Seite:Meyers b19 s0589.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

insofern übereinstimmende Züge, als hier wie dort die Kupuliferen in entsprechenden Arten oder Gattungen von arktotertiärem Ursprung (s. Waldpflanzen) überwiegen; außer durch größere Mannigfaltigkeit der Bestandteile ist der amerikanische Laubwald dadurch von dem europäischen verschieden, daß er eine Reihe südlicherer Elemente besonders an der atlantischen Seite in sich aufnimmt, die in Europa gegenwärtig fehlen.

Laveleye, Emile Louis Victor de, belg. Nationalökonom, starb 3. Jan. 1892 in Doyon bei Lüttich. Seine letzte Veröffentlichung war das Werk: „Le gouvernement dans la démocratie“ (Par. 1891, 2 Bde.). Vgl. Poitvin, Émile de L. (Brüss. 1892).

Lebel, Nicolas, Militär, geb. 18. Aug. 1835 bei Angers, trat 1855 in die Militärschule von St.-Cyr, wurde 1863 zum Leutnant und 1869 zum Hauptmann befördert, als welcher er 1870 den Feldzug bei der Nordarmee mitmachte und längere Zeit in Deutschland interniert war. 1883 wurde er Oberstleutnant und gleichzeitig zur Leitung der Schießschule in Châlons berufen. Schon 1876 als Direktor der Schießschule bei Tours begann er Studien und Arbeiten für die Vervollkommnung der Feuerwaffen. 1883 gehörte er zu der Kommission, die mit der Beschaffung einer neuen Handfeuerwaffe für die Infanterie betraut war. Diese Kommission entschied sich für das von L. präsentierte kleinkaliberige Gewehr (fusil Lebel), an dessen Konstruktion übrigens mehrere andre Fachmänner beteiligt sind, und welches 1886 in Frankreich eingeführt wurde (näheres s. Handfeuerwaffen, Bd. 17, S. 416). 1887 erhielt L. als Oberst ein Regiment in Sedan, seiner Kränklichkeit halber mußte man ihn aber bald als Armeebeamten beschäftigen, und 1890 war er gezwungen, seinen Abschied zu nehmen. Er erhielt dann die Stelle eines Steuerempfängers in Vitré (Ille-et-Vilaine) und starb daselbst 6. Juni 1891.

Leben, Verlängerung desselben, s. Naturforschergesellschaft.

Lebensversicherung. Die wirtschaftliche Bedeutung der L. begegnet heute einer weit richtigern Schätzung als in den frühern Jahrzehnten dieses Jahrhunderts, wie die jährlich progressiv zunehmende Zahl von Versicherten zeigt. Während 1860 in sämtlichen zivilisierten Ländern unsers Erdballes nur für 4780 Mill. Mk. Lebensversicherungen bestanden, stieg diese Summe 1890 auf 39,834 Mill. Mk. Von dieser Steigerung entfallen auf das letzte Jahrzehnt allein 17,443 Mill., also das 32/3fache des Standes von 1860. Sieht man von den amerikanischen Lebensversicherungsgesellschaften ab, die ihre Erfolge zum Teil Versprechungen verdanken, welche die Spielsucht der Menschen reizen, so weisen die deutschen Gesellschaften die günstigsten Ergebnisse auf, denn sie verzeichnen einen regelmäßig steigenden Fortschritt, ohne durch große Spesen die Interessen der Versicherten zu schädigen. Ende 1890 betrieben in Deutschland 49 Gesellschaften die L., außerdem besteht eine überaus große Zahl von Sterbekassen, die größtenteils von bloß lokaler Bedeutung sind. Nur sechs derselben haben eine den Lebensversicherungsgesellschaften ähnliche technische Leitung, weshalb wir diese in den folgenden Aufstellungen mit einbeziehen, da auch ein Teil der Lebensversicherungsgesellschaften Sterbekassenversicherungen abschließt. Die neuen Versicherungsabschlüsse haben bei den deutschen Anstalten in den fünf Jahren von 1886–1890 folgende Entwickelung genommen; es wurden neu versichert:

  Policen1) Todesfall- Erlebens-, Militär­dienst- Sterbekassen-
Versicherungssummen in Millionen Mark
1886 108039 279,4 70,6 ? 
1887 112670 283,0 73,9 8,4
1888 113578 292,1 74,6 10,4
1889 112855 302,9 78,1 13,8
1890 125198 324,8 81,6 19,2
1) Ausschließl. der Policen für Sterbekassen-Versicherungen.

Die Ergebnisse der deutschen Anstalten zeichnen sich insbesondere dadurch aus, daß die angeworbenen Versicherten ihrer überwiegenden Mehrzahl nach die einmal begonnene Einzahlung auch fortsetzen, während in andern Ländern die vorzeitigen Austritte der Versicherten oft die Hälfte und mehr der neuen Abschlüsse absorbieren. Der Geschäftsstand verteilte sich Ende 1890 auf die einzelnen Versicherungsformen:

  Policen Versich.-Summen Mittlere Versich.-Summen Netto-Zuwachs an Versich.-Summen in Mill. Mark
Mill. Mk. Mark 1890 1886–90
Todesfallvers. 553743 2181,1 3938 18,5   115,8
Gegenseitige Vers. 21481 34,0 1582 −1,4   −8,5
Gemischte  297926 1446,0 4850 172,2   740,8
Sterbekassen-  559613 128,1 229 8,1   79,8
Erlebens-  156067 324,9 2081 24,4 231,1
Militärdienst-  165155 197,5 1199 24,4
Zusammen: 1753985 4311,5 2403 246,2   1159,0

Die Steigerung der Versicherungssummen ergibt sich aus der folgenden Aufstellung über die 15 letzten Jahre; es betrugen (in Millionen Mark):

  Netto-Zuwachs Jahresdurchschnitt Proz.
1876–80 0563,4 112,1 100,0
1881–85 0870,0 174,0 155,2
1886–90 1103,2 220,6 196,8
1890 0246,2 246,2 219,6

Der Zuwachs in den Jahren 1886–90 erscheint in der erstern Aufstellung um 55,8 Mill. Mk. höher als in der folgenden, was daher rührt, daß in demselben der Zuwachs von Versicherungsgesellschaften mit enthalten ist, die erst in den letzten Jahren in die Statistik einbezogen wurden. Der Versicherungsbestand der letzten 15 Jahre war (in Millionen Mark):

1876 1855,05
1880 2281,99
1885 3152,40
1888 3786,68
1889 4013,94
1890 4311,51

Die steigende Wohlhabenheit der Bevölkerung in Deutschland hat auf die Abschlüsse von Leibrenten einen bedeutenden Einfluß geübt, indem in den letzten Jahren durchschnittlich jährlich für 1 Mill. Mk. neue Jahresrenten abgeschlossen und 10–12 Mill. Mk. dafür eingelegt wurden. Die Gesellschaften gewähren bekanntlich bei Rentenversicherungen je nach dem Eintrittsalter zwischen 5 und 15 Proz. des eingelegten Kapitals als Jahresrente, wogegen nach Ableben des Versicherten die Einlagen der Gesellschaft verbleiben; diese hohe Verzinsung veranlaßt viele kleine Kapitalisten, die keine direkten Erben haben, die Leibrente den sonstigen Kapitalsanlagen vorzuziehen. Seit 1886 haben die Rentenversicherungen zugenommen (in Mark):

  Policen Jahres­renten Zuwachs Jährliche Einlagen der Versicherten
1886 22633 4833041 700485 ? 
1887 24551 5585674 739480 10650000
1888 26828 6422009 836335 11779000
1889 29001 7302991 880987 12211000
1890 31584 8064231 752572 11090000


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 575. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0589.jpg&oldid=- (Version vom 3.3.2024)