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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

von sekretorischer Thätigkeit entfaltet, daß die L. aus dem Blut in ähnlicher Art abgesondert wird wie der Speichel in den Speicheldrüsen, die Galle in der Leber. Vor allem sprechen dafür die mit der Annahme einer Filtration schlechterdings nicht zu vereinbarenden Beobachtungen über den Einfluß des Blutdruckes auf die Lymphbildung. Filtrierte die L. aus den Kapillaren, so müßte die Filtratmenge um so größer sein, je höher der kapillare Blutdruck stiege. Das ist aber durchaus nicht der Fall; bei höherm Drucke kann die Lymphbildung eine geringere sein als bei niederm. Ja, es hat sich herausgestellt, daß der Blutdruck auf Null sinken kann, ohne daß die Lymphbildung aufhört. Eine Sekretion ist dagegen von der Höhe des Blutdruckes nicht abhängig. Es gibt ferner gewisse Stoffe, die, in das Blut eines Tieres eingespritzt, den Lymphstrom sehr beträchtlich steigern, ohne irgendwie die zirkulatorischen Bedingungen zu ändern. Heidenhain hat sie als Lymphagoga bezeichnet. Es gehören dahin sehr heterogene Substanzen: Pepton, Extrakt von Krebsmuskeln, von Blutegeln u. a. Sie spielen offenbar bei der Lymphabsonderung eine ähnliche Rolle, wie gewisse harntreibende Mittel bei der Sekretion des Harnes: sie wirken anregend auf die Thätigkeit der sekretorisch wirksamen zelligen Elemente, worunter hier die zarten, die Kapillarwand bildenden Zellen zu verstehen wären. Somit stellt sich heraus, daß auch der Lymphbildungsvorgang, gerade so wie dies in neuerer Zeit von der Harnbildung, von der Aufsaugung (Resorption) der Nahrungsstoffe im Darmkanal nachgewiesen worden ist, nicht auf einfache physikalische Prozesse zurückgeführt werden darf, sondern daß hier vitale Kräfte, spezifische Zellfunktionen wirksam sind.

Lytton, 2) Edward Robert Bulwer-L., Earl, engl. Dichter und Diplomat, starb 24. Nov. 1891 in Paris, wo er seit 1888 als britischer Botschafter thätig war. Von ihm sind noch erschienen: „After paradise, or Legends of exile“ (1887) und ein Band nachgelassener Gedichte: „Marah“ (Lond. 1892).




M.

Mac Cormick (McCormick), Robert, Polarreisender, geb. 22. Juli 1800 zu Runham (Norfolk), trat 1823 als Schiffsarzt in die Marine und begleitete 1827 Sir Edward Parry als Naturforscher auf der Hekla, machte dann mehrere Reisen in arktische und antarktische Gewässer und nahm 1852 als Befehlshaber der Forlorn Hope an der Expedition zur Aufsuchung Franklins teil. 1865 trat er in den Ruhestand und starb 2. Okt. 1890. Seine Reisen erschienen unter dem Titel: „Voyages of discovery in the arctic and antarctic seas, and round the world“ (mit Autobiographie, Lond. 1884, 2 Bde.).

Macdonald, 2) Sir John Alexander, kanad. Staatsmann, starb 6. Juni 1891 in Ottawa.

Mace (engl., spr. mehs, „Zepter“), Emblem der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Es ist ein Stabbündel, ähnlich dem der römischen Liktoren, aus 13 Ebenholzstäben bestehend (Erinnerung an die ersten Staaten des Bundes), welche durch zwei darum geschlungene silberne Bänder zusammengehalten werden. Auf diesem Bündel ruht aber, statt des römischen Beiles, eine silberne Erdkugel, die einen silbernen, amerikanischen Adler trägt. Das Ganze wurde als ein Zeichen der Macht und Würde des Repräsentantenhauses in Washington im J. 1834 angenommen. Durch dieses Zeichen wird die Amtsgewalt des Sergeant at Arms des Hauses versinnbildlicht. Es steht, solange das Haus nicht in Sitzung ist, stets im Amtszimmer jenes Beamten, wird aber jedesmal bei der Eröffnung einer Sitzung des Hauses auf einer grünen Malachitsäule hinter dem Sitze des Sergeant at Arms und neben dem Präsidentenstuhl aufgepflanzt. Das M. wird nur im äußersten Notfall gebraucht. Wenn der „Sprecher“ (Präsident) alle Mittel, Ruhe und Ordnung im Hause herzustellen, erschöpft hat, dann befiehlt er dem Sergeant at Arms, mit dem M. in der Hand unter die Aufgeregten zu treten und Ruhe zu schaffen. Nach 1834 haben auch die einzelnen Staaten und die größern Städte der Union für ihre legislativen Körperschaften ein M. angeschafft. Übrigens liegt auch vor dem „Sprecher“ des englischen Unterhauses ein M. als Zeichen seiner Würde.

Mackay, Änäas, Baron, niederländ. Staatsmann, geb. 1838 zu Nimwegen aus einer im 17. Jahrh. mit den schottischen Truppen herübergekommenen Familie, studierte in Leiden, wurde Jurist, 1876 Mitglied der Zweiten Kammer und 1888 Minister des Innern, 1890 der Kolonien. Mit dem von ihm gebildeten Ministerium trat er infolge der Neuwahlen von 1891 ab. Er ist einer der Führer der antirevolutionären Partei.

Mackenzie, 2) George Henry, engl. Schachspieler, starb 15. April 1891 in New York.

3) Morell, Mediziner, starb 3. Febr. 1892 in London.

Macugnaga, s. Deutsche Gemeinden in Piemont, S. 179.

Madagaskar, s. Mission, S. 629.

Magen. Die Ansichten über das Verhalten des Magens im leeren und im gefüllten Zustand lauten widersprechend, auch ist man nicht einig über das Verhalten des Pylorus und des Zwölffingerdarms. Roßbach hat die Frage experimentell zu lösen versucht, indem er M. und Darm von Hunden bloßlegte und Beobachtungen anstellte. Im vollen M. beginnen die peristaltischen Bewegungen zuerst schwach, werden dann immer stärker und dauern 4–8 Stunden fort. Die Bewegungen verlaufen nur in der dem Pylorus benachbarten Magenhälfte, der Magengrund bleibt während der ganzen Verdauungszeit ohne jegliche Eigenbewegung und ist nur mäßig um seinen Inhalt kontrahiert. Die Bewegungen des Magens beginnen immer an derselben Stelle, ungefähr in der Mitte des Magens, schnüren den M. daselbst tief ein und laufen in etwa 20 Sekunden wellenförmig zum Pylorus, wo sie wie abgeschnitten aufhören. Die Kontraktionswelle schneidet auf der Höhe der Verdauung so tief ein, daß das Lumen des Magens verschwindet. Die peristaltischen Bewegungen können durch nicht zu große Mengen kalten und warmen Getränkes vermehrt werden, große Mengen kalten Wassers heben die Bewegung auf, was therapeutisch wichtig ist; ebenso hemmen sie Narkotika. Der leere, nüchterne M. von Hunden, die 24–71 Stunden gefastet haben, erscheint klein und welk, zeigt nur selten schwache Kontraktionen. Der Pylorus

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 597. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0611.jpg&oldid=- (Version vom 4.11.2023)