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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

Als eine gemischte Packungsart ist auch die elastische Metallliderung der Gummi- und Guttaperchawarenfabrik von H. Landgräber u. Komp. in Düsseldorf (D. R.-P. Nr. 56,157) anzusehen. Bei ihr ist Metall und Gummi in der Weise kombiniert, daß das Starre des Metalles und die geringe Festigkeit des Gummis möglichst wenig zur Geltung kommt. Sie besteht aus einer großen Menge Bleikügelchen, die in Gummi eingebettet sind. Der Erfinder ging dabei von folgendem Gesichtspunkt aus: Wenn man auf eine größere Anzahl kugelförmiger Körper in einem Gefäße einen Druck ausübt, so pflanzt sich der Druck nicht bloß in der ursprünglichen, sondern in allen Richtungen fort. Dem entsprechend drücken sich die Kügelchen unter dein Einfluß des Druckes der Stopfbüchsenbrille an die zu dichtende Stange sowie an die Wandungen der S. an, wobei das Gummi mit angepreßt wird. Zu Liderungen für Dampf wird Hartgummi verwendet, das in der Dampftemperatur elastisch und nachgiebig wird, dagegen bei solcher für kalte Flüssigkeiten wird Weichgummi gewählt. Zwischen der Stopfbüchsenbrille und den Muttern der Anzugschrauben sind Druckfedern angeordnet, damit die Brille bei starker Erwärmung der Packung etwas nachgeben kann, um unnötig starke Pressungen und Reibungen, die zu noch weiterer Erhitzung führen würden, zu vermeiden. Der Preis der Packung beträgt für Stangen unter 70 mm pro Kilogramm 5 Mk., für Stangen von 70 mm Durchmesser und darüber pro Kilogramm 4,5 Mk. Die Liderung wird in zweiteiligen Ringen von konstanter Höhe geliefert. Bei Bestellungen sind die Durchmesser der Stange und der S. anzugeben. Beim Einsetzen der Ringe müssen die Schnittflächen der Ringe gegeneinander versetzt werden. Die Liderungen für Dampf dürfen erst, wenn sie warm geworden sind, festgezogen werden, da das Gummi erst bei der Erwärmung elastisch und nachgiebig wird. Zu starkes Anziehen muß vermieden werden. Fortwährende gleichmäßige und gute Schmierung ist für die gute Wirkung unerläßliche Bedingung.

Eine andre Kategorie der Metallpackungen besteht aus massiven Metallringen, die in die S. eingelegt werden. Die Metallstopfbüchsenpackung von Gminder hat mehrere Lagen von Ringen, die abwechselnd mit Hohlkegel- und Vollkegelflächen aufeinander liegen. Ihre innern und äußern Cylinderflächen, mit denen sie gegen die abzudichtende Stange, bez. die Stopfbüchsenwand anliegen, haben Riffelungen oder Rillen. Beim Anziehen der Stopfbüchsenschrauben werden die Scheiben mit ihren konischen Flächen ineinander gedrückt, so daß sie sich nach außen und innen mit ihren Reifen anlegen. Die zwischen den Reifen liegenden Rillen bewirken eine Drosselung des sich etwa an den Reifen durchdrängenden Dampfes, durch welche er seine Spannung verliert. Daher ist nur ein mäßiges Andrücken der Dichtungsflächen erforderlich, wodurch die Reibung in geringen Grenzen gehalten wird. Die Gmindersche Packung wird von P. Lechler in Stuttgart geliefert.

Sträflingsfürsorge, s. Gefängnisvereine.

Straits Settlements. Diese britische Kolonie umfaßt jetzt die Insel Singapur mit zahlreichen kleinern Nachbarinseln, die Stadt und Provinz Malakka, die Dindinginseln mit schmalem Küstenstrich, die Inseln Penang, die Provinz Wellesley, die Kokos- oder Keelinginseln und die Christmasinsel. Dazu kommen noch die unter dem Protektorat Englands stehenden Schutzstaaten an der Westküste der Halbinsel Malakka, die Staaten Perak, Selangor mit Klang, Sungai Ujong, Pahang und Negri Sembilan. Der britische Besitz umfaßt 3998 qkm mit (1889) 568,000 Einw., die Schutzstaaten 86,000 qkm mit 609,800 Einw. Die Dindinginseln, bestehend aus der granitischen, bis 85 m hohen Insel Pangkor und den kleinern Sambilang und Dschora, liegen in der Meerenge von Malakka. Sie haben eine Größe von 520 qkm und sind größtenteils dicht bewaldet. Die Holzausfuhr beträgt jährlich 200,000 Dollar. Pahang, der größte der unter britischem Protektorat stehenden Staaten, umfaßt 26,000 qkm mit 35,000 Einw.; er wurde 1887 unter britischen Schutz gestellt und erhielt 1888 einen englischen Residenten. Britische, australische und chinesische Goldgräber beuten seit 1890 die anscheinend sehr reichen Lager aus, und großartige Sägemühlen sind an der Mündung des Pahangflusses errichtet worden. Dieser Fluß wird von Dampfbooten 360 km aufwärts befahren. Regelmäßiger Dampfschiffsverkehr besteht zwischen Singapur und Pahang, dem Sitz der Regierung. Perak, zwischen 3°45′ und 5°29′ nördl. Br. und 100°22,5′–101°40′ östl. L. v. Gr., umfaßt 20,600 qkm mit (1891) 194,800 Einw. (1879 erst 55,880), worunter sehr viele Chinesen. Es wurde 1874 unter britischen Schutz gestellt; 1875 wurde der britische Resident ermordet, 1876 aber durch Truppen aus Indien und China die Ruhe wiederhergestellt und die Rädelsführer hingerichtet, eingekerkert oder nach den Seschellen deportiert, unter den letztern auch der Sultan Abdullah. Seit jener Zeit ist die Ruhe nicht wieder gestört worden, und die Einkünfte sind von 1877–90 von 64,728 Pfd. Sterl. auf 500,000 Pfd. Sterl. gestiegen. Ein Ausfuhrzoll besteht auf Zinn. Eine 13 km lange Bahn führt von Port Weld, dem Hafen von Larut, noch Taiping und von da nach dem 6 km entfernten Kamunting. In Taiping leben 50–60,000 Chinesen, deren Beschäftigung das Graben nach Zinn ist. Ebenso reiche Zinngruben finden sich bei Kamunting und Kinta. Hauptort ist Kevala Kangsa. Eine wohlorganisierte Polizeitruppe steht unter englischen Offizieren. Südlich von Perak und von diesem durch den Bernamfluß getrennt liegt der Staat Selangor, 7800 qkm groß mit 120,000 Einw., von denen allein 1888: 26,000 einwanderten. Zinnbergbau ist die wichtigste Industrie, deren Mittelpunkt Kwala Lumpor bildet, 35 km von der Küste, mit welcher es seit 1886 durch eine Eisenbahn verbunden ist. Die militärisch organisierte Polizeimacht zählt 493 Mann, meist Malaien, unter englischen Offizieren. Sungai Ujong, südlich von Selangor, ist 1700 qkm groß, hat 26,000 Einw., zur Hälfte Chinesen. Der Staat wurde 1874 unter britisches Protektorat gestellt. Eine Eisenbahn von Port Dickson bis zum Hauptort Seramban wurde Ende 1890 eröffnet. Auch hier befinden sich Zinngruben sowie Cinchona-, Kaffee-, Kakao- und Pfefferpflanzungen. Die Einkünfte betragen 60,000 Pfd. Sterl. Negir Sembilan (die „Neuen Staaten“) besteht gegenwärtig nur aus 7 Staaten: Sri Menanti, Rembau, Johol, Jelebu, Moar, Jempol und Segamat, zusammen 30,100 qkm mit 234,000 Einw. Es wurde 1886 unter britisches Protektorat gestellt. Anfang 1891 fand man Gold bei Betusairaili im Staate Moar; gegenwärtig wird die Trace einer Eisenbahn von Seramban zur Hauptstadt von Negri Sembilan, Kwala Pitah, über die Zentralkette nach Semanton, einem Bergbauzentrum im Staate Ulu Pahang, vermessen, wodurch die West- und Ostküste miteinander in Verbindung gesetzt werden.

Der Handel der S., welcher 1875 erst eine Einfuhr

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 893. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0907.jpg&oldid=- (Version vom 24.11.2022)