Seite:OAB Nagold 016.png

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was die Fruchtbarkeit derselben noch mehr erhöht. In den Thälern haben sich meist fruchtbare, den Wiesenbau begünstigende Alluvialbodenarten abgelagert, denen überdieß größtentheils durch Wässerung nachgeholfen wird. (Über die verschiedenen Bodenverhältnisse s. auch die Ortsbeschreibungen.)


5. Luft und Witterung.

Die klimatischen Verhältnisse, welche vorzugsweise durch die sehr verschiedenen Erhebungen des Bezirks bedingt sind, gehören im Allgemeinen zu den minder günstigen. Das mildeste Klima hat das Nagoldthal, so weit es seine Richtung von Süden nach Norden hat, mithin von der Oberamtsstadt bis nach Wildberg; in beiden Orten gedeihen noch feinere Gewächse, edlere Obstsorten und in günstigen Jahren reift sogar die Traube an den Kammerzen. Übrigens bleibt im Frühjahr die Vegetation um 8–14 Tage gegen dem Unterland zurück. Heftige Stürme werden von den hohen Thalwänden abgehalten und der Schnee ist in dem Thale öfters schon ganz verschwunden, wenn man auf den Anhöhen noch im Schlitten fahren kann. Auf den Anhöhen rechts der Nagold im östlichen Theil des Bezirks, der sich an das Gäu anschließt, ist das Klima etwas weniger mild, jedoch dem Getreide- und Obstbau sehr zuträglich. Ein bedeutend rauheres Klima hat der Bezirk, besonders auf der Hochebene, in der Mitte desselben, wo meist nur späte Mostsorten gedeihen und feinere Gewächse nicht mehr fortkommen. Am rauhesten aber sind die klimatischen Verhältnisse im Nordwesten des Bezirks auf dem sog. oberen Wald; hier gedeiht das Obst beinahe gar nicht mehr und von den Getreidearten werden hauptsächlich Roggen und Hafer gebaut, während der Anbau des Dinkels ganz untergeordnet getrieben wird und nie einen erheblichen Ertrag liefert. Auf den Hochebenen ist die Luft meist bewegt und nicht selten sehr stürmisch, insbesondere ist der sog. obere Wald heftigen Stürmen ausgesetzt, welche in den Waldungen öfters Windwürfe und Windbrüche verursachen. Im Allgemeinen ist die Luft im ganzen Bezirk frisch und rein und in Folge der balsamischen Ausdünstung der Nadelwaldungen erquickend und stärkend. Im Winter häufen sich in den höher gelegenen Gegenden oft ungeheure Schneemassen an, die nicht selten den Verkehr längere Zeit hemmen. Hagelschaden ist im Allgemeinen selten, indem sich die Gewitter meist über die Waldungen entladen und nur im südlichen Theil des Bezirks, in der Gegend bei Ober- und Unter-Schwandorf, Ober- und Unterthalheim, besonders aber bei Haiterbach, kommt Hagelschlag ziemlich häufig und zuweilen sehr

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_016.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)