aus dem Per­sonen­ver­kehr Aus dem Güter­ver­kehr Sons­tige Ein­nahmen Im ganzen Persön­liche Aus­gaben Säch­liche Aus­gaben Im ganzen Über­haupt In Proz. des Anlage­kapi­tals
1885/86 169 4531/2 341/2 657 183 1921/2 3751/2 2811/2 4,88
1886/87 177 4731/4 271/4 6771/2 186 1871/4 3731/4 3041/4 5,22
1887/88 1841/2 5171/2 281/4 7301/2 1901/2 1961/2 387 3431/2 5,77
1888/89 1943/4 5591/4 281/2 7821/2 197 2221/2 4191/2 363 6,02
1889/90 2121/2 604 391/2 856 215 2553/4 4703/4 385 6,26

Aus den beiden letzten Spalten ist das gewiß sehr erfreuliche Resultat zu ersehen, daß der reine Überschuß der preußischen Staatsbahnen in 5 Jahren von 2811/2 auf 385 Mill. Mk., und damit die Verzinsung des Anlagekapitals von 4,88 auf 6,26 Proz. gestiegen ist. Die preußischen Staatsbahnen wie überhaupt die gesamten deutschen Eisenbahnen bringen bessere Erträge als die englischen und amerikanischen Bahnen. Eine Zusammenstellung der gesamten Betriebsleistungen fremder Bahnen gegenüber den preußischen und deutschen Bahnen würde aber selbst bei den allernotwendigsten Zahlenangaben zu weit führen. Wir müssen uns auf die vorstehenden Tabellen für die preußischen Staatsbahnen beschränken, aus denen die Vergleiche in den verschiedenen Jahren und das Anwachsen des Verkehrs leicht zu ersehen sind.

Hier soll nur noch kurz die nach amtlichem Material festgestellte prozentuale Verzinsung des Anlagekapitals für die letzten 6 Jahre bei den preußischen, deutschen, englischen und amerikanischen Bahnen gegenübergestellt werden.

Jahr Preußen Deutschland England Amerika
Proz. Proz. Proz. Proz.
1885 4,88 4,35 4,02 3,36
1886 5,22 4,59 3,99 3,26
1887 5,77 5,10 4,00 3,40
1888 6,02 5,31 4,06 3,03
1889 6,26 5,51 4,21 3,03
1890 5,60 4,10 3,03

Die amerikanischen Bahnen kommen bei diesem Vergleich am schlechtesten weg, aber sie haben sich auch viel schneller entwickelt, nach dem Grundsatz, den Verkehr zu suchen und neuen Verkehr zu schaffen, während die europäischen Bahnen mehr bestrebt sind, den Bedürfnissen des bereits bestehenden Verkehrs Genüge zu leisten.

Zur Beförderung von 235 Mill. Menschen, 175 Mill. Ton. Gut auf den preußischen Staatsbahnen in einem Jahr, welche bei einer Einnahme von 856 Mill. Mk. 385 Mill. Mk. reinen Überschuß erzielte, waren 1889/90 an Beamten und Arbeitern vorhanden: 72,896 etatmäßige und 15,743 außeretatmäßige, also im ganzen 88,639 Beamte und 166,853 Arbeiter, d. h. auf 1 km mittlerer Betriebslänge 3,8 Beamte und 7 Arbeiter, auf 10,000 Lokomotivnutzkilometer 4,4 Beamte und 8,4 Arbeiter und auf 100,000 Wagenachskilometer 1 Beamter und 2 Arbeiter.

Wenn man in unsrer Zeit von den Betriebsleistungen der Eisenbahnen spricht, so darf eine wichtige und berechtigte Forderung des reisenden Publikums nicht unberücksichtigt bleiben, nämlich die Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit der Personenzüge, besonders der großen, schnell fahrenden Überlandzüge. Die vergleichenden Untersuchungen über die Eisenbahnverhältnisse verschiedener Länder haben sich neuerdings auch auf die Fahrgeschwindigkeit dieser Züge erstreckt. Nach dem Sommerfahrplan des Jahres 1890 (s. Tab. S. 222) nehmen die preußischen Staatsbahnen und demnächst fast gleichwertig die Eisenbahnen Norddeutschlands den ersten Rang auf dem europäischen Festland in betreff der durchschnittlichen Geschwindigkeit der Schnellzüge ein. Diese Geschwindigkeit ist bei den englischen Eisenbahnen allerdings größer. Bei genauer Untersuchung zeigt sich jedoch, daß auf den englischen Bahnen besonders schnell fahrende Züge nur auf einigen Hauptlinien, wie zwischen

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0235.jpg&oldid=- (Version vom 13.12.2022)