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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

Szamos durchströmt. Die Einwohner (1881: 196,307) sind Ungarn und Rumänen und betreiben besonders Viehzucht, Acker- und Bergbau. Amtssitz des Komitats, welches von der Ungarischen Staatsbahn durchschnitten wird, ist die Stadt K. (ungar. Kolozsvár, rumän. Clusu), am Kleinen Szamos, Station der Ungarischen Staatsbahn; sie besteht aus der innern, ehemals befestigten Stadt und fünf Vorstädten und hat einen großen Hauptplatz, in dessen Mitte die 1414 vom König Siegmund gegründete gotische Pfarrkirche St. Michael steht. Erwähnenswerte Gebäude sind: die neue unitarische Kirche im italienischen Stil, die neue reformierte Kirche mit minaretartigen Türmen, 3 Klöster, das ehemalige Gubernialgebäude, das Rathaus, das neue Sparkassengebäude, mehrere alte Privatpaläste, das ungarische Nationaltheater etc. Auf einem Hügel, inmitten von Parkanlagen, befindet sich das Landesmuseum (früher Villa des Grafen Mikó) mit siebenbürgischen Altertümern, wissenschaftlichen Sammlungen und großer Bibliothek (45,000 Bde.). Auf dem gegenüberliegenden Hügel jenseit des Flusses erhebt sich die Citadelle Fellegvár. K. hat (1881) 29,921 meist ungar. Einwohner, die Handel, Gewerbe, Acker- und Weinbau treiben, hat eine Universität (Franz Josephs-Universität) und ein reformiertes Gymnasium mit bedeutenden Bibliotheken (18,030 u. 27,332 Bde.) und Sammlungen, ein katholisches Gymnasium, ein adliges Konvikt, eine Lehrerinnenpräparandie, ein unitarisches Kollegium und Seminar mit Bibliotheken (26,307 Bde.), eine Sternwarte, eine Musikakademie, ein Waisenhaus und mehrere Spitäler und Humanitätsanstalten. K. ist der Sitz eines unitarischen und eines reformierten Bischofs, einer Finanz-, Kataster- und Telegraphendirektion, eines Gerichtshofs und vieler andrer Behörden. Am Westende der Stadt, nördlich vom Szamoskanal, befindet sich eine schöne, große Promenade mit Teichen, Schwimmschule, Sommertheater und Belustigungsorten. In der Nähe von K., nur durch den Szamos getrennt, liegt das Dorf Kolosmonostor mit altem Kloster, worin das Landesarchiv Siebenbürgens aufbewahrt wurde, und einer landwirtschaftlichen Lehranstalt. – K. liegt an der Stelle des dakoromanischen Vorortes Napoca, wo sich der Sitz der alten Verwaltung des Komitats Kulus oder Klus erhob und im 13. Jahrh. um die Komitatsburg eine rasch aufblühende deutsche Kolonie zeigt, deren Rechte und Freiheiten König Stephan V. (1270–72) verbriefte, Karl Robert 1316 bestätigte, Ludwig und Siegmund mehrten. Letzterer erhob 1405 K. zur königlichen Freistadt. Im 16. Jahrh. sprach man von „der reichen K.“ Das deutsche Element war indessen schon im 16. Jahrh. sehr geschwächt, gegen das Ende des 17. Jahrh. unter den Einwohnern fast ganz verschwunden. Mit dem Magyarentum zog der Calvinismus und Unitarismus ein. K. wurde bald der Hauptort des siebenbürgischen Magyarentums. Im Beginn der ungarischen Erhebung von Puchner für die Kaiserlichen behauptet, ward die Stadt 25. Dez. 1848 von Bem genommen und besetzt.

Klausenpaß, ein begangener Hochalpenpaß des schweizer. Kantons Uri (1962 m), zwischen der Tödigruppe und dem Zug der Schächenthaler Windgelle eingesenkt, verbindet das Schächenthal mit dem Urner Boden, einem vom Fätschbach durchflossenen, also auf der Glarner Seite befindlichen Alpenthalgrund, der politisch zu Uri gehört. Über die ganze Alp hin liegen Hütten gruppenweise zerstreut, und in der Mitte derselben, bei der Spitelrüti (1390 m), steht auf einem von Tannen umgebenen Hügel die Bergkapelle, in welcher alle 14 Tage für die Sennen Gottesdienst gehalten wird. Gewöhnlich liegt hier selbst im Hochsommer noch Schnee, dessen Schmelzwasser von Teilen des anstehenden Thonschiefers blutrot gefärbt erscheint. Der oberste Ort im Schächenthal ist Äsch (1272 m); Linththal im Kanton Glarus liegt in 661 m Seehöhe.

Klaus Narr, s. Klaus 2).

Klausner, s. Klause.

Klausthal (Clausthal), wichtigste Bergstadt auf dem Oberharz, im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, Kreis Zellerfeld, liegt zwischen den Quellbächen der Innerste und an der Linie Halle-K. der Preußischen Staatsbahn, 605 m ü. M., auf einem rauhen Plateau, auf dem bei noch nicht 6°C. jährlicher Durchschnittswärme und 150 cm jährlicher Regenmenge Ackerbau nicht mehr betrieben werden kann, und ist von der Nachbarstadt Zellerfeld nur durch den kleinen Zellbach getrennt. Die Stadt hat freundliche Gebäude und breite Straßen, eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Gymnasium mit Realabteilung, eine auch von Ausländern stark besuchte Bergakademie und Bergschule (mit Bibliothek, großen Sammlungen von Modellen und Mineralien und einem Laboratorium), ein Oberbergamt, ein Hüttenamt, eine Berginspektion, eine Superintendentur und (1885) 8871 meist evang. Einwohner. Die männlichen Bewohner sind größtenteils Berg- und Hüttenleute; die weibliche Bevölkerung findet in Strick- und Häkelwarenfabriken vielfach Beschäftigung. Die Bergwerke in der Nähe von K. gehören zu den wichtigsten des preußischen Harzes, namentlich die Gruben des Burgstädter Zugs: Herzog Georg Wilhelm, Anna Eleonore und Bergmannstrost. Die erstgenannte hat nächst dem Samson bei Andreasberg den tiefsten Schacht des Harzes (850 m). Als Ersatz für die nach und nach eingehenden kleinen Pochwerke ist 1 km von der Stadt entfernt eine großartige, mit Dampf betriebene Aufbereitungsanstalt erbaut; noch 1 km weiter liegt die Frankenscharner Silberhütte mit 14 Schmelzöfen, welche außer den oberharzischen Erzen auch amerikanische Silbererze verhüttet, und noch weiter thalabwärts die bedeutende Grube Bergwerkswohlfahrt. Der Bergbau des Oberharzes, dessen Mittelpunkt K. bildet, gehört wegen seiner Produktion und der Großartigkeit seiner Anlagen zu den bedeutendsten in Deutschland. Er umfaßt außer den Klausthaler Gruben auch noch die Bergwerke bei Zellerfeld, Bockswiese, Lautenthal, Grund und Andreasberg sowie die denselben dienenden Hüttenwerke zu K., Lautenthal, Altenau und Andreasberg. Der Bergbau findet auf Gängen statt, welche in den Kulmschichten (unteres Kohlengebirge) auftreten und hauptsächlich silberhaltigen Bleiglanz, Kupfer- und Zinkerze führen. Die Grundwasser werden durch zwei Stollen abgeführt, von denen der Georgsstollen (1779–99 erbaut) sich durch sämtliche Gruben (außer den Lautenthaler) erstreckt, etwa drei Stunden Länge hat und bei der Bergstadt Grund mündet (284 m ü. M.), während der noch 140 m tiefere Ernst-Auguststollen (1851–64 gebaut) an seinem Anfangspunkt bei der Grube Karolina in 392 m Tiefe eindringt und bei Gittelde (210 m ü. M.) mündet. Letzterer, welcher teilweise zugleich zum Transport von Erzen durch Schiffe dient, ist eins der bedeutendsten Werke der Markscheidekunst und sichert in Verbindung mit der teilweise noch im Bau begriffenen, 230 m unter dem Ernst-Auguststollen und 37 m unter dem Meer liegenden tiefsten Wasserstrecke den Bergbau auf die

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 813. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0813.jpg&oldid=- (Version vom 27.7.2021)