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Seite:Meyers b9 s0963.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

Gemeinde zu Kolossä zu dem Zwecke gerichtet, einer daselbst aufkommenden judaistischen Spekulation und Askese zu begegnen. Die Echtheit des Briefs ist der neuern Kritik zweifelhaft geworden. Vgl. Holtzmann, Kritik der Epheser- und Kolosserbriefe (Leipz. 1872); Klöpper, Der Brief an die K. (Berl. 1882).

Kolossēum (jetzt Coliseo), das berühmte, von Vespasian begonnene und von Titus 80 n. Chr. vollendete Flavische Amphitheater in Rom, welches bei einer Achsenlänge von 185 m, einer Achsenbreite von 156 m und einer Höhe von 481/2 m in der ursprünglichen, jetzt teilweise durch Abbruch verringerten Ausdehnung eine Ellipse von 524 m umschloß und 85,000 Zuschauer faßte. Auf einem mächtigen Unterbau, der die Behälter der wilden Tiere und die Maschinerien für szenische Veränderungen aller Art enthielt und jetzt zur Hälfte wieder ausgegraben ist, ruhte die Arena, welche bedeutend kleiner als gegenwärtig war (die beiden Achsen 77 : 461/2 m). Von hier ab erhoben sich terrassenförmig die Sitzreihen, deren oberste von einer stattlichen Säulenstellung umgeben war. Der oben offene Raum wurde zum Schutz gegen Sonne und Regen mit mächtigen, an riesigen Mastbäumen befestigten prachtvollen Teppichen überspannt. Über den drei untern Stockwerken der Außenseite, welche innen die Um- und Zugänge zu den Sitzreihen, außen die mit Rundbogen geschlossenen, mit Statuen ausgestatteten Fensteröffnungen enthielten (vgl. nebenstehenden Durchschnitt und Aufriß), befand sich das dem erwähnten Säulengang entsprechende, undurchbrochene vierte Stockwerk mit den zur Aufnahme jener Mastbäume bestimmten Konsolen. Um dem Äußern eine noch lebendigere Gliederung zu geben, waren die beiden untern Stockwerke mit dorischen und ionischen, die beiden obern Geschosse mit korinthischen Halbsäulen geschmückt; alle äußern und konstruktiv wichtigern Teile sind aus Travertinquadern, die übrigen Teile aus Backsteinen hergestellt. Die Arena diente sowohl zu Gladiatorengefechten als zu Seeschlachten und Tierkämpfen. Die erstern erhielten sich bis in das 5. Jahrh., die Tierkämpfe noch länger. Im Mittelalter wurde das K. eine befestigte Burg der Frangipani, seit dem Beginn der Renaissance aber der große Steinbruch für Neubauten, wie die Cancellaria, die Palazzi di Venezia und Farnese. Erst Benedikt XIV. sicherte den noch jetzt erhaltenen Rest, Pius VII. restaurierte die Ostseite, Leo XII. die Westseite, Pius IX. die Treppen. Am Anfang unsers Jahrhunderts wurden unter Napoleonischer Herrschaft die Substruktionen der Arena bloßgelegt, dann wieder verschüttet, neuerdings aber nochmals ausgegraben (s. Rom und Amphitheater). Vgl. Platner und Bunsen, Beschreibung der Stadt Rom, Bd. 3 (Stuttg. 1837); Reber, Die Ruinen Roms (2. Aufl., Leipz. 1879).

Kolotomīe (griech.), operative Eröffnung eines Teils des Dickdarms (colon) zum Zweck der Kotentleerung bei Verschluß eines tiefer, weiter unten gelegenen Teils; künstliche Afterbildung.

Kolotyphus (griech.), ein Abdominaltyphus, bei dem sich die Darmgeschwüre hauptsächlich im Dickdarm (colon) lokalisieren.

Kolowrat, ein in Böhmen und Österreich begütertes altes Adelsgeschlecht slawischen Ursprungs, dessen ältester Stammsitz in Oberkrain gesucht wird, jedenfalls aber auf böhmischer Erde heimisch und hier emporgekommen, bestand früher aus vielen Linien, von denen gegenwärtig nur noch die seit 1674 reichsgräfliche Hauptlinie K.-Krakowsky übrig ist, die sich wieder in drei Zweige: Brzeznitz, Radenin und Teinitzl, teilte, von denen nur noch die mittlere, deren Haupt Graf Philipp ist, blüht. Der letzte Vertreter der ältesten, 1660 in den Reichsgrafenstand erhobenen Linie, K.-Liebsteinsky, war Franz Anton, geb. 31. Jan. 1778 zu Prag. Derselbe trat in den österreichischen Staatsdienst, ward 1807 zum Stadthauptmann von Prag, sodann 1810 an Stelle des Grafen Wallis zum Oberstburggrafen von Böhmen wie zum Präsidenten der böhmischen Stände ernannt und zeichnete sich in dieser Stellung durch Besonnenheit, Charakterfestigkeit und Milde aus, während seine Arbeitskraft nicht hoch geschätzt wurde und er meist andre für sich arbeiten ließ. Besondere Verdienste erwarb er sich um die Belebung des Nationalgefühls der Böhmen durch Forderung des Studiums der böhmischen Sprache und Geschichte sowie durch Sammlung von historischen und ethnographischen Denkmälern, welchen Bestrebungen er in der Gründung des vaterländischen Museums einen Mittelpunkt gab. Gleiche Pflege wie der Wissenschaft und Kunst ließ er Wohlthätigkeitsanstalten angedeihen, wie denn das reorganisierte Armeninstitut, die Sparkasse etc. ihm ihre Entstehung verdanken. Nicht minder faßte er die materiellen Interessen des Landes ins Auge und erstrebte unter anderm Handelsfreiheit, allmähliches Aufhören des intellektuellen wie des merkantilischen Prohibitivsystems, Reduktion des stehenden Heers und Wiederbelebung der längst verkommenen historischen Provinzialstände, wenigstens als Kreditanstalt. 1825 ward er von Kaiser Franz gleichsam als Gegengewicht gegen Metternich in das Staatsministerium nach Wien berufen und machte, namentlich seit Ferdinands Regierungsantritt (1835), seinen Einfluß zu gunsten einer versöhnlichen Politik geltend. Infolge der Ereignisse vom März 1848 trat K., nachdem er 21. März bis 4. April an der Spitze eines neuen Ministeriums gestanden, aus dem öffentlichen Dienst zurück und starb, eine humane, den Künsten und Wissenschaften stets befreundet gebliebene Persönlichkeit, 4. April 1861 in Wien kinderlos.

Kolowratshöhle, s. Untersberg.

Kolozsvár, ungar. Name für Klausenburg.

Kolpak, die gerade emporsteigende Pelzmütze der ungarischen Husaren (vgl. Kalpak). Bei den Husaren der deutschen Armee ist der K. der tuchene Zipfel oben in der Bärenmütze, dessen Farbe mit als Regimentsabzeichen dient.

Kolpeurynter (griech.), Instrument zur Tamponade der Scheide, besteht aus einer mittels eines Messinghahns verschließbaren Kautschukblase. Der K. wird zusammengefaltet in die Scheide eingeführt und nun mit Wasser aufgespritzt, worauf der Hahn geschlossen wird. Man benutzt den K. bei Blutungen aus der Gebärmutter, ferner wenn bei schon eingeleiteter Geburt die Wehen wieder nachlassen und man sowohl eine Verstärkung der Wehen als auch einen Gegendruck gegen die springfertige Blase wünscht.

Kölpiner See, einer der Eldeseen in Mecklenburg-Schwerin, zwischen dem Müritz- und Fleesensee gelegen, 4 km breit, sendet nach N. einen Zweig bis Jabel.

Kolping, Adolf, Begründer der katholischen Gesellenvereine, geb. 8. Dez. 1813 zu Kerpen bei Köln, erlernte das Schuhmacherhandwerk, studierte dann in Köln und Bonn Theologie, wurde 1845 Priester, gründete 1846 in Elberfeld einen Gesellenverein, ward 1849 Domvikar in Köln, 1862 Rektor der Minoritenkirche und starb, zum apostolischen Notar und päpstlichen Geheimkämmerer ernannt, 4. Dez. 1865 in Köln. Über seine bemerkenswerte Wirksamkeit auf praktisch-sozialem

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 963. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0963.jpg&oldid=- (Version vom 11.11.2024)