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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

eine „Geschichte des Lützowschen Freikorps“ (2. Aufl., Halle 1841).

2) Ernst Wilhelm Bernhard, ein um das Turnwesen verdienter Mann, Bruder des vorigen, geb. 27. Sept. 1793 zu Berlin, besuchte hier das Gymnasium zum Grauen Kloster. Seine schwache Gesundheit verhinderte ihn, sich seinem Wunsch gemäß dem Bergfach zu widmen, und zwang ihn auch im Frühjahr 1813 bald, von seinem Versuch, im Heer zu dienen, zurückzutreten. Er übernahm dafür auf seines Lehrers Jahn Veranlassung die Leitung des jungen Berliner Turnplatzes. Später wirkte er längere Zeit als Lehrer der Mathematik an dem Plamannschen Institut und richtete dann 1825 selbst eine Turnanstalt in Berlin ein, aus welcher zahlreiche Schüler hervorgingen. E. hat als Mitherausgeber der „Deutschen Turnkunst“ (mit F. L. Jahn, Berl. 1816; neuer Abdruck in Jahns Werken, hrsg. von Euler, Teil 2) durch weitere litterarische Verzeichnung und Sichtung des turnerischen Übungsstoffs und durch seine fortgesetzte praktische Thätigkeit als Turn- und Fechtlehrer auch in der Zeit der allgemeinen Turnsperre sich wesentliche Verdienste um die deutsche Turnsache erworben. Auch errichtete er 1832 die erste Mädchenturnanstalt. Er schrieb: „Die Hantelübungen“ (2. Aufl., Berl. 1847), „Turntafeln“ (das. 1837); „Merkbüchlein für Anfänger im Turnen“ (das. 1838), „Über Anlegung von Turnplätzen und Leitung von Turnübungen“ (das. 1844), „Das deutsche Hiebfechten“ (das. 1818; neubearbeitet von Böttcher und Waßmannsdorff, Lahr 1882), „Abriß des deutschen Stoßfechtens“ (das. 1826) u. a. und gab die „Abbildungen von Turnübungen“ von Robolsky und Töppe (das. 1845, 3. Aufl. 1867) heraus. Auch wurde durch E. die deutsche Fechtterminologie eingeführt. E. starb 22. Aug. 1846 in Misdroy auf Wollin.

Eisen (Ferrum), Fe, das nützlichste und verbreitetste aller Metalle, findet sich in zahlreichen Verbindungen und nimmt an der Zusammensetzung der Erdrinde wesentlichen Anteil.

Übersicht des Inhalts.

Vorkommen. Eisenerze:

1) Magneteisenstein S. 404
2) Roteisenstein 404
3) Brauneisenstein 405
4) Spateisenstein 405
5) Thoneisenstein 405
6) Kohleneisenstein 405

Die verschiedenen Arten:

I. Roheisen 406
II. Schmiedbares Eisen 412
1) Schweißeisen 414
2) Flußeisen 418
B. Stahl.

1) Schweißstahl:

a) durch Rennarbeit S. 419
b) durch Herdfrischen u. Puddeln 419
c) durch Glühfrischen 419
d) durch Zementation 419

2) Flußstahl:

a) Gußstahl 420
b) Bessemerstahl:
α) saurer Bessemerpr. 421
β) basischer Prozeß 422
c) Siemens-Martinpr. 422
d) Siemensscher Erzpr. 423

Chemische Eigenschaften 423
Geschichte und Statistik 425

Gediegen findet es sich in Meteoriten, welche außer E. auch noch größere oder geringere Mengen von Nickel und Kobalt enthalten; sehr viel seltener ist das gediegene tellurische E., welches zuweilen durch Einwirkung von brennenden Steinkohlenflözen auf Eisenerze entsteht. Fast alle Mineralien und Gesteine enthalten wenigstens Spuren von Eisenverbindungen; sehr allgemein verdanken sie ihre roten, gelben, braunen, dunkelgrünen bis schwarzen Farben einem Gehalt von verschiedenen Eisenverbindungen. Nie fehlt E. in der Ackererde, auch im Quell- und Meerwasser ist es nachweisbar, und manche Quellen zeichnen sich durch sehr hohen Eisengehalt aus (Stahlwässer, Eisensäuerlinge). Endlich ist das E. auch in den Organismen ein nie fehlender Bestandteil und findet sich namentlich stets im Blattgrün und Blutrot.

Eisenerze.

Manche Eisenverbindungen treten in großen Massen auf, aber nicht jede natürliche Eisenverbindung kann zur vorteilhaften Darstellung des Eisens dienen, sondern man verwendet nur diejenigen Fossilien als Eisenerze, welche in dem Grad eisenhaltig und frei von schädlichen Beimengungen sind, daß daraus ein brauchbares Produkt mit ökonomischem Gewinn erzeugt werden kann. Als eigentliche Eisenerze kommen fast nur die oxydischen natürlichen Eisenverbindungen in Betracht; in untergeordneter Menge wird in der Neuzeit auch das aus dem häufig vorkommenden Eisenkies (FeS2) durch Röstung erhaltene Eisenoxyd auf E. verschmolzen. Die wichtigsten Eisenerze sind die folgenden:

A. Eisenoxyde.

1) Magneteisenstein (Magneteisenerz, Magnetit, Eisenoxydoxydul) FeO.Fe2O3, Fe3O4 ist in reinem Zustand das reichste Eisenerz und enthält 72,4 Proz. metallisches E. Das Magneteisenerz findet sich kristallisiert, körnig-kristallinisch eingesprengt, sandig, meist aber derb und in mächtigen Lagerstöcken im ältern kristallinischen Massen- und Schiefergebirge, seltener auf Gängen. Es ist eisenschwarz mit schwarzem Strich und Metallglanz. Seine Dichtigkeit erschwert die Reduktion und die Kohlung; es muß deshalb vor dem Verschmelzen sorgfältig geröstet werden. Die Menge der Gangart ist gewöhnlich nur gering; der Eisengehalt des Erzes beträgt meist 40–60 Proz. Das Erz liefert, wenn es nicht etwa mit Apatit (phosphorsaurem Kalk) oder Schwefelmetallen verunreinigt ist, ein sehr reines, ausgezeichnetes E. Hauptfundorte sind: Norwegen (Arendal), Schweden (Dannemora), Finnland, Lappland, Ural, Algerien, Kanada und die Vereinigten Staaten (New Jersey, Oberer See). Nur in untergeordneter Menge findet es sich in Deutschland, z. B. in Schmiedeberg (Schlesien), Berggießhübel (Erzgebirge) etc.

Analysen von Magneteisenstein.
Fundorte Eisen­oxyd Eisen­oxydul Verschiedene Bestandteile Be­merkungen
Proz. Proz. Proz.
Arendal 73,84 21,48 2,00 Mangan schalige Struktur
2,68 Kieselsäure
Dannemora 75,27 24,73 0,15 Bergart kristallisiert
Gellivara (Lappland) 69,40 28,35 derb
Arendal 68,03 29,25 2,45 Bergart derb
Berggießhübel 67,95 29,92 1,86 Bergart kristallisiert
Dannemora 62,06 28,42 1,44 Magnesia  
0,07 Eisensulfid
7,60 Bergart
Schmiedeberg 54,82 24,67 5,94 Thonerde  
4,40 Calcium­karbonat
6,70 Eisensulfid
3,18 Bergart

Dem Magneteisenstein schließt sich der in New Jersey (Vereinigte Staaten) vorkommende Franklinit (RO, R′2O3; R = Fe, Zn und R′ = Fe, Mn) an; derselbe enthält neben ca. 45 Proz. E. 20 Proz. Zink und wird nacheinander auf Zink und E. (Spiegeleisen) verarbeitet.

2) Roteisenstein (Roteisenerz, Eisenoxyd) Fe2O3 enthält im reinen Zustand 70 Proz. E.; mit demselben gemeinschaftlich treten häufig auch andre Eisenerze (Magneteisen, Brauneisen, Spateisen) auf. Die Gangarten bestehen aus Kalkspat, Dolomit, Quarz oder Thon, und von den Verunreinigungen sind Schwefelkies

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0404.jpg&oldid=- (Version vom 26.4.2024)