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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

hatte, das ihn unendlich liebenswürdig kleide. „Ja, nehmen’s nur, er hat seine dreitausend Thaler fix, und das wofür? Daß er die Woche einmal ein Kammerconcert, zweimal die große Oper dirigirt – Ach, Oberstin, ich habe ihn gesehen, unsern lieben, kleinen goldenen Mann, in Mitten seiner trefflichen Kapelle, die er sich zugeschult, die ihn anbetet! saß mit der Mozartin in ihrer Loge, schräg gegen den höchsten Herrschaften über! Und was stand auf dem Zettel, bitte Sie – ich nahm ihn mit für Sie – ein kleines Reis’präsent von mir und Mozarts drein gewickelt – hier schauen Sie, hier lesen Sie, da steht’s mit ellenlangen Buchstaben gedruckt! – Hilf Himmel! was? Tarar! – Ja, gelten’s, Freundin, was man erleben kann! Vor zwei Jahren, wie Mozart den Don Juan schrieb und der verwünschte giftige, schwarzgelbe Salieri auch schon im Stillen Anstalt machte, den Triumph, den er mit seinem Stück davon trug in Paris, demnächst auf seinem eignen Territorio zu begehen, und unserem guten, Schnepfen liebenden, allzeit in Cosa rara vergnügten Publikum nun doch auch ’mal so eine Gattung Falken sehn zu lassen, und er und seine Helfershelfer bereits zusammen munkelten und raffinirten, daß sie den Don Juan so schön gerupft wie jenesmal den Figaro, nicht todt und nicht lebendig, auf das Theater stellen

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_332.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)