Seite:Meyers b6 s0846.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6

kunstgewerbliche Fachschule und 15 andre Gewerbeschulen, 9 landwirtschaftliche Schulen, eine Bergschule und 3126 Volksschulen mit 397,605 schulbesuchenden Kindern (von 709,941 schulpflichtigen, also 56 Proz.). Zu Krakau hat eine Akademie der Wissenschaften ihren Sitz.

Administrative Einteilung Galiziens.
Bezirk Areal in QKilom. Bevöl­kerung 1880
Biala 658 85944
Bóbrka 907 61183
Bochnia 824 93988
Bohorodczany 933 49914
Borszczów 854 97935
Brody 1879 129690
Brzesko 833 85376
Brzežany 1139 81108
Brzozów 709 71389
Buczacz 1113 103225
Chrzanów 722 72706
Cieszanów 1189 68202
Czortków 810 57257
Dąbrowa 629 55964
Dobromil 858 58553
Dolina 2513 78833
Drohobycz 1373 110901
Gorlice 886 74072
Gródek 802 61519
Grybów 591 45388
Horodenka 827 76949
Hussiatyn 903 77791
Jaroslaw 1328 103281
Jaslo 837 96931
Jaworów 1012 65465
Kalusz 1147 65089
Kamionka strumilowa 1522 87553
Kolbuszów 851 65223
Kolomea 1212 110091
Kossów 1928 69520
Krakau (Stadt) 13 66095
Krakau (Umgebung) 493 60072
Krosno 950 70702
Lancút 1146 119242
Lemberg (Stadt) 32 109746
Lemberg (Umgeb.) 1255 98461
Limanowa 948 67692
Lisko 1880 74118
Mielec 821 66218
Mosciska 736 68190
Myslenice 1094 80654
Nadwórna 1944 60040
Neumarkt 1127 70251
Neu-Sandec 1381 99542
Nisko 993 55891
Pilzno 854 47537
Podhajce 1056 71784
Przemysl 1035 89734
Przemyslany 990 61991
Rawaruska 1401 85287
Rohatyn 1162 85132
Ropczyce 739 71237
Rudki 730 58857
Rzeszów 1157 133409
Sambor 1256 79216
Sanok 1149 86953
Saybusch 1059 90450
Skalat 870 73692
Sniatyn 604 68193
Sokal 1335 80394
Stanislau 796 86700
Staremiasto 712 44958
Stryi 1906 81193
Tarnobrzeg 1030 60079
Tarnopol 1167 108670
Tarnów 802 94827
Tlumacz 1008 80027
Trembowla 572 63235
Turka 1459 55955
Wadowice 863 95507
Wieliczka 711 89140
Zaleszczyki 869 66357
Zbaraz 772 59869
Zloczów 1687 126877
Zolkiew 1203 71864
Zydaczów 940 61829
Summa: 78497 5958907

[Verfassung und Verwaltung.] Was die Verfassung von G. betrifft, so besteht der Landtag aus 150 Mitgliedern und zwar: den 3 Erzbischöfen, 4 Bischöfen, 2 Universitätsrektoren, 44 Abgeordneten des großen Grundbesitzes, 20 der Städte und Märkte, 3 der Handels- und Gewerbekammern, 74 der Landgemeinden. Die Zahl der Mitglieder des Landesausschusses beträgt 6, die der Abgeordneten im Reichsrat 63. Als politische Behörde besteht die Statthalterei in Lemberg, der die Magistrate von Lemberg und Krakau und 74 Bezirkshauptmannschaften unterstellt sind. In den Bezirken sind auch autonome Bezirksvertretungen vorhanden. In gerichtlicher Beziehung bestehen das Oberlandesgericht in Lemberg mit dem Landesgericht, 7 Kreis- und 105 Bezirksgerichten und das Oberlandesgericht in Krakau mit dem Landesgericht, 4 Kreis- und 57 Bezirksgerichten. Die Leitung der finanziellen Angelegenheiten besorgt eine Finanzlandesdirektion mit 12 Finanzbezirksdirektionen, den Zollämtern, Steuerämtern etc.; für Handel und Volkswirtschaft wirken die Postdirektion, die Berghauptmannschaft zu Krakau und 3 Handelskammern (Lemberg, Krakau, Brody). Das Wappen des Kronlandes (s. Tafel „Österreichische Wappen“) nimmt im österreichischen Reichswappen den linken Eckschild der untern Schildreihe ein. Es wird durch einen blauen, in die Länge geteilten und mit einer Bügelkrone geschmückten Schild gebildet, worin rechts (für G.) ein schmaler roter Querbalken im blauen Feld mit einer schwarzen Dohle oberhalb und drei goldenen Zinkenkronen unterhalb, links aber (für Lodomerien) zwei von Silber und Rot geschachte Querbalken im blauen Feld erscheinen. Das Wappen für Auschwitz (Oswiecim) ist ein roter, einköpfiger Adler im blauen Feld mit dem Buchstaben O, für Zator ein weißer Adler im blauen Feld mit dem Buchstaben Z auf der Brust. Die Landesfarbe ist Blau-Rot. Landespatrone Galiziens sind St. Michael und St. Stanislaus. Hauptstadt ist Lemberg. Die administrative Einteilung des Landes in Bezirkshauptmannschaften und Städte mit eignem Statut s. nebenstehende Tabelle.

Geschichte.

G., dessen Name aus dem slawischen Halicz (s. d.) entstanden ist und im historischen Sinn das Nordkarpathengelände östlich vom Sanfluß, im modernen auch das ehemalige Weiß-Chorwatien, westlich von diesem Flusse, seit der Eroberung durch die Lechen oder Polen „Klein-Polen“ oder Herzogtum Krakau-Sendomir genannt (daher: Ost- und Westgalizien), umfaßt, zeigt einerseits polnische, anderseits kleinrussische oder ruthenische, russinische Bevölkerung, nachdem die ältere chorwato-serbische südwärts gezogen, weshalb auch die Geschichte des Landes mit der von Polen und Rußland eng zusammenhängt. Der westliche Teil, in dem obigen historischen Sinn das eigentliche G., war seit dem 10. Jahrh. von den polnischen Großfürsten zu Krakau abhängig, während der östliche, Wladimir (Lodomerien), so genannt nach dessen Eroberer Wladimir d. Gr., unter den Großfürsten zu Kiew stand und damals schon auch „Rotrußland“ (Cervonaja Rus) hieß. Seit Wladimirko (1145) aus dem Geschlecht der Wladimirovičen taucht erst der Name Halič (nach der Hauptstadt des Reichs) auf. Lange Zeit ward das Land von innern Fehden und Thronstreitigkeiten zerrissen, wodurch die Entfaltung der politischen Selbständigkeit gehemmt wurde. Die Vertreibung des Fürsten Wladimir von G. durch den Fürsten Roman von Lodomerien benutzte der König Bela III. von Ungarn, um 1190 sich selbst den Titel „König von G.“ (Rex Galatiae) beizulegen und seinen Sohn Andreas als Statthalter von G. einzusetzen. Allein Wladimir vertrieb mit polnischer Hilfe den von allen gehaßten Andreas und wurde vom König Kasimir von Polen 1191 wieder in G. eingesetzt. Als er 1198 kinderlos starb, nahm Roman, Fürst von Wladimir, mit polnischer Hilfe auch G. in Besitz, und G. wurde mit Wladimir verbunden. Es gelang dem energischen Roman, seine Unabhängigkeit von Polen und Ungarn zu behaupten. Allein nach seinem Tod (1205) kehrte die vorige Zwietracht und Schwäche zurück, und die Streitigkeiten der Thronprätendenten boten wieder den angrenzenden Mächten vielfach Gelegenheit zur Einmischung, wobei bald der polnische, bald der ungarische Einfluß überwog. Nach langem Streit wurde 1215 ein Vergleich geschlossen, nach welchem Daniel, der Sohn Romans, Lodomerien erhalten, G. aber an des Königs von Ungarn zweiten Sohn, Koloman, fallen sollte; letzterm gab König Lesko von

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 846. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b6_s0846.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2024)