Seite:Meyers b9 s0749h.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

8 Zeittafel der Kirchengeschichte (19. Jahrhundert).  


Welt, Kirche und Staat Innerkirchliches, Verfassung und Kultus Wissenschaft und Lehrbildung; Opposition
1794 Robespierres Fest des höchsten Wesens.    
1795 Missionsgesellschaft zu London.
1797–1840 Friedrich Wilhelm III. von Preußen.
1800–1823 Pius VII.
1801 Französisches Konkordat: Wiederaufrichtung des Katholizismus. 1803 Reichsdeputations-Hauptschluß. Säkularisation der geistlichen Fürstentümer in Deutschland. Erste Regungen des Gegensatzes zum Geiste des 18. Jahrh. in der französischen und deutschen Litteratur. Hier früher Hamann, Lavater, Matthias Claudius, später die katholisierende Romantik, dort die Emigrantenlitteratur: Chateaubriand.
1804–14 Kaiser Napoleon I.
1806 Ende des römischen Reichs deutscher Nation.
1809 Napoleon wegen Abschaffung des Kirchenstaats im Bann.
3) Wiederbelebung im 19. Jahrhundert.
1813–14 Befreiungskriege. Unitarier in England geduldet. Allgemeine Reaktion gegen Subjektivismus, Aufklärung und Revolution, überhaupt gegen den Geist des 18. Jahrh.
1814 Pius VII. zieht in Rom ein.
Wiederherstellung der Jesuiten.
1815 Heilige Allianz. Protest des Papstes gegen den Wiener Kongreß.
Neue Theologie, gemischt aus Romantik, ästhetischen und wissenschaftlichen Elementen, durch Schleiermacher. Aus dessen Schule zur Linken A. Schweizer, H. Krause, L. Jonas u. a., zur Rechten die Vermittelungstheologen K. J. Nitzsch, J. Müller, Ullmann, Twesten, Dorner u. a. Daneben Wiederbelebung der metaphysischen Elemente der Dogmatik durch Schelling und besonders Hegel. Aus dessen Schule zur Rechten Daub, Marheineke, zur Linken D. F. Strauß und L. Feuerbach. Wiederbelebung der Orthodoxie durch Hengstenberg, des Pietismus durch Tholuck. Blüte biblischer Wissenschaften: De Wette, Ewald, Winer, Reuß. Kirchengeschichtliche Studien durch Neander, Gieseler, Hase. Aufschwung der katholischen Theologie durch Hermes, Möhler und Döllinger.
1817 Päpstliche Verdammung der Bibelgesellschaften. Evangelische Union in Preußen.
Sieg der Romantik auf dem Gebiet der kirchlichen Kunst.
1822–29 Leo XII.
1829–30 Pius VIII. Irvingianismus, Puseyismus, Ritualismus in England.
1831–46 Gregor XVI.
Kampf des Papsttums mit dem Aufstand der italienischen Patrioten.
1833 Lamennais: demokratischer Ultramontanismus in Frankreich.
1834 Gustav-Adolf-Stiftung in Leipzig.
Verfolgung der Altlutheraner in Preußen.
1837–40 Preußischer Kirchenstreit.
1840–61 Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. Seither durchgreifende Reaktion in Kirche und Theologie. 1840 Klöster und Kirchengut in Spanien eingezogen.
Freikirchen in Schottland, Waadtland, Frankreich.
1835 Leben Jesu von Strauß. Die kritische Schule in Tübingen: Baur, Schwegler, Zeller, Köstlin, Hilgenfeld.
1846 Evangelische Allianz. Erfolglose Generalsynode in Preußen: zur Linken Sydow, zur Rechten Stahl, in der Mitte K. J. Nitzsch.
1847 Sonderbundskrieg.
1844 Deutschkatholizismus; Lichtfreunde auf protestantischem Boden; beider gemeinsamer Ausgang in den Freien Gemeinden.
1848 Revolution und Reaktion. 1848–72 Deutsche Kirchentage.
1850–87 Der Mormonenstaat Utah.
1852 Evangelische Kirchenkonferenz in Eisenach.
1850 Kardinal Wiseman Primas von England. 1854 Das Dogma von der unbefleckten Empfängnis.
Beginn des Kampfes gegen die Reaktion. Protestantische Kirchenzeitung.
1860–64 Sklavenbefreiungskrieg in Nordamerika.
1864 Päpstlicher Syllabus. 1865 Deutscher Protestantenverein: Schenkel, Bluntschli, Rothe, H. Lang, K. Schwarz, O. Pfleiderer.
1870 Aufhören des Kirchenstaats. Deutsch-französischer Krieg. 1869–70 Vatikanisches Konzil. Konsequente Durchführung des jesuitisch-römischen Systems in der ganzen katholischen Kirche. Niedergang des nationalen Gedankens im deutschen Katholizismus.
1870 Das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit. Altkatholizismus. Niedergang der deutschen katholischen Theologie.
1871 Kaiser Wilhelm I.
1872–78 Preußischer Kulturkampf.
1872 Jesuiten aus Deutschland.
1873 Falks Maigesetze. Einführung einer Synodalverfassung in den altpreußischen Provinzen.
Neue Standpunkte auf dem Gebiet der Religionsphilosophie und Dogmatik Ritschl und seine Schule; Lipsius. Dagegen die lutherische Orthodoxie, vertreten durch Luthardt, Kahnis, Delitzsch, Philippi, Zöckler u. a. Hofmanns Schule. Gemeinsamer Vernichtungskampf der lutherischen Konfessionalisten und der Partei der „positiven Union“ (Hofpredigerpartei in Preußen) gegen die freie Theologie. Stöcker.
1878 Leo XIII. Rückzug der preußischen Kirchenpolitik. Dafür Konflikt des Papstes mit der französischen Republik unter Gambetta und Ferry. Höhepunkt der äußern und der innern Mission in der protestantischen, der Pius-, Bonifacius- und Vincentiusvereine in der katholischen Welt.
1879 Erste Generalsynode in Preußen.
1880 Jesuiten aus Frankreich. 1883 Lutherfest in der protestantischen Welt.
1887 Annäherung zwischen Kaiser und Papst. Sozialdemokratisches Gegenbild von Religion und Kirche.




Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 749h. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0749h.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2023)