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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

Luft zu schnappen, die sie durchaus nicht immer wieder ausstoßen, und der Gedanke liegt daher nahe, daß wenigstens ein Teil derselben sich in der Labyrinthhöhle sammle. Semper fand im Gegensatze zu Zograff, daß die Labyrinthhöhle sowohl mit der Kiemenhöhle als mit der Mundhöhle in Verbindung steht, so daß recht wohl Luft aus dieser in die Labyrinthhöhle gelangen kann. Die angeblich längern Wanderungen von Labyrinthfischen außerhalb des Wassers erscheinen in sehr zweifelhaftem Lichte, und die Erzählung, daß der Kletterfisch (Anabas) Palmbäume erklettere, um Palmwein zu trinken, ist durch keine einwandsfreie Beobachtung erwiesen. An den von ihm gezogenen Makropoden konnte Semper niemals eine Neigung zum Verlassen des Wassers bemerken, auch dann nicht, wenn das Wasser sauerstoffarm und übelriechend war.

Lacretelle, 2) Charles Nicolas de, franz. General, starb 16. Nov. 1891 in Paris.

Lacy, 1) Peter, Graf, russ. Feldmarschall; ihm zu Ehren erhielt 1891 das 13. russische Bjelosersksche Infanterieregiment seinen Namen.

Laddey, Emma, Schriftstellerin, starb 12. April 1892 in München.

Lagarde, Paul Anton de, Orientalist, starb 22. Dez. 1891 in Göttingen. Er gab noch „Mitteilungen“ (Götting. 1884–91, 4 Bde.) heraus.

Lagoni, s. Grundwasser, S. 414.

Laktoserīn, s. Milch.

Lamarmora, Alfonso Ferrero, Cavaliere, ital. General und Staatsmann. In Turin wurde 25. Okt. 1891 L. ein großartiges Reiterstandbild errichtet.

Lambeaux (spr. langboh), Jules, belg. Bildhauer, geb. 1852 zu Antwerpen, bildete sich auf der dortigen Kunstakademie und ging dann für einige Jahre nach Paris. In drei kleinen Gruppen, die er 1875 in Antwerpen ausstellte, offenbarte er zuerst seine nach höchster Lebendigkeit der Darstellung strebende, realistische Richtung. Nachdem er seinen Wohnsitz in Brüssel genommen, schuf er außer zahlreichen Bildnissen den Entwurf zu einer Kolossalstatue: der Triumph des Lichtes, die zur Erinnerung an den Maler Wiertz auf einem seine Geburtsstadt Dinant überragenden Felsen aufgestellt werden soll, eine sitzende Bronzefigur des Dichters H. Conscience für die Bibliothek in Antwerpen, das Marmorstandbild des Abr. Ortelius und eine der die Gilden des 16. Jahrh. darstellenden Bronzefiguren auf dem kleinen Zaavelplaats in Brüssel und die Bronzestatue des Salvius Brabo mit der abgeschlagenen Hand des Riesen Antigonus für einen Brunnen vor dem Rathaus in Antwerpen (1887). 1889 stellte er einen 70 qm großen Karton: die menschlichen Leidenschaften, aus, der durch die Kühnheit der Komposition und die vortreffliche Behandlung der nackten Körper solchen Beifall fand, daß die belgische Regierung ihm die Ausführung als Marmorrelief übertrug. Von seinen übrigen bis jetzt ausgeführten Werken zeigt das höchste Maß an Virtuosität in der Durchbildung des Nackten die Bronzegruppe: der Kuß, ein im vollen Laufe dahineilendes Mädchen, das von einem Jüngling eingeholt wird.

Lampe.[WS 1] Neuere Petroleumlampen versieht man mit Brennscheibe, um den aufsteigenden Luftstrom und damit auch die Flamme kranzartig auszubreiten. Die zugehörigen Cylinder hat man der Form der Flamme entsprechend ausgebaucht, es genügt aber, namentlich bei kleinern Lampen, den Cylinder oberhalb der Flamme etwas enger zu machen. Bei Wild u. Wessels Patentcylinder befindet sich etwa in der Höhe des untern Drittels der Flamme eine Einschnürung des Cylinders, welche der außen zuströmenden Luft die Richtung in die Flamme gibt. Diese verengert sich in der Höhe der Einschnürung, um sich dann durch die höher angeordnete Brandscheibe nach oben zu verlängern und schalenförmig zu erweitern. Die Einrichtung hat sich für größere Lampen trefflich bewährt. Bei dem von Cautius angegebenen Brenner brennt nicht wie bei allen übrigen Petroleumlampen der ganze obere Dochtrand, sondern nur die innere Fläche des Dochtes, so daß die Flamme aus der Röhre herausquillt. Der obere Rand des Dochtes ist hierbei von einer Umbiegung der äußern Hülse a überdeckt (Fig. 1). Bei dieser Anordnung findet die denkbar innigste Mischung der entwickelten Gase mit der Luft statt, und die Vorwärmung der Luft, also auch die Temperatur der Flamme, wird sehr gesteigert, indem die nach

Fig. 1. Brenner von Cautius’ Lampe. Fig. 2. Cautius’ Lampe.

innen gerichteten Wärmestrahlen die innere Wand der Brennröhre und den Stiel der Brennscheibe hoch erhitzen. Zur äußern Seite der Flamme wird die Luft durch eine den Dochthalter umgebende Hülse geleitet. Die Flamme dieses Brenners ist überraschend weiß, und es gewährt eine erhebliche Bequemlichkeit, daß der Docht erst nach wochenlangem Gebrauch abgeschnitten zu werden braucht. Derselbe wird auch nicht wie bei den übrigen Lampen verstellt, vielmehr geschieht die Regelung der Flammengröße durch Verschieben der innern Dochtröhre mittels des Hebels c (Fig. 2), welcher nahe am Fuße der L. aus einem schrägen Schlitz d hervorragt. Hebt man die Röhre bis zur Brennerkappe b, welche den obern Rand des Dochtes bedeckt, so erlischt die L. Das Gefäß der L. besteht aus Metall und besitzt eine gut verschließbare Füllöffnung a, so daß das Nachfüllen während des Brennens gefahrlos erfolgen kann.

Lampertĭco,[WS 2] Francesco, berühmter Gesanglehrer, geb. 1813 zu Savona, bildete sich am Konservatorium der Musik in Mailand, an dem er dann 1850–75 mit größtem Erfolg als Lehrer wirkte. Seitdem erteilte er nur Privatunterricht. Er starb 1. Mai 1892 in Como. Berühmte Sängerinnen, wie Desirée Artôt, Mad. Albani, Cruvelli u. a, sind aus seiner Schule hervorgegangen; er veröffentlichte eine vortreffliche Gesangschule sowie Etüden und Trillerstudien.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe auch Lampen (Band 10).
  2. Irrtümliche Schreibung für Lamperti.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 569. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0583.jpg&oldid=- (Version vom 23.4.2023)