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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

sehr zu Gunsten des Mädchens entwickeln dürfte. Wir haben überdieß Ursache zu vermuthen, es seien während Ihrer Unterredung mit dem Fräulein die Wände nicht ganz ohne Ohren gewesen; auf alle Fälle wird man Sie vernehmen; die Herren, merk’ ich, lieben die Vorsicht, wie uns die beiden Lümmel beweisen, die man in Absehn auf Ihre suspecte Person da draußen promeniren läßt. Glück zu, mein Herr! der letzte Act der Tragikomödie lichtet sich schon, und Luciens Freunde werden sich demnächst vergnügt die Hände schütteln können.“

So kam es denn auch. Es fand sich in der That, daß durch das Geständniß des Hauptmanns, der sich, durch mehrere Indicien überführt, mit noch einem Andern als Beistand des Duells bekannte, die Sache schon erhoben war, noch eh’ man Luciens und meine Bestätigung einzuholen kam. Das Mädchen hatte, unmittelbar auf jene Unterredung mit mir, unweigerlich Alles gestanden. In Kurzem war sie losgesprochen.

Jetzt aber forderte der Zustand ihres Innern die liebevollste, zärteste Behandlung. Sie glaubte sich entehrt, vernichtet in den Augen der Welt, als Abenteurerin verlacht, als Wahnsinnige bemitleidet. Fühllos und resignirt that sie den unfreiwilligen Schritt in’s menschliche Leben zurück. Die Zukunft lag wie

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_307.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)