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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

  Zeittafel der Kirchengeschichte (15. und 16. Jahrhundert). 5


Welt, Kirche und Staat Innerkirchliches, Verfassung und Kultus Wissenschaft und Lehrbildung; Opposition
3) Die Reformbestrebungen und ihre Vereitelung.
1410–15 Johann XXIII., Geschöpf der Synode von Pisa. 1409 Konzil zu Pisa: 3 Päpste statt 2. 1410 Exkommunikation des Joh. Huß.
1410–37 Kaiser Siegmund. 1414–18 Konzil zu Konstanz: Abstimmung nach Nationen. 1414 Abendmahl in beiderlei Gestalt in Prag.
1417–31 Martin V., Geschöpf der Synode von Konstanz, zerstört deren Bestrebungen.
1415–16 Feuertod des Huß und Hieronymus.
1431–47 Eugen IV. siegt über die Synode von Basel. 1431–42 Konzil zu Basel. Hussitische Bewegung und Hussitenkriege.
1433 Prager Kompatktaten mit den Kalixtinern.
1437 Spaltung des Konzils durch Verlegung nach Ferrara. Siechtum der Scholastik. Ansätze zu neuer Theologie bei Raimund von Sabunda und Nikolaus von Cusa. Mystisch-asketische Andacht des Thomas von Kempen.
Ziele der Reformbewegung: Durchbrechung des päpstlichen Absolutismus zu gunsten des Synodalregiments, d. h. der kirchlichen Aristokratie und der Universitäten; Streben nach Nationalkirchen im Gegensatz zum römischen Universalepiskopat und Infallibilität, aber auch zum idealistischen Kirchenbegriff des Wiclef und Huß. Die Päpste vereiteln die Erfolge der Konzile durch Separatkonkordate mit den einzelnen Nationen, zumal mit dem Deutschen Reich unter Friedrich III. Umwandlung der Taboriten in Mährisch-Böhmische Brüder.
1438 Pragmatische Sanktion von Bourges.
1439–42 Florentiner Konzil.
1439–93 Kaiser Friedrich III. 1440 Platonische Akademie zu Florenz. Wiedererwachen des klassischen Altertums. Blüte des italienischen Humanismus. Kunst der Renaissance.
1453 Fall Konstantinopels.
1458–64 Pius II., früher Parteigänger des Baseler Konzils.
1471–84 Sixtus IV. Beginn des Nepotismus. Erfindung der Buchdruckerkunst.
Reformtheologen: Goch, Johann von Wesel, Johann Wessel.
1484–92 Innocenz VIII.
1492 Fall Granadas. Ferdinand der Katholische und Isabella.
1492–1503 Alexander VI. Orgien der Inquisition in Spanien, der Hexengerichte in Deutschland. Franz von Paula. 1498 Feuertod Savonarolas.
1503–13 Julius II. Neuer Kirchenstaat.
Deutscher Humanismus: Erasmus und Reuchlin. Dessen Kampf mit den Dominikanern in Köln.
1513–21 Leo X. 1512–17 Fünftes Laterankonzil.
1516 Französisches Konkordat (Aufhebung der Pragmatischen Sanktion).
Volksprediger: Geiler von Kaisersberg.

Die Kirchenspaltung bis zu ihrer endgültigen Feststellung im Westfälischen Frieden.
1) Das Zeitalter der Reformation bis zum Westfälischen Frieden.
  1517 Luthers Auftreten gegen Tezel. Litterarische Vorbereitung der Reformation durch schonungslose Aufdeckung der Schäden des kirchlichen Lebens. Flugschriften und Satiren.
1518 Zwingli gegen Samson. Melanchthon in Wittenberg.
1519–56 Kaiser Karl V. 1519 Zwingli in Zürich. Leipziger Disputation: aus theologischen Zänkereien werden große Prinzipienkämpfe.
1510–66 Sultan Soliman I. 1520 Luthers Reformationsschriften. Beginn der deutschen Bibelübersetzung.
1521 Reichstag in Worms. Luther geächtet.
Zwickauer Propheten in Wittenberg.
1524 Erstes deutsches Gesangbuch.
1522 Bildersturm in Wittenberg. Luthers Rückkehr. Fehde zwischen Erasmus und Luther.
1522–23 Hadrian VI. Lutherische Theologen: Spalatin, Jonas, Amsdorf, Bugenhagen, Brenz, Speratus, F. Myconius. Schweizer Theologen: Öcolampadius, Judä, O. Myconius. Vermittelnd zwischen beiden: Rhegius, Blarer, Bucer, Capito.
1523 Die ersten Blutzeugen in den Niederlanden.
1524–34 Clemens VII. 1525 Abschaffung der Messe in Zürich: einfacher Gottesdienst.
1525 Umwandlung des Ordensstaats Preußen in ein evangelisches Fürstentum. Kurfürst Friedrich der Weise stirbt: Johann der Beständige.
Deutscher Bauernkrieg. Konservative Wendung der Reformation Luthers und beginnende Auseinandersetzung mit Zwingli. Beider gemeinsamer Gegensatz gegen die radikale Reformation der Wiedertäufer, Antitrinitarier, Schwärmer, Chiliasten etc. Synode von Homberg: unpraktisches Verfassungsideal. Luthers „deutsche Messe“.
Katholische Theologen: Eck, Emser und Cochläus. Antitrinitarier: Denk und Hetzer. Schwärmer: Hoffmann und Schwenkfeld.
Reformation in Deutschland ermöglicht, weil Karl V. teils durch Frankreich, teils durch den Papst im Schach gehalten.
Abendmahlsstreit zwischen Luther u. Zwingli.
1526 Reichstag in Speier günstig für Lutheraner. Zwinglis Machtstellung in Zürich und politische Pläne.
1527 Reformation in Schweden. Einnahme und Plünderung Roms durch das deutsch-spanische Heer. Zwei protestantische Lehrtypen.
1528 Visitationen. Konstituierung des lutherischen Kirchentums in Kursachsen. Beginnendes Sonderleben der deutschen und der schweizerischen Reformation: vergeblicher Vereinigungsversuch in Marburg. Luthers Großer und Kleiner Katechismus.
1529 Reichstag in Speier, den Evangelischen ungünstig; daher „Protestanten“. Türken vor Wien. Symbolische Fixierung des lutherischen Lehrbegriffs in der Augustana und Apologie; des süddeutschen in der Tetrapolitana; Zwinglis Fidei ratio.
1530 Reichstag in Augsburg.
1531 Bündnis zu Schmalkalden. Zwingli fällt. Siegeslauf der Reformation durch Norddeutschland; der Katholizismus gehalten durch König Ferdinand, Bayern und die geistlichen Fürstentümer. Reformatorische Bewegungen in Spanien und Italien: Valdez, Paleario, Ochino, Vergerius.
1532 Religionsfriede zu Nürnberg (provisorisch bis zum Konzil). Friedrich der Großmütige in Sachsen.
1533 Heinrich VIII. von England läßt sich scheiden und kündigt dem Papste den Gehorsam.
1534 David Joris in den Niederlanden: ermäßigte Wiedertäuferei. Bullinger in Zürich, Viret in Lausanne, Farel in Neuchâtel und Genf. Calvins Institutio religionis christianae: Prädestinationslehre.
1534 Württemberg evangelisch unter Herzog Ulrich. 1533–35 Das Reich der Wiedertäufer in Münster.
1534–49 Paul III. mit noch meist rein weltlicher Politik gegen Karl V. 1534 Supremat des Königs in der englischen Kirche. Cranmers vorsichtige Reformation.
1536 Calvin in Genf. Kirchenstaat, Kirchenzucht, Presbyterialverfassung.
1537 Schmalkaldische Artikel.
1538 Heilige Liga zu Nürnberg.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 749e. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0749e.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2023)