Seite:OAB Nagold 059.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

beinahe allgemein Eingang gefunden; auch sind von mehreren Gemeinden Walzen zur allgemeinen Benützung angeschafft worden. Für rationelle Düngerbereitung geschieht Vieles durch Beispiel und Belehrung: die Gülle wird in den meisten Orten fleißig gesammelt und als weitere Düngungsmittel kommen, außer den gewöhnlichen, noch Gyps, Hallerde, Asche, Compost, Abfälle von Wolle, Leim- und Potaschesiedereien etc. in Anwendung. Das Brennen (Motten) der Felder ist nur in einigen Waldorten noch üblich (s. hier. den Abschnitt „Ackerbau“). Der Hauptübelstand in dem landwirthschaftlichen Betrieb der Waldorte besteht in dem großen Mangel an guten Streumaterialien, da einerseits zu wenig Futter und anderseits zu wenig Halmfrüchte erzeugt werden. Das von den Halmfrüchten gewonnene Stroh muß beinahe ausschließlich zur Nahrung für das Vieh verwendet werden und die nöthige Streu bezieht man, jedoch beschränkt, aus den Waldungen.

Der im Jahr 1841 gegründete landwirthschaftliche Bezirks-Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, durch Belehrung, Aufmunterung zu Gründung von Fortbildungsschulen, Anschaffung verbesserter landwirthschaftlicher Geräthschaften und tüchtiger Zuchtstiere (vorzugsweise Simmenthaler Race) die Landwirthschaft zu heben und den Sinn für dieselbe immer mehr zu wecken.

Werth und Ertrag. Der Werth des Bodens ist, wie dessen Ertrag, sehr verschieden. Im Allgemeinen bewegen sich die Preise eines Morgens Acker von 10–1000 fl., am häufigsten von 100–300 fl. Die durchschnittlich höchsten Preise mit 100–1000 fl. hat Nagold und die geringsten mit 10–120 fl. Warth. Am verschiedensten sind die Preise auf der Markung Sulz, wo sie sich von 40–1000 fl. bewegen. Die Wiesenpreise bewegen sich im Allgemeinen von 50 bis 1400 fl. pr. Morgen; die durchschnittlich höchsten Preise mit 300 bis 1400 fl. hat Sulz, die geringsten mit 50–200 fl. Warth und Schönbronn.

Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Ackerlandes beträgt an Dinkel 4–12 Scheffel, an Haber 2–8 Scheffel, an Gerste 2–7, ausnahmsweise bis 10 Scheffel, an Roggen 2–5 Scheffel, an Waizen 3–5 Scheffel. Ein Morgen Wiese liefert im Durchschnitt 25–45 Centr. Futter.

Der nach den Schätzungen für das Steuerprovisorium angenommene Reinertrag und der hiernach berechnete Kapitalwerth der Bodenfläche des Bezirks ist schon bei der Berechnung der Bodenfläche des Vermögens S. 54 angegeben.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_059.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)