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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

Verwechselung von b und p besonders in der sächsischen, thüringischen und fränkischen Aussprache gründet. Auch in der ältern deutschen Orthographie zeigt sich dieses Schwanken; ein Überrest hiervon findet sich in der Schreibung vieler Eigennamen, wie Bauer, Pauer, Betz, Petz. Im Auslaut geht auch in der heutigen Aussprache b in p über, z. B. gab (sprich gap). Spachgeschichtlich betrachtet, ist das deutsche b durch die sogen. Lautverschiebung (s. d.) aus aspiriertem b entstanden; im Sanskrit findet sich dafür bh, im Griechischen und Latein meistens f (vgl. z. B. Bruder mit Sanskr. bhrâtar, lat. frater, oder das got. baira mit griech. und lat. fero, Sanskr. bharâmi). Der Name des B ist im Phönikischen Beth, d. h. Haus, Zelt, nach der Gestalt des Buchstaben, daher griechisch Beta.

Abkürzungen.

B oder b: auf römischen Inschriften, Münzen etc. = Balbus, bene, bixit (altertümlich statt vixit), Brutus etc.; in christlichen Inschriften beatus, beata. Als Münzzeichen bedeutet B: auf den neuen deutschen Reichsmünzen Hannover, früher auf preußischen 1750–1822 Breslau, seit 1866 Hannover; auf österreichischen Kremnitz, auf ältern französischen Rouen (Bb Straßburg). In deutschen Kurszetteln steht B für „Brief“, d. h. das betreffende Wertpapier ist zum beistehenden Preis angeboten, zu haben (Gegensatz: G, „Geld“). Auf Wertpapieren mit Beifügung von Serie und Littera bedeutet B eine zweite Emission oder den zweithöchsten Nominalbetrag einer in verschiedenen Stücken ausgegebenen Anleihe. In der Musik steht B für Basso. In der Chemie ist B Zeichen für Bor; bei Aräometerangaben bedeutet B. Baumé. In England ist B. die gebräuchliche Abkürzung für Bachelor (s. d.).

B. A. = Baccalaureus artium, in England Bachelor of Arts, dort der erste (unterste) akademische Grad; dann auch = bonis auspiciis, unter guten Vorbedeutungen.
B. C. = Basso continuo (s. d.).
B. C. L. = Bachelor of Civil Law, in England der erste akademische Grad in der juristischen Fakultät.
bco. = banco, Bank.
B. D. = Bachelor of Divinity, in England etwa s. v. w. Kandidat der Theologie.
B. L. = Baccalaureus Legum, engl. Bachelor of Laws, in England einer der untern akademischen Grade der juristischen Fakultät; dann auch = benevole lector! (lat.), geneigter Leser!
B. L. S. = benevolo lectori salutem! (lat.) dem geneigten Leser Heil oder Gruß!
B. M. = Baccalaureus Medicinae oder Bachelor of Medicine, in England unterster akademischer Grad der medizinischen Fakultät.
b. m. = brevi manu (s. d.); auch = beatae memoriae, seligen Andenkens, und bene misceatur, es werde wohl gemischt.
B. P. D. = bono publico datum, zum Staatsnutzen geschenkt.
B. Sc. = Baccalaureus Scientiae oder Bachelor of Science, in England der unterste für Naturwissenschaften erteilte akademische Grad.
B. S. G. D. G. = breveté sans garantie du gouvernement (Formel der Patenterteilung in Frankreich).

B, in der Musik eigentlich der zweite Ton der Grundskala, d. h. der mit den sieben ersten Buchstaben benannten sieben Stammtöne A, B, C, D, E, F, G; durch ein eigentümliches Mißverständnis (Verwechselung von mit der eckigen Form des = ) ist er aber durch H ersetzt und selbst zum Versetzungszeichen () geworden. In Holland und England hat B noch heute die Bedeutung des Ganztons über A, d. h. unsers H, während wir unter B das um einen Halbton erniedrigte H verstehen. B quadratum (durum) bedeutet in alten Schriften unser H () sowie dessen Gebrauch als Auflösungszeichen, B rotundum (molle) dagegen unser B () und dessen Gebrauch als Erniedrigungszeichen; B cancellatum, das gegitterte B = , ist ursprünglich mit identisch, seit Anfang des 16. Jahrh. davon unterschieden. Der alte Solmisationsname des B ist B fa mi, d. h. entweder B fa (= ) oder B mi (= h); in Italien, Frankreich etc. heißt der Ton jetzt si  (si bémol). Vgl. Solmisation.

Ba, in der Chemie Zeichen für Baryum.

Baade, Knut, norweg. Maler, geb. 28. März 1808 im südlichen Norwegen, machte in Bergen seine ersten Kunststudien, ging 1827 auf die Akademie zu Kopenhagen, mußte aber aus Mangel an Mitteln 1830 nach Christiania zurückkehren, um dort Porträte zu malen. Nachdem er in den folgenden Jahren Studien an der Küste Norwegens gemacht hatte, zog er 1836 nach Dresden, wo er drei Jahre unter der Leitung seines Landsmanns Joh. Christ. Dahl arbeitete. Im J. 1842 ließ er sich in München nieder, wo er 24. Nov. 1879 starb. Baades spezielles Fach waren die vom Mond beleuchteten felsigen Küsten und Fjorde seiner Heimat.

Baader, 1) Joseph von, Ingenieur, geb. 30. Sept. 1763 zu München, studierte Medizin, dann in Göttingen Mathematik und Mechanik, ward 1798 Direktor des Bergbaus und des Maschinenwesens in Bayern, 1808 Geheimrat bei der Generaldirektion des Bergbaus und der Salinen und später Oberbergrat und Professor zu München. Er machte verschiedene glückliche Erfindungen in der Mechanik (Baadersches Cylindergebläse, 1794) und erwarb sich große Verdienste um das Eisenbahnwesen. Er starb 20. Nov. 1835 in München. Er schrieb: „Theorie der Saug- und Hebepumpen etc.“ (Baireuth 1797; 2. Aufl., Hof 1820); „Neue Vorschläge und Erfindungen zur Verbesserung der Wasserkünste beim Bergbau und dem Salinenwesen“ (1800; 2. Aufl., Hof 1820); „Über ein neues System der fortschaffenden Mechanik“ (Münch. 1823); „Huskisson und die Eisenbahnen“ (das. 1830).

2) Franz Xaver von, Philosoph und Theolog, geb. 27. März 1765 zu München, unterlag schon als Knabe somnambulen Anwandlungen, studierte seit 1781 in Ingolstadt und Wien Medizin, ließ sich hierauf in seiner Vaterstadt als Arzt nieder, fühlte sich jedoch mehr zu physikalischen Studien hingezogen und ging schließlich zum Bergwesen über. Nach einem dreijährigen Aufenthalt auf der Bergakademie zu Freiberg, wo er mit dem berühmten Geologen Werner in nähern Verkehr trat, und längern Reisen in Norddeutschland, Schottland und England wurde er 1797 kurfürstlicher Münz- und Bergrat, 1800 Oberbergmeister, 1807 Oberbergrat, als Ritter des neugeschaffenen bayrischen Zivilverdienstordens geadelt, bald darauf zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt, widmete sich vorzugsweise der Naturwissenschaft und Religionsphilosophie, und als 1826 die Landshuter Universität nach München übertragen wurde, hielt er an derselben Vorlesungen über spekulative Dogmatik, welche er bis zu seinem infolge eines Herzübels 23. Mai 1841 erfolgten Tod fortsetzte. B. bezeichnet als das Endziel seiner Spekulation die Vereinigung der (katholischen) Theologie mit der Philosophie; er bemühte sich, eine Naturansicht (Philosophie) zur Geltung zu bringen, die zugleich Theologie oder vielmehr Theosophie wäre. Sein Vorbild war der Mystiker Jakob Böhme, welchen er als den tiefsten deutschen Denker ehrte, und dessen Lehre er mit der Schellingschen Naturphilosophie zu vereinigen suchte. Durch die Hinweisung auf jene übte er Einfluß auf Schelling selbst und die Gestalt von dessen zweiter, von ihm so genannter positiver Philosophie. B. wollte nach seinem eignen Ausdruck kein System, sondern nur „Anregungen zum Erkennen“ (fermenta cognitionis) geben und that dies in einer geistreichen, aber so wunderlichen Form, daß ihn die Systematiker einen „lallenden Aphoristiker“ schalten, während die Mystiker an seiner philosophischen Methode und die kirchlich Gesinnten an seiner religiösen Freimütigkeit und antipäpstlichen Gesinnung Anstoß nahmen. Seine

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0198.jpg&oldid=- (Version vom 15.4.2022)