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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

auch dem Fuhrmann tapfer ein, der mir gestand, der Kellner habe ihm vorhin in’s Ohr gesagt, ich müsse wohl ein Wiedertäufer sein, ein Separatiste oder dergleichen, ich hätte mein Gebetbuch so närrisch geküßt. „Gut,“ habe er darauf gesagt, „wenn’s nur kein Jude ist; denn der, den ich gefahren, der Spitzbub, stiehlt mir ein Paar nagelneue Handschuh weg! Ich hatte sie am Reif im Wagen hängen. Und das war nicht genug, bei’m Abschied im Finstern was thut er? drückt mir den breiten nichtsnutzigen Knopf da in die Hand statt einem Fünfzehner! Aber, nur stät! es gibt allerhand Knöpf’, ganz besondere Sorten. Wißt Ihr wohl, Herr, welches die besten Knopfmacher sind, will sagen, die flinksten, und macht doch einer lang kein Duzend im Jahr? Ihr rathet’s nicht. Die Henkersknecht! Mein Seel, wenn mir der Jud’ wieder begegnet, das Räthsel geb’ ich ihm auf; was gilt’s, er hat’s heraus, eh’ ich ihm zweimal mit der Geißel winke?“

„Hört,“ sprach ich zu dem Fuhrmann, „Ihr seid ein braver Kerl, wißt Ihr Was? vielleicht daß mir der Jude doch noch früher in die Hände läuft als Euch; laßt mir den stählernen Knopf, hier ist ein Zwölfer dafür.“ Der Handel fand keinen Anstand. – Mir fiel inzwischen ein, daß noch mein Stock im Wagen liege; ich ging mit Licht hinaus und fand bei

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_014.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)