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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

von Rhodos“ am Eingang des Hafens). Auf rhodischen Münzen ist sein Kopf meist von vorn gebildet, mit runden Formen und strahlenförmig flatterndem Haar. In ganzer Figur erscheint er oft mit fliegendem Mantel, auf dem Wagen, die Rosse antreibend und stets jugendlich, so auf dem Relief einer von Schliemann in Troja gefundenen Metope (s. Abbildung).

Helios (Metope von Troja).

H., aus dem Meer auftauchend, findet sich im Ostgiebel des Parthenon zu Athen. Vgl. auch Eos.

Heliōsis (griech.), s. v. w. Insolation (s. d.).

Helioskōp (griech., „Sonnenbeschauer“), ein zu Sonnenbeobachtungen dienendes, von Scheiner erfundenes Fernrohr, aus einem konvexen Objektiv- und konkaven Okularglas zusammengesetzt, zwischen denen noch ebene farbige Gläser sich befinden. Auch beschreibt Scheiner eine von ihm Machina helioscopica genannte Vorrichtung zum Auffangen des Sonnenbildes hinter dem Fernrohr auf einer weißen Tafel. Foucault hat vorgeschlagen, das Fernrohrobjektiv auf der Außenseite schwach zu versilbern und dadurch das Sonnenlicht abzuschwächen, wodurch freilich das Fernrohr unbrauchbar wird für andre Beobachtungen. Gegenwärtig bedient man sich zur Beobachtung der Sonne meist helioskopischer Okulare, unter denen das von Merz in München das vorzüglichste ist. Dasselbe besteht aus zwei flachen, cylindrischen Röhren, von denen die erste exzentrisch an dem Okularauszug des Fernrohrs angeschraubt wird, die zweite aber wieder exzentrisch an die erste angesetzt ist und sich um ihre Achse drehen läßt. An den Deckel der zweiten Röhre ist die Okularlinse angeschraubt. In jeder Röhre sind nun zwei parallele Spiegel unter 45° gegen die Achse aufgestellt, und das aus dem Fernrohr kommende Sonnenlicht wird daher viermal reflektiert und dadurch polarisiert, ehe es in das Okular gelangt. Indem man nun die vordere Röhre mehr oder weniger dreht, kann man die Spiegel der beiden Röhren mehr oder weniger der gekreuzten Stellung nähern und so die Intensität des Lichts beliebig abschwächen. Vgl. Polarisation des Lichts.

Heliostát (griech., „Sonnensteller“), Instrument, welches dazu dient, die Sonnenstrahlen in jede gegebene Richtung dergestalt zu lenken, daß sich dieselbe mit der Bewegung der Sonne nicht ändert. Es besteht im wesentlichen aus einem Spiegel, welcher so mit einem Uhrwerk verbunden ist, daß er dem Lauf der Sonne folgen kann. Der H. ist von ’s Gravesande erfunden und von Biot, Fahrenheit, Gambey, Meyerstein, Silbermann vielfach abgeändert worden. Einen sehr einfachen H., freilich von etwas beschränkter Anwendung, hat August konstruiert, und Gonel hat nach demselben Prinzip eine Einrichtung angegeben, bei welcher das Uhrwerk ganz wegfällt und der Apparat von einer gewöhnlichen Taschencylinderuhr bewegt wird.

Heliothermometer (griech.), s. Heliometer, S. 357.

Heliothrips, s. Blasenfüßer.

Heliotrōp (griech., „Sonnenwender“), von Gauß erfundenes Instrument, welches bei großen geodätischen Operationen die sonst auf weit entfernten Standpunkten sehr schwer zu erblickenden Signale durch ein Reflexionsbild der Sonne in einem Planspiegel ersetzt. Das Fernrohr a (s. Figur) ist auf den Punkt b gerichtet, so daß ein von b ausgehender Lichtstrahl das am Okularende befindliche Auge trifft. Wird auf der Linie dieses Lichtstrahls nahe vor dem Fernrohr ein ebener Spiegel cc angebracht und so aufgestellt, daß er die auf ihn fallenden Sonnenstrahlen s genau auf der Linie ba in das Fernrohr wirft, so erblickt man im Fernrohr statt des Punktes b ein Bild der Sonne. Ein zweiter, aus zwei Teilen bestehender Spiegel dd steht senkrecht zur Ebene des ersten Spiegels und reflektiert daher in gleicher Weise Sonnenstrahlen in der Richtung db. An dem sehr weit entfernten Punkt b verschwindet nun aber die Breite des Spiegels, und man erblickt dort die Strahlen, welche von beiden Hälften desselben ausgehend,

Heliotrop.

zusammenfallend. Der Beobachter in a erfährt die richtige Ankunft des reflektierten Lichts in b, sobald er das von r reflektierte Sonnenlicht im Fernrohr sieht; denn alsdann kann er sicher sein, daß die in der entgegengesetzten Richtung reflektierten Strahlen ebenfalls an den richtigen Punkt gelangen. Das mit Hilfe dieses ausgezeichneten Instruments auf dem Inselsberg erzeugte Licht konnte man mittels eines Fernrohrs vom Brocken aus als hellen Stern deutlich erkennen. Durch momentanes, periodisch wiederholtes Bedecken und Aufdecken des Heliotrops kann man sogar unter Zugrundelegung des Morseschen Systems denselben unter Umständen als Telegraphen benutzen. Trotz seiner einfachen Konstruktion ist das H. ziemlich kostbar, weshalb Gauß gezeigt hat, wie man auch einen Spiegelsextanten, sobald dieser nur auf einem recht soliden Fußgestell ruht, gebrauchen

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0358.jpg&oldid=- (Version vom 15.3.2022)