Seite:OAB Nagold 004.png

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unterbrochen, während die schmalen, durchgängig von frischen Gebirgswassern durchzogene Thalebenen für den Wiesenbau benützt werden. Überdieß unterscheidet sich die Partie des bunten Sandsteins durch ihren Waldreichthum wesentlich von der des Muschelkalks, welche mehr dem Feldbau dient.

Tritt man aus der Formation des bunten Sandsteins in die Muschelkalkformation, so überrascht die plötzliche Veränderung der Physiognomie des Bezirks; das frische Roth geht in ein schmutziges Gelb über und es erscheinen bald die mäßigen Hügel der Wellenmergel und Wellendolomite. Geht man weiter gegen Osten, so werden die Hügel immer kräftiger und markirter, indem hier theils die mittleren (Anhydritgruppe), theils die oberen Glieder (Hauptmuschelkalk) der Muschelkalkformation anstehen und sich entweder in gerundeten oder etwas in die Länge gestreckten Hügeln scharf ausprägen. Am östlichen Rande des Bezirks, der an das sog. Gäu grenzt, ändert sich die Gegend sichtlich, indem hier dem Muschelkalk eine Bedeckung von Diluviallehm zukommt, der die starren Züge der Gegend immer mehr mildert und ein flaches fruchtbares Plateau allmählig herstellt. Die vielfältig gekrümmten Thäler der Muschelkalkformation haben eine etwas breitere Sohle, als die des bunten Sandsteins; sie sind ebenfalls tief eingeschnitten, haben aber keine so gleich geneigten Thalwände, sondern in Folge der 3 verschiedenen Hauptschichten der Formation terrassenförmig abgestufte Gehänge, die gegen oben sehr steil und kantig von dem Plateau abfallen, gegen unten aber zuweilen breite Absätze oder Ausläufer bilden, welche meist für den Feldbau benützt werden, während die obern Steilgehänge dem Waldbau überlassen sind. Die Thäler führen häufig Anfangs keine Gewässer und erhalten diese erst in den tiefer eingeschnittenen Partieen.

a. Erhebungen und Höhenbestimmungen.

Die mittlere Erhebung der Hochfläche mag etwa 2200 württemb. Fuß über dem Meere betragen, und zwar wechselt die Hochfläche des bunten Sandsteins von 1900–2924′, die des Muschelkalks von 1100 bis 2100′. Die bedeutendere Höhe des normal tiefer liegenden bunten Sandsteins rührt von der gewaltsamen Erhebung des Schwarzwaldes im Allgemeinen her (s. hierüber die Oberamtsbeschreibung von Freudenstadt), daher auch die der Hebungslinie des Schwarzwaldgebirges näher gelegenen Gegenden die höchsten sind.

Der höchste Punkt des Oberamtsbezirks mit 2924′ befindet sich an der nordwestlichsten Oberamtsgrenze (Landesgrenze) im Wald

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_004.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)