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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3

Brahuigebirge, s. Hala.

Braid, James, Arzt, geboren um 1795, erwarb früh den Ruf eines vorzüglichen Chirurgen, namentlich eine ungewöhnliche Geschicklichkeit im Operieren Schielender und später in der Behandlung nervenkranker Personen, so daß Kranke aus weiter Ferne nach Manchester kamen, um sich von ihm behandeln zu lassen. Seine ersten Schriften betrafen chirurgische Gegenstände, aber seit 1841, nachdem er entdeckt hatte, daß das längere Anstarren glänzender Gegenstände eigentümliche schlafartige (hypnotische) Zustände hervorbringt (Braidismus), war seine Thätigkeit nur noch der Erforschung derselben und ihrer Anwendung zur Heilung von Krankheiten des Nervensystems gewidmet. Er ist als der eigentliche Entdecker und hervorragendste Erforscher des Hypnotismus (s. d.), der deshalb auch zuweilen als Braidismus bezeichnet wird, zu betrachten; aber seine Entdeckungen wurden von Ärzten und Geistlichen stark angefochten und gerieten trotz der Parteinahme des angesehenen Physiologen Carpenter (1853) in halbe Vergessenheit, bis neuere Beobachtungen und Bestätigungen der von ihm entdeckten Thatsachen seine Untersuchungen wieder zu Ehren brachten. B. starb 25. März 1860 in Manchester. Unter seinen zahlreichen Schriften über Hypnotismus ist die „Neurypnology, or the rationale of nervous sleep, considered in relation to animal magnetism“ (Lond. u. Edinb. 1843) die wichtigste. Unter dem Titel: „Der Hypnotismus“ übersetzte Preyer ausgewählte Schriften Braids (Berl. 1882). Vgl. W. Preyer, Die Entdeckung des Hypnotismus (Berl. 1881).

Braidismus, s. Braid.

Braila (Brahilow), Kreishauptstadt in der Walachei, 15 m ü. M., 17 km oberhalb Galatz am linken Ufer der Donau, welche sich hier in mehrere Arme teilt, deren einer den Hafen von B. bildet. Die Stadt ist Knotenpunkt der Bahn Bukarest-Roman, zählt (1879) 28,272 Einw., meist Griechen und Bulgaren, und treibt sehr bedeutenden Handel. Zur Ausfuhr kommt besonders der in der Walachei in großem Überfluß erzeugte Weizen, dann Ölgewächse, Talg, Fleisch, Wolle, im ganzen für 25–30 Mill. Mk. Die Einfuhr ist unbedeutend. Die ehedem sehr starke Festung liegt in Trümmern. B. wurde 1711 von den Russen erobert und verbrannt. Es war bis 1883 Freihafen und ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Brailas, Peter Armeni, griech. Philosoph und Diplomat, geb. 1812 zu Korfu, studierte Philosophie und Rechte in Italien und Paris und wurde 1841 als Richter in Zante angestellt, gab aber die Juristenlaufbahn auf und lehrte die Philosophie an der Akademie zu Korfu, wo er 1850 Generalsekretär des Senats wurde. Nach der Vereinigung der Ionischen Inseln mit dem Königreich Griechenland 1865 als Minister des Äußern nach Athen berufen, wirkte er seit 1867 als Gesandter in London, Berlin, Paris, Konstantinopel und Petersburg und starb 15. Sept. 1884 in London. Als Philosoph war er Schüler Cousins. Seine Hauptschriften („Über den Ursprung der Urideen“ und „Elemente der Philosophie“) wurden ins Französische und Englische übertragen. Sein letztes Werk war „Über Gott und Seele“.

Braille (spr. braj), Louis, blinder Blindenlehrer, Erfinder der jetzt gebräuchlichsten Blindenschrift, geb. 4. Jan. 1806 zu Coupvray in Frankreich, erblindete mit drei Jahren, trat 1816 als Zögling in die Pariser Blindenanstalt ein und wurde 1828 Lehrer an derselben, 1829 trat er mit seiner Punktierschrift hervor („Procédé pour écrire etc. à l’usage des aveugles“), 1838 gab er ein Lehrbuch der Arithmetik für Blinde heraus. Er starb 6. Jan. 1852. Seine Schrift wurde auf dem internationalen Kongreß der Blindenlehrer zu Berlin 1879 vor allen andern empfohlen. Sie besteht aus einer Reihe von Punktgruppen, welche, in festes Papier gestochen, die einzelnen Buchstaben der Schreibschrift vorstellen.

Brainard (spr. breh-), John G. L., amerikan. Dichter, geb. 21. Okt. 1796 zu New London in Connecticut, praktizierte nach vollendeten juristischen Studien zu Middletown als Advokat, gab aber 1822 seine Stellung auf, um die Redaktion des „Connecticut Mirror“, einer Zeitung für Politik und Litteratur, die in Hartford erschien, zu übernehmen. Durch seine darin gelegentlich abgedruckten Gedichte erwarb er sich einen bedeutenden Ruf und zahlreiche Freunde, erlag aber schon 27. Sept. 1828 der Schwindsucht. Von seinen Dichtungen verraten namentlich „The sea bird’s song“ und „The storm of war“ großes Talent; weniger gelungen ist das Gedicht „The falls of Niagara“, obschon es in Amerika großes Ansehen genießt. Brainards gesammelte Gedichte mit Lebensbeschreibung gab sein Freund John G. Whittier heraus. Eine neue Ausgabe seiner „Works“ erschien zu Hartford 1842.

Braine le Comte (spr. brähn lö̆ kóngt, Brennia Comitis), Stadt in der belg. Provinz Hennegau, Arrondissement Soignies, an der Senne, Knotenpunkt an der Eisenbahn Brüssel-Valenciennes, mit höherer Knabenschule und (1884) 8176 Einw., welche feinsten Spitzenzwirn fertigen. Seinen Namen leitet B. der Sage nach vom gallischen Heerführer Brennus, dem Eroberer Roms, her.

Braintree (spr. brähntri), Stadt in der engl. Grafschaft Essex, 55 km nordöstlich von London, mit gotischer Kirche, Seide- und Baumwollmanufaktur und (1881) 5182 Einw.

Braise (franz., spr. brähs’), würzhafte Brühe, in welcher Fleisch und Geflügel gar gemacht wird. Die B. wird aus Wurzelwerk, Zwiebeln und verschiedenen Gewürzen mit Bouillon und Butter bereitet. Fleisch, Geflügel, Fisch à la B. kochen heißt dasselbe mit Schinken, Rind-, Kalbfleisch, Zwiebeln, Küchenkräutern, Gewürzen, Wein und Essig oder Zitronensaft in einer verschlossenen Kasserolle gar dämpfen.

Braith, Anton, Maler, geb. 1836 zu Biberach (Württemberg) als Sohn eines Tagelöhners, erlangte mit Mühe den Unterricht eines dortigen untergeordneten Malers, der ihn dann auf die Kunstschule in Stuttgart beförderte, von wo er zu seiner weitern Ausbildung auf die Akademie in München ging. Bei seinem entschiedenen Talent sowohl für die Landschaft als namentlich für die Darstellung der Haustiere brachte er es schnell zu hervorragenden Leistungen. Seine Viehherden sind bald in ruhigen Situationen dargestellt, bald in kühnen, oft dramatischen Szenen von lebhafter Bewegung, stets mit großer Kenntnis der tierischen Anatomie und sehr naturwahrem Kolorit. Zu den bedeutendsten seiner Bilder gehören: gestörte Ruhe, Kühe im Krautacker (1868), ein Zug Ochsen (1870, Kunsthalle in Hamburg), weidende Kühe (1872), heimkehrendes Vieh (1873), Rinder und Hirtenbube, die Flucht einer Herde vor dem Gewitter.

Brake, Stadt und Hafenplatz (seit 1834 Freihafen) im Großherzogtum Oldenburg, links an der Weser und an der Eisenbahn von Hude nach Nordenham, ist Sitz eines Amtes und Amtsgerichts, hat eine evang. Kirche, eine höhere Bürgerschule, lebhaften Handel (besonders bedeutende Einfuhr von englischen

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b3_s0310.jpg&oldid=- (Version vom 16.6.2021)