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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6

der Reserve und Landwehr, sobald sie ihre wissenschaftliche und dienstliche Befähigung zum Offizier nachgewiesen, zu Vizefeldwebeln ernannt, eine Stellung, die der eines Portepeefähnrichs im stehenden Heer entspricht. Diese Vizefeldwebel werden bei Einberufung zum mobilen Heer, soweit nötig, in Offiziersstellen verwendet. Die F. müssen von allen Unteroffizieren, welche nicht das Offizierseitengewehr tragen, militärisch gegrüßt werden. Vgl. Unteroffizier. In Österreich hat jede Kompanie einen F. für den äußern Dienst und einen Rechnungsfeldwebel, der die Verwaltungsgeschäfte besorgt. Beide haben gleichen Rang. Bei den deutschen Landsknechten hatte der F. für die taktische Ordnung und technische Ausbildung der Truppen zu sorgen und übte großen Einfluß auf die Mannschaft aus, weshalb zu diesem Posten in der Regel nur ein gesetzter und erfahrener Kriegsmann erwählt ward. Im Gericht war er Beisitzer und Fürsprecher für die Angeschuldigten, hatte schiedsrichterliche Gewalt unter uneinigen Knechten und war der Vermittler zwischen Hauptleuten und Knechten bei entstandenen Meutereien. Er holte täglich die Losung beim Obersten und stellte die Sicherheitswachen aus. Sein Sold betrug vier gemeine Solde. Aus den Feldwebeln wurden gewöhnlich die Leutnants gewählt.

Feldwebelleutnant, Charge im Beurlaubtenstand, in Deutschland zur Besetzung der Sekondeleutnantsstellen bei den Ersatztruppen, den Landwehr-Fußartilleriebataillonen, dem Seebataillon, den Depoteskadrons und Landsturmformationen am 15. Nov. 1877 geschaffen; besonders werden diensterfahrene inaktive Unteroffiziere dazu befördert. Der F. trägt die Achselstücke der Sekondeleutnants neben den Tressen der Unteroffiziere, aber keine Schärpe, hat den Rang der Sekondeleutnants, rangiert aber stets hinter diesen. Zum Dienst einberufen, bezieht er alle Kompetenzen der Offiziere und hat bei Invalidität, wenn sie infolge der Dienstleistung eintritt, auch deren Pensionsansprüche. – Im Kadettenkorps hat jede Kompanie zur Besorgung der schriftlichen Geschäfte, Verwaltung der Bekleidung und zur Beaufsichtigung des Aufwärterpersonals einen F., der, aus der Zahl der versorgungsberechtigten Feldwebel in diese Stellung übergetreten, ganz die Uniform der Leutnants trägt.

Feldwerke, s. v. w. Feldschanzen, s. Feldbefestigung.

Feldwirtschaft, s. Landwirtschaft.

Feldysop, s. Helianthemum.

Feldzeichen, im weitern Sinn Unterscheidungszeichen für ganze Heere (ob Freund, ob Feind) oder Heeresteile, z. B. Kokarden, Armbinden etc.; im engern Sinn Fahnen und Standarten (s. Fahne).

Feldzeugmeister (von Zeug, d. h. Geschütz), früher allgemein Benennung des Oberbefehlshabers der Artillerie in Österreich, Rangklasse der Generale, entsprechend dem deutschen General der Infanterie. In Preußen führte Prinz Karl als Chef der Artillerie den Titel Generalfeldzeugmeister mit dem Rang als Feldmarschall. Vgl. General und Offiziere.

Feldzug (franz. Campagne), die Gesamtheit der auf einem bestimmten Kriegsschauplatz oder auch auf Teilen desselben stattfindenden Operationen. Bei der frühern Kriegführung brachte der Winter eine längere Unterbrechung der Operationen mit sich, und man bezeichnete dann oft die Ereignisse eines ganzen Jahrs als einen selbständigen F. Bei der raschern Kriegführung der Neuzeit tritt neben der Bezeichnung nach Jahren die örtliche und zeitliche Trennung der Kriegsereignisse mehr in den Vordergrund. So sind 1813 der Frühjahrsfeldzug Preußens und Rußlands und der Herbstfeldzug der ganzen Koalition gegen Napoleon I. völlig getrennt; 1866 stehen räumlich getrennt nebeneinander der F. in Böhmen und der Mainfeldzug. In den Feldzügen 1870/71 gegen Frankreich spricht man von dem F. der Nordarmee, dem F. der Südarmee, dem F. an der Loire etc. als durch wochenlange Ruhepausen und Märsche zeitlich, durch bedeutende Entfernungen räumlich von den übrigen Kriegsbegebenheiten getrennten, in sich abgeschlossenen Operationen.

Félegyháza (spr. fehlĕdjhāsă), Stadt im ungar. Komitat Pest, Station der Österreichischen Staatsbahn (Budapest-Szegedin), mit griechisch-kath. Kirche, schönem Stadthaus, (1881) 23,912 ungar. Einwohnern, regem Gewerbfleiß, Ziegeleien, Dampfmühlen, Tabaks-, Obst- und Weinbau, hat eine Lehrerpräparandie, ein Gymnasium, Tabakseinlösungsamt und Bezirksgericht. Im 17. Jahrh. wurde F. von den Türken völlig zerstört und erst 1743 wiederhergestellt.

Feletz (spr. fĕläß), Charles Marie Dorimond, Abbé de, franz. Kritiker, geb. 3. Jan. 1767 zu Grimont im Limousin, studierte Theologie, wurde während der Revolution, da er den Eid auf die neue Verfassung verweigerte, zur Deportation verurteilt und nach Brest abgeführt, wo er zwölf Monate auf einem Ponton interniert war. Nach dem 9. Thermidor nach Saintes geschafft, gelang es ihm, zu entspringen und sich eine Zeitlang verborgen zu halten. Endlich 1801 tauchte er wieder in Paris auf und schrieb nun für das „Journal des Débats“, später für den „Mercure de France“ elegante und geistreiche Artikel im Sinn der klassischen Traditionen, die in den damaligen litterarischen Kreisen von großem Einfluß waren. 1809 zum Konservator der Bibliothek Mazarin, 1820 auch zum Mitglied der französischen Akademie ernannt, starb er hochbetagt 11. Febr. 1850. Eine Auswahl seiner Feuilletons erschien unter den Titeln: „Mélanges de philosophie, d’histoire et de littérature“ (Par. 1828, 6 Bde.) und „Jugements historiques et littéraires“ (das. 1840).

Felgen, die krummen Hölzer, aus denen der Kranz (Felgenkranz), eines Mühl- oder Wagenrades zusammengesetzt ist; die einzelnen F. werden durch Döbel verbunden u. durch den Radreif zusammengehalten.

Felgen, im Ackerbau s. v. w. das Brachfeld umpflügen oder die Stoppeln umbrechen (s. Brache).

Felghafer, s. Brache.

Felgpflug, s. v. w. Kultivator.

Félibres (franz., spr. felíbr, provenç. lou Félibrige, „Buchmacher, Dichter, Schriftsteller“), Name einer seit den 60er Jahren bestehenden Vereinigung südfranzösischer Gelehrten und Dichter, welche die Wiederbelebung und Pflege der provençalischen Sprache und vermittelst ihrer die Herstellung einer nationalen südfranzösischen Litteratur anstrebt. Das Haupt der Verbindung, welche sich auch auf die provençalischen Elemente in Katalonien erstreckt, und die auf einem Fest zu St.-Remy im September 1868 ihre eigentliche Festigung erhielt, ist der Dichter Fr. Mistral (s. d.), der nicht nur vortreffliche Dichtungen in der neuprovençalischen Mundart verfaßt, sondern neuerdings auch ein Lexikon derselben („Lou trésor dou Félibrige“, 1878 ff.) herausgegeben hat. Weiteres s. Provençalische Sprache und Litteratur.

Felicĭtas (Faustitas, „Glückseligkeit“), bei den Römern die Personifikation des Glückssegens und der Fruchtbarkeit (zu unterscheiden von Fortuna, der Schicksalsgöttin), ward dargestellt als Matrone mit

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b6_s0120.jpg&oldid=- (Version vom 5.11.2024)