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Seite:Meyers b6 s0119.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6

Mineralien durch größere Härte auszeichnen und sämtlich am Stahl schwache Funken geben. Die neuern kristallographisch-chemischen Untersuchungen, insbesondere G. Roses, haben diese alte Spezies in eine artenreiche Familie der Silikate aufgelöst, die mineralogisch leicht kenntlich ist durch zwei meist sehr deutliche Spaltflächen, die ganz oder fast rechtwinkelig geneigt sind. Ihre Härte ist 51/2–61/2, im Mittel 6; das spez. Gew. 2,5–2,78. Sie sind sämtlich anzusehen als Doppelsalze, bestehend aus kieselsaurer Thonerde und einem Silikat von Kali, Natron oder Kalkerde, oft auch mit etwas Magnesia, selten Baryt. Man unterscheidet nach Tschermaks Theorie:

1) Monoklinen F. (Orthoklas), ein Silikat von Thonerde und vorwiegend Kali, daher auch eigentlicher Kalifeldspat K2Al2Si6O16, worin K : Al2 = 2 : 1 und Al2 : Si = 1 : 6.
2) Trikline Feldspate (Plagioklase, Klinoklase):
a) Mikroklin, chemisch mit Orthoklas identisch, also K2Al2Si6O16;
b) Albit, Silikat von Thonerde mit Natron, daher Natronfeldspat Na2Al2Si6O16, worin Na : Al = 2 : 1 und Al2 : Si = 1 : 6. Orthoklas, Mikroklin und Albit sind daher die Alkalifeldspate;
c) Anorthit, Silikat von Thonerde mit Kalk, daher Kalkfeldspat CaAl2Si2O8, worin Ca : Al2 = 1 : 1 und Al2 : Si = 1 : 2 ist.

Albit und Anorthit sind isomorph, und aus der Mischung ihrer beiden Substanzen gehen die zwischen diesen beiden Endgliedern stehenden Kalknatron- und Natronkalkfeldspate: Oligoklas, Andesin, Labradorit etc., hervor. Letztere können kaum als selbständige Feldspate gelten, da offenbar jedes Glied der kontinuierlichen Reihe gleiche Berechtigung hat; vermöge der Häufigkeit ihrer Ausbildung spielen sie aber die Rolle von besonders bevorzugten Mischungen und können als Kollektivnamen aufrecht erhalten werden. Natronhaltige Orthoklase und kalihaltige Albite werden als mechanische Gemenge von Orthoklas und Albit betrachtet, da im Perthit ein wirkliches lamellares Aggregat dieser beiden Feldspate vorliegt und beide als solche nicht isomorph sind. In zahlreichen Fällen erweisen sich indes natronhaltige Orthoklase als ganz reine, einschlußfreie Substanzen, und man muß daher, um den Natrongehalt zu erklären, eine Isodimorphie der Orthoklas- und der Albitsubstanz annehmen, d. h. jede kann sowohl monoklin als auch und zwar in ähnlicher Form triklin kristallisieren. Dabei ist, wenn in der Verbindung R2Al2Si6O16 das R durch Kalium dargestellt wird, die monokline Modifikation, wenn aber R = Natrium, die trikline Modifikation die beständigere und stabilere. Unter dieser Voraussetzung kann allerdings vorherrschende Orthoklassubstanz mit etwas Albitsubstanz ein monoklin-isomorphes Gemisch, vorherrschende Albitsubstanz mit Orthoklassubstanz ein triklin-isomorphes Gemisch eingehen, ohne daß die chemisch abweichende, spärlicher vorhandene Substanz als solche zugegen zu sein braucht. In dem Mikroklin ist in der That der neben dem monoklinen Orthoklas vorhandene trikline Kalifeldspat als solcher nachgewiesen und in seiner weiten Verbreitung erkannt worden. Die Kristalle der triklinen Feldspate zeigen eine allgemeine Ähnlichkeit mit den Orthoklaskristallen; doch macht sich das verschiedene Kristallsystem insbesondere durch das fast konstante Vorkommen von Zwillingen mit dem Brachypinakoid als Ebene geltend, welche sich oft wiederholt, so daß lamellar zusammengesetzte polysynthetische Kristalle sich bilden; diese sind insbesondere unter dem Mikroskop durch ihr optisches Verhalten augenfällig von dem monoklinen F. verschieden und durch ihre bunte Streifung bei polarisiertem Licht leicht kenntlich. Die Feldspate bilden eine für die Zusammensetzung der ganzen Erdrinde vorzüglich wichtige Familie, für deren Bestimmung auf chemischen Weg vor allem der Kieselerdegehalt wichtig ist. Die Analysen ergeben bei Sanidin und Orthoklas 64,5–67 Proz., berechnet nach Rammelsberg 64,2 Proz. Kieselerde, verbunden mit 18,1 Thonerde und 16,7 Kali; bei Albit, kristallisiert, 68,45–69 Proz., berechnet 69,2 Proz. Kieselerde, 19,2 Thonerde u. 11,6 Natron; bei Oligoklas 57–64 Proz. Kieselerde, berechnet 63 Proz. Kieselerde, 23,4 Thonerde, 4,2 Kalkerde und 8,4 Natron; bei Andesin 58,1 bis 68,9 Proz. Kieselerde, berechnet 60,4 Proz. Kieselerde, 25,2 Thonerde, 6,9 Kalkerde und 7,6 Natron; bei Labrador 50,3–55,8 Proz. Kieselerde, berechnet 53,6 Proz. Kieselerde, 29,8 Thonerde und meist 12,2 Kalk und 4,5 Natron; endlich bei Anorthit 44–48,6 Proz. Kieselerde, berechnet 43,7 Proz. Kieselerde, 36,4 Thonerde und 19,9 Kalkerde. Die Wichtigkeit der Feldspate und ihrer Zersetzungsprodukte für den Ackerbau, überhaupt die Bodenbeschaffenheit und Ertragsfähigkeit, ist sehr groß und beruht auf dem Gehalt an Kali und der Bildung eines thonreichen Bodens bei der Verwitterung. Technisch sind sie in hohem Grad für Töpferei, besonders Porzellanfabrikation, als Material für Glasuren, Emails, Glasflüsse, weniger in vereinzelten Fällen (Adular, Labrador u. dgl.) als Schmucksteine von Belang. Edler F., s. Adular; glasiger F., s. Sanidin; polychromatischer F., s. Labrador.

Feldspital, in Österreich offizielle Bezeichnung der Feldlazarette.

Feldstecher (Krimstecher), kleines holländ. Fernrohr, gewöhnlich mit drei auf einer kleinen Drehscheibe befindlichen verschieden starken Hohlgläsern versehen, welche man beliebig vor die Okularöffnung bringen kann, um die Stärke der Vergrößerung (20–30fach) zu wechseln.

Feldstein, s. Felsit und Feldspat.

Feldstelze, s. Pieper.

Feldstücke, veralteter Ausdruck für Feldgeschütze.

Feldstuhl, s. Faltstuhl.

Feldsystem, s. Betriebssystem.

Feldtelegraphie, s. Militärtelegraphie.

Feldwachen, s. Sicherheitsdienst.

Feldwachtmeister (später Oberstwachtmeister), veralteter Titel für Major; Generalfeldwachtmeister, desgleichen für Generalmajor.

Feldwebel (Feldwaibel), oberste Rangstufe der Unteroffiziere, welche Offiziersseitengewehr mit Portepee tragen; bei den berittenen Waffen Wachtmeister, der rangälteste Unteroffizier einer Kompanie. Er besorgt den Befehlsempfang, das Schreib- und Rechnungswesen der Kompanie und ist Organ des Hauptmanns für die Regelung des Dienstes. Er überwacht ferner den innern Dienst, speziell auch das persönliche Verhalten der Unteroffiziere in wie außer Dienst. Näheres s. Bendziulli, Die Feldwebelschule (3. Aufl., Berl. 1876). Der Vizefeldwebel (Vizewachtmeister), als Charge in jetziger Gestalt 1873 neubegründet, wird im Gegensatz zum F. hauptsächlich im äußern Dienst als Vorbild und zur Anleitung der jungen Unteroffiziere, auch nötigen Falls zur Vertretung eines Offiziers verwendet. Beide Stellen erfordern jede eine besondere Befähigung und große Zuverlässigkeit, und die F. werden hiernach aus der Zahl der Unteroffiziere ausgewählt und vom Regimentskommandeur ernannt. Unteroffiziere können nach vorwurfsfreier 15jähriger Dienstzeit zu Vizefeldwebeln (Wachtmeistern), Zeugsergeanten zu Depotvizefeldwebeln ernannt werden. Endlich werden die Offiziersaspiranten

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b6_s0119.jpg&oldid=- (Version vom 5.11.2024)