Seite:Meyers b8 s0042.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

Die dem Wert nach hauptsächlichsten Einfuhrartikel waren:

  Mill. Mk.
Rohzucker 102,4
Woll- u. Halbwollwaren 98,0
Kaffee 97,6
Schafwolle 69,6
Baumwollwaren 60,0
Woll- und Halbwollgarn 49,0
Butter und Schmalz 48,3
Baumwolle 45,8
Twist und Baumwollgarn 44,3
Rohtabak 36,9
Spirituosen aller Art 34,4
Raffinaden und Kandis 32,8
Trockne u. gesalzene Rindshäute 32,2
Maschinen 30,2
Nähmaschinen 10,9
Roher Salpeter 28,2
Leder 26,9
Mehl aller Art 23,3
Felle und Pelzwerk 23,3
Leinen, Halbleinen, Segeltuch 23,2
Weine 22,2
Petroleum 21,3
Steinkohlen 19,7
Strumpfwaren 16,9
Zigarren und Zigarretten 16,5
Seiden- und Halbseidenwaren 13,7

Der geschätzte Wert der Ausfuhr betrug 1885:

  seewärts mit Eisenbahn und nach der Oberelbe
in Millionen Mark
Verzehrungsgegenstände 351,0 205,7
Kunst- und Industrieerzeugnisse 208,4 74,5
Rohstoffe und Halbfabrikate 165,9 452,8
Manufaktur- und Modewaren 132,8 56,2
Bau- und Brennmaterial 3,9 4,9

Die Auswanderung über H. liefert folgende Zahlen: es wurden 1885 auf 906 Dampfern und 26 Segelschiffen zusammen 69,403 Personen befördert, darunter 31,351 einzelne Leute und 11072 Familien mit zusammen 38,052 Köpfen (1875 wurden 31,810 Auswanderer befördert).

Zur Förderung des Handels wurden neben der alten weltbekannten Hamburger Bank in der Neuzeit noch andre Banken errichtet, von denen die drei bedeutendern auch Giroverkehr haben, nämlich die Norddeutsche Bank (seit 1856), die Vereinsbank (seit 1856) und die 1870 gegründete Kommerz- u. Diskontobank. Die alte, 1619 gegründete Hamburger Bank (vgl. Banken, S. 323), deren Geschäftsumsatz 1875: 3492,1 Mill. Mk. betrug, hat als solche mit dem 1. Jan. 1876 aufgehört; an ihrer Statt besteht in H. jetzt eine Reichsbankhauptstelle, deren Geschäftsumsatz sich 1884 auf 7220,6 Mill. Mk. belief. Neben dem Warenhandel, verbunden mit dem Schiffahrtsverkehr, besteht in H. als ein eigentümliches und naturgemäßes Nebengeschäft das Seeversicherungswesen. In H. wurde 1765 die erste deutsche Assekuranzkompanie gegründet; 1885 zählte man deren 8, bei denen 905,3 Mill. Mk. versichert waren (außerdem 727,4 Mill. Mk. bei Privaten und Agenturen). Die Speditionsgeschäfte Hamburgs haben in neuerer Zeit eine immer größere Ausdehnung gewonnen, freilich auf Kosten des Platzverkehrs. Während noch vor einigen Jahrzehnten der Kaufmann des Binnenlandes mit überseeischen Plätzen selten oder gar nicht in direkter Verbindung stand, sondern seinen Bedarf durch Vermittelung der Hansestädte erhielt, haben gegenwärtig die direkten Warenbezüge der Binnenländer in dem Maß überhandgenommen, daß viele der von England, Holland und dem Mittelländischen Meer, ja selbst aus außereuropäischen Häfen kommenden Gegenstände für H. fast nur Transitgut geworden sind. Der sehr bedeutende Wechselverkehr Hamburgs ergibt sich annähernd aus dem Verkauf der Wechselstempelmarken bei den Postanstalten im hamburgischen Staatsgebiet; er brachte 1885 ein 638,300 Mk., was einem Wechselumsatz von 1276,6 Mill. Mk. entspricht. Bei der starken Bevölkerung Hamburgs und dem im allgemeinen dort herrschenden Wohlstand ist der Detailhandel daselbst von großer Wichtigkeit. Am stärksten besetzt sind die Fächer der Manufaktur-, Modewaren-, Tuch-, Kolonial- und Materialwarenhandlungen. Gegenüber der außerordentlichen Ausdehnung des Handelsverkehrs tritt die Industrie Hamburgs allerdings in den Hintergrund, doch ist auch sie von nicht geringer Bedeutung und steht größtenteils mit dem Handel in unmittelbarer Verbindung. In lebhaftem Betrieb sind Branntweinbrennereien und Spiritusraffinerien, Zigarrenfabriken, Eisengießereien, Maschinenfabriken, Fabriken von Chemikalien, Bierbrauereien, Fabriken von Gummiwaren, Fischbein und Stöcken, von Wagen, Mobilien etc. und die verschiedensten Zweige der Gewerbthätigkeit. Auf den in den letzten 40 Jahren erhöhten Elbinseln Steinwärder und Kleiner Grasbrook sind Schiffswerften, Docks, Maschinenwerkstätten, Guanolager, Sprit- und andre Fabriken. Garten- und namentlich Obstbau sind bedeutende Erwerbszweige der Umgegend.

[Volkswohlstand und Armenwesen.] Durchschnittlich ist H. eine wohlhabende Stadt. Die Zahl der Personen, welche Einkommensteuer zahlen (das Einkommen von 600 Mk. aufwärts ist steuerpflichtig), war im ganzen Staatsgebiet 1883: 107,740, welche ein Einkommen von 270,15 Mill. mit fast 6,3 Mill. Mk. versteuerten. Ein Einkommen von 10–25,000 Mk. versteuerten 2231 Personen, von 25–50,000: 766, von 50–100,000: 349, über 100,000: 164. Von milden Stiftungen und sonstigen Anstalten der Wohlthätigkeit sind hervorzuheben: das St. Johanniskloster (vor der Reformation Nonnenkloster, jetzt Rentenanstalt für Töchter Hamburger Bürger, in einem neuen Gebäude am Wall); das St. Maria-Magdalenenkloster (1230 gestiftet), eine der vorigen ähnliche Anstalt für Bürgerstöchter und Witwen der Stadt; das Hospital zum Heiligen Geist (für 156 Hospitanten beiderlei Geschlechts); das allgemeine Krankenhaus in der ehemaligen Vorstadt St. Georg und neuen Gebäuden in Eggendorf; die Irrenheilanstalt Friedrichsberg; das neuerbaute Krankenhaus der Freimaurerlogen; das Gast- und Krankenhaus (seit 1609), ehemals für arme Reisende, gegenwärtig Versorgungsanstalt für 147 Personen beiderlei Geschlechts vom 60. Lebensjahr an u. a.; das Waisenhaus auf der Uhlenhorst; die Taubstummenanstalt; die Blindenanstalt; das israelitische Waisenhausinstitut (1766 gestiftet); das von Salomon Heine 1841 gegründete allgemeine israelitische Krankenhaus; Anstalten für invalide Seeleute und deren Witwen und Waisen; das Magdalenenstift für gefallene Mädchen (1822 errichtet); die Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste Kinder (das „Rauhe Haus“) zu Horn, 3 km von der Stadt (1833 eröffnet); die Rettungsanstalt für Ertrunkene und Erstickte (1768 von der Patriotischen Gesellschaft gestiftet); das mehrmals erweiterte großartige Schröderstift mit fast 200 Freiwohnungen und viele andre ältere und neuere Stiftungen. Auch bestehen mehrere Spar- und Vorschußkassen, Vereine für Armen- und Krankenpflege, Versorgungsanstalten etc. Unter den Straf- und Besserungsanstalten sind hervorzuheben: das Werk- und Armenhaus zur Besserung arbeitsscheuer Armen und zur Aufnahme siecher Personen sowie die verschiedenen Gefängnisse, hauptsächlich das große Zentralgefängnis in Fuhlsbüttel.

[Bildung und Unterricht.] Die Anstalten für Wissenschaften und Künste sind zahlreich und mannigfaltig. Von höhern Bildungsanstalten sind folgende zu nennen: Die älteste Bildungsanstalt Hamburgs

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0042.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2023)