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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

dessen Diëlektrikum aus zwei Glasschichten und einer zwischen diesen liegenden Glasschicht besteht. Der Zweck der beiden Glasschichten ist, das Auftreten von Funken zu verhindern und eine gleichmäßige Glimmentladung zu sichern, welche am meisten O. liefert, während elektrische Funken eine Zerstörung des Ozons zur Folge haben. Die im Laboratorium von Siemens u. Halske ausgeführten Versuche haben nun ergeben, daß man eine gute Glimmentladung bereits mit einer diëlektrischen Schicht erhält; man konnte also eine Glasschicht weglassen und durch eine Metallschicht, welche gleichzeitig die Belegung bildet, ersetzen; ferner konnte man statt des zweiten Glasrohres jedes beliebige andre Diëlektrikum wählen (Glimmer, Celluloid, Horngummi, getränktes Papier, Email, Porzellan etc.). Hierdurch war es möglich, die Siemenssche Ozonröhre in der Weise umzugestalten, daß innen ein Metallcylinder sich befindet, während die äußere Röhre aus dem Diëlektrikum mit leitender Belegung an der Außenseite besteht; oder man umgibt den innern Metallcylinder mit dem Diëlektrikum als Mantel und nimmt als äußere Röhre ein zweites Metallrohr. Als Metalle, welche vom O. wenig oder gar nicht angegriffen werden, eignen sich Platin, Zinn, verzinnte Metalle und Aluminium. Durch das innere Rohr wird ein konstanter Kühlwasserstrom geleitet, durch den Zwischenraum die zu ozonisierende Luft, welche vorher getrocknet und kohlensäurefrei gemacht wurde. Mehrere solche Röhren werden zu Systemen verknüpft, welche am zweckmäßigsten durch Wechselströme betrieben werden; zum Betrieb von Einzelröhren eignen sich besser Gleichströme mit Kommutatoren. Ein derartiger Apparat zur technischen Ozonbereitung ist im Laboratorium von Siemens u. Halske im täglichen Betrieb und liefert in 1 Sekunde 2,4 mg O., dessen technische Verwertbarkeit weiter untersucht wird. Um diese zu erleichtern, sind Versuche gemacht worden, das O. in komprimiertem Zustand zu liefern, was bereits bis zu einem Druck von 9 Atmosphären gelungen ist. Unter den technischen Verwendungen des Ozons scheint die Desinfizierung und Sterilisierung des Wassers besonders wertvoll zu sein, doch unterliegt es keinem Zweifel, daß, wenn das O. erst in größern Mengen technisch lieferbar geworden, seine Verwendung bald weitere Ausdehnung nehmen wird.




P.

Paar, Eduard Maria Nikolaus, Graf, österreich. General, wurde 1. Nov. 1891 zum General der Kavallerie ernannt.

Paasch, Heinrich, Seemann und Marineschriftsteller, geb. 7. Jan. 1835 im Fischerdorf Dahme an der Nordostküste Holsteins, diente in der ersten deutschen Bundesflotte bis zu deren Auflösung im Mai 1852, danach in der dänischen Kriegsmarine und segelte später als Matrose und Steuermann auf deutschen, holländischen und amerikanischen Handelsschiffen. P., der seine Kenntnisse nur durch Selbststudium erworben, fuhr 8 Jahre in allen Weltmeeren als Kapitän umher; 1870 ließ er sich in Antwerpen nieder, wo er seit 1873 den Posten eines Inspektors des Englischen Lloyds in Belgien bekleidet. Er veröffentlichte 1885 ein dreisprachiges Schiffslexikon: „Vom Kiel zum Flaggenknopf“, und 1890 eine umfassendere „Illustrated Marine Encyclopedia“. Beide Werke sind von der britischen Admiralität als Textbücher anerkannt worden.

Pachterkapital. Über die Höhe des erforderlichen Pachterkapitals oder Betriebskapitals im Verhältnis zum Grundkapital oder zur Rente von Boden und Gebäuden oder dem Pachtschilling gilt noch vielfach die sogen. Görizsche Regel, nach welcher das Betriebskapital im Verhältnis zum Grundkapital, bez. zum Pachtschilling um so größer sein muß, je intensiver die Wirtschaft betrieben werden soll, und zwar soll in diesem Sinne das Verhältnis zwischen Betriebskapital und Pachtgeld wie 4–8 : 1 wechseln. Bei extensivem Betriebe müßte demnach nur das Vierfache, bei sehr intensivem Betriebe aber auch das Achtfache des Pachtgeldes als Betriebskapital notwendig sein. An der Hand der Verhältnisse, wie sie bei den königl. preußischen Domänenverpachtungen Geltung haben, weist nun W. Hecke („Österreich. landwirtsch. Wochenblatt“, 15. u. 16. Jahrg., Wien 1889 u. 1890) nach, daß gerade das Umgekehrte richtig ist, wie unter andern auch A. Thaer-Gießen in einer „Untersuchung über Grundsteuer-Reinertrag, Pachtzins und P.“ („Deutsche landw. Presse“, Berl. 1890) bestätigt. Werden nach W. Hecke die 1888 und 1889 zur Verpachtung ausgebotenen Domänen bezüglich ihres Pachtschillings für 1 Hektar in Gruppen gebracht, die um 25 Mark verschieden sind, so zeigen diese Gruppen nachstehende Verhältnisse:

1888 1889
Pachtschilling
pro Hektar
Pachtschilling :
Pachterkapital
Pachtschilling
pro Hektar
Pachtschilling :
Pachterkapital
bis 25 Mk. 1 : 11,3 bis 25 Mk.   1 : 7
25–50 „ 1 : 6,1 25–50 „   1 : 5,9
50–75 „ 1 : 5,4 50–75 „ 1 : 4,5
75–100 „ 1 : 4,4 75–100 „
über 100 „ 1 : 3,0 über 100 „   1 : 2,4

Die geringen, schwer vorwärts zu bringenden Güter werden daher gerade durch zu geringes Betriebskapital im Verhältnis zum Pachtschilling zu leiden haben, weil dann eine allzu kleine absolute Ziffer als Betriebskapitalbedarf pro Hektar entstehen wird, mit welcher auch nur annähernd nicht das Nötigste zu leisten ist, während bei Landgütern mit hohen Reinerträgen und intensiver Bewirtschaftung so hohe Bedarfszahlen für Betriebskapital entstehen, welche thatsächlich gar nicht in Verwendung zu bringen sind. Es zeigt sich daher das gerade Gegenteil der Görizschen Regel, denn je geringer der Pachtschilling pro Hektar und die Intensität des Betriebes, ein desto höheres Verhältnis zwischen Pachtschilling und P. ergibt sich, und umgekehrt, je höher der Pachtschilling pro Hektar und die Intensität des Betriebes, desto kleiner stellt sich jenes Verhältnis heraus.

Nach Ermittelungen von G. Richter-Tharant (v. Langsdorff, „Die Landwirtschaft im Königreich Sachsen“, Dresd. 1889) ergab sich bei 200 Landgütern, daß größere Güter, besserer Boden, günstigere Lage pro Hektar Land einen größern Betrag von Betriebskapital in Anspruch nahmen als kleinere Güter, geringerer Boden und hohe Gebirgslage. Aber im Vergleich zum Kaufpreise berechnet sich dagegen

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 705. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0719.jpg&oldid=- (Version vom 12.3.2023)