Seite:OAB Nagold 107.png

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lastete bis zum Jahr 1836 ein Badzins von etwa 3 fl. jährlich. Die Markung ist im Allgemeinen reich an Quellen, die häufig zur Wiesenwässerung benützt werden; die bedeutendste Quelle ist der sogenannte Badbrunnen, früher Nonnenbrunnen genannt, welcher zu dem Röthenbacher Bad benützt wird (s. hierüber unten). Früher waren 2 Fischweiher, der eine an der nordöstlichen Seite der Stadt, der andere am Fuß des Schloßbergs vorhanden. Die Nagold und die Waldach, welche mit ihren Wasserkräften die Gewerbe begünstigen (s. hierüber unten) schaden durch ihr Austreten zuweilen den anliegenden Feldgütern und sind dem Ort selbst schon gefährlich geworden, z. B. in den Jahren 1461 und 1500 hat die ausgetretene Nagold großen Schaden angerichtet und im Jahr 1613 riß der Fluß Gebäude hinweg und eine Mühle mit 20 Menschen nebst sämmtlichem Vieh ging in den Hochfluthen zu Grunde.

Das Fischrecht hat theils der Staat, theils die Gemeinde und theils Privaten; Staat und Gemeinde haben dasselbe um je 3 fl. 30 kr. jährlich verpachtet.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde Leute, die sich nicht selten eines hohen Alters erfreuen; sie verbinden großen Fleiß mit regem Sinn für Religion, und der Pietismus, namentlich die Secte der Michelianer, haben hier empfänglichen Boden gefunden.

Geborne Nagolder, welche im Ausland sich ausgezeichnet haben, sind der Helmstädter Philosoph Paul Friese um 1589 blühend und der niederländische Admiral Bürkle † 1697 zu Breda.

Die Vermögensumstände sind im Allgemeinen ziemlich befriedigend; der vermöglichste Bürger besitzt etwa 130 Morgen Feld, der sogenannte Mittelmann 10 Morgen und die minder bemittelte Klasse 1/2–3 Morgen. Etwa 80 Personen, worunter 33 Kinder, erhalten gegenwärtig Gemeindeunterstützung. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und ziemlich viel Gewerbe; die Unbemittelten sichern sich durch Taglohnarbeiten ihr Auskommen. Von den Gewerben sind die Tuch- und Zeugmacher, weiche ihre Fabrikate theils auf der Stuttgarter Messe, theils in’s Ausland absetzen, und die Gerber am zahlreichsten vertreten; ferner sind zu nennen:

1) Zwei Spinnereien, die eine an der Waldach gelegen, ist Eigenthum des Adam Sannwald, die andere von Georg Rentschler liegt an der Nagold.

2) Die von der Waldach getriebene, mit künstlicher Einrichtung versehene Rapp’sche Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_107.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)